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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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sich der Wald abzeichnete, in dem der Mord geschehen war.
    Schwarz stellte nach kurzem Suchen das Fahrzeug auf dem etwas versteckt liegenden Parkplatz ab, auf dem man Julias blauen Golf gefunden hatte.
    Die beiden stiegen aus. Braunagel sah sich um.
    »Hat jemand inzwischen den Autoschlüssel gefunden?«
    »Nein. Wahrscheinlich hat sie ihn in einer Astgabel oder unter einem Stein versteckt. Den findet irgendjemand irgendwann mal zufällig.«
    »Irgendwie.« Braunagel lachte leise vor sich hin, zog die Schultern hoch und schaute sich dann aufmerksam um. »Von der Straße aus nicht so leicht einsehbar, der Platz hier. Nicht einmal jetzt, wo die ganzen Büsche und Bäume ringsum kein Laub mehr tragen«, stellte er fest. »Sie konnte sich also theoretisch unbemerkt ausziehen und loslaufen. Da vorne teilt sich der Weg. Sie muss nach links abgebogen und dem Bach gefolgt sein. Es dürfte sie an ihren Lieblingsweg zu Hause erinnert haben, vielleicht ist sie deshalb da und nicht rechts rum losgezogen.«
    »Oder jemand konnte sie von möglichen Zeugen unbeobachtet dazu zwingen, sich auszuziehen und bis dahin zu gehen, wo sie umgebracht wurde«, näselte Schwarz.
    »Hm.«
    Schwarz folgte dem Kollegen schweigend. An der Gabelung blieb Braunagel stehen und schaute sich um.
    »Wobei ich mich frage, wie sie diesen Parkplatz überhaupt gefunden hat.« Er bog auf den schmalen, mit Gras und Moos überwachsenen Waldweg ab. »Hier hat sie sich also dafür entschieden, nach links weiterzulaufen. Wie weit ist das ab Parkplatz ungefähr?«
    »Vierhundert Meter, weiter nicht«, schätzte Schwarz, der sich umgedreht hatte, und die Entfernung zwischen dem gerade noch sichtbaren Dienstfahrzeug und der Gabelung mit den Augen maß.
    »Wenn wir davon ausgehen, dass sie nackt nicht gesehen werden wollte, kann ich verstehen, warum sie da entlang gelaufen ist. Der andere Weg ist für normale Waldläufer weitaus bequemer, der hier endet dort vorne ja schon in einem unbefestigten Waldweg, und wird offensichtlich von Leuten aus der Forstwirtschaft genützt. Die Möglichkeit, von einem zufällig Vorbeikommenden gesehen zu werden, ist hier links entlang weitaus geringer als rechts.«
    Schwarz folgte dem Kollegen die Strecke bis dahin, wo Julia in den noch weitaus weniger attraktiven Seitenweg abgebogen war, auf dem irgendwo ihr Mörder gewartet haben musste.
    Braunagel sah sich um.
    »Wo verdammt noch mal war der Kerl eigentlich, dass Julia ihn nicht gesehen hat?«
    »Wer sagt, dass sie ihn nicht gesehen hat?«, fragte Schwarz zurück.
    »Wow.« Braunagel blieb so abrupt stehen, dass Schwarz fast in ihn hineingelaufen wäre.
    »Was?«
    »Du bringst mich auf was. Julia hat ihren Mörder gesehen. Sie ist ihm entweder davongelaufen, und er hat sie hier eingeholt und niedergeschlagen, oder aber …«
    »Oder aber?«
    »Sie kannte ihn und hatte keine Veranlassung, wegzulaufen.«
    Schwarz wartete stirnrunzelnd, bis Braunagel seine Gedankengänge weiter ausführte.
    »Angenommen, Julia kannte ihren späteren Mörder. Wie lief es dann ab?«, half Braunagel ihm auf die Sprünge.
    Schwarz zuckte die Schultern.
    »Keine Ahnung. Nur eines ist klar: Wer auch immer das gewesen ist, muss eine Stinkwut auf die Frau gehabt haben, so, wie er sie zugerichtet hat.«
    »Hm.« Braunagel zog eine Schnute und hielt den Blick auf den schmalen Weg fixiert, als würde der ihm Aufschluss darüber geben können, was hier passiert war. Langsam ging er weiter, bis er dort stehen blieb, wo der Hund des Forstbeamten Julias Leiche entdeckt hatte.
    »Sie hat direkt neben dem Weg gelegen, nicht auf dem Weg«, erinnerte sich Braunagel. »Auf der linken Seite ihrer vermutlichen Laufrichtung. Der Typ von der Rechtsmedizin sagte, sie hätte von schräg hinten oben einen Schlag auf den Kopf bekommen, und sei zunächst nach vorne gefallen. Dafür gab es deutliche Spuren an ihrem Körper.«
    Er machte ein paar Handbewegungen, um seine Gedanken zu unterstreichen.
    »Noch mal: Julia läuft nackt hier entlang. Dann kniet sie sich hin, jemand knallt ihr von hinten eine über den Kopf, sie stürzt mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Ihr Mörder dreht sie mit dem Prügel um, mit dem er sie niedergestreckt hat, hebt einen Stein auf und zertrümmert ihr Gesicht.« Braunagel zog angespannt die Schultern hoch. »Schwarz, das ist doch Quatsch.«
    »Der Gedanke kam mir gerade auch. Ich sehe hier gar keine Steine.«
    Schwarz war in die Hocke gegangen, um den Boden abzusuchen.
    »Also hat der Mörder den

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