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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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sie dann.
    Christina antwortete nicht.
    Einer spontanen Eingebung folgend, fuhr er in Hamburg-Eidelstedt
auf die Autobahn. Er brauchte eine Erklärung für ihr Verhalten.
    »Sag mal, spinnst du?«, zickte sie ihn von der Rückbank an, und jetzt war es an ihm, nicht zu antworten. Stattdessen beschleunigte er und donnerte in Richtung Elbtunnel über die Autobahn. Es tat gut, so schnell zu fahren.
    »Wo willst du denn hin?«, fragte sie jetzt schrill. »Fahr langsamer!«
    Ihre Stimme klang ängstlich, und das gefiel ihm. Es verlieh ihm ein wenig Macht und schien ihm ein Stück seiner Würde zurückzugeben, die sie auf der Feier mit Füßen getreten hatte.
    »Bist du jetzt mit diesem Typen zusammen oder was?«, fragte Alex statt einer Antwort.
    Die Autobahn war nur gering befahren, und die Lichter der Autos, die er rechts liegen ließ, jagten an ihnen vorbei.
    »Halt an, verdammt noch mal!«, rief Christina. Ihre Stimme überschlug sich fast. Er genoss es, zu sehen, wie sie vergebens auf der Rückbank nach einem Anschnallgurt tastete.
    »Ob du mit dem Typen zusammen bist, will ich wissen!«, forderte er erneut eine Antwort und schaltete einen Gang zurück, sodass die Mädchen grob in ihre Sitze gepresst wurden.
    »Weiß ich nicht«, gab sie zurück, und er spürte, dass sie fast heulte.
    Sie durchquerten den Tunnel, und er schrak zusammen, als er plötzlich stark abbremsen musste, um einen Zusammenprall mit einem Lkw zu vermeiden, der beim Überholen eines Getränkelasters träge über seine Spur schlich.

    Es bereitete ihm Genugtuung, zu sehen, wie die Mädchen auf der Rückbank instinktiv zusammenzuckten und die Hände vor das Gesicht schlugen.
    »Du spinnst echt«, keuchte Christina. »Lass uns gefälligst aussteigen!«
    »Gute Idee, mitten auf der Autobahn«, lachte Alex.
    Er entschloss sich, in Meckelfeld abzufahren. Der Motor dröhnte, als er in den dritten Gang zurückschaltete und mit siebzig Stundenkilometern die Kurve der Ausfahrt nahm. Dann fuhr er ohne Ziel weiter. Sie passierten eine Ortschaft und gelangten auf die unbeleuchtete Landstraße.
    »Keine Sorge«, sagte Alex, »Ich lass euch gleich raus.« Claudia schluchzte hilflos. Er drängte das in ihm aufkeimende Gefühl des Mitleids zurück und gab Gas. Christina hatte es verdient.
    Die Bäume der Platanenallee, durch die sie fuhren, rasten an ihnen vorbei. In der Kurve schaltete er erneut zurück und nahm die scharfe Linkskurve mit so hohem Tempo, dass er um ein Haar hinausgetrieben wurde. Die Mädchen klammerten sich kreischend aneinander fest.
    »Bist du mit ihm zusammen?«, brüllte Alex erneut.
    »Ja«, schluchzte Christina kaum hörbar.
    »Ich hab dich nicht verstanden!«, schrie er wütend.
    »Ja!«, sagte sie jetzt etwas lauter. »Ich flehe dich an, fahr langsamer!«
    »Ich hab Angst!«, fügte Claudia verzweifelt hinzu. »Wo fährst du denn überhaupt hin?«
    Er wusste es selbst nicht und raste weiter ziellos durch die Nacht. Das Fahren löste den Schmerz und lieferte seinem Herzen ein Ventil.

    Endlich machte er eine Vollbremsung und blieb stehen. »Okay, raus«, sagte er.
    Claudia weinte verzweifelt. »Aber wir müssen doch nach Hause!«, schluchzte sie. »Ich darf sonst nie wieder mit Christina weggehen.«
    Ihre Verzweiflung rührte ihn, aber er wollte die Situation noch einen kurzen Moment auskosten. »Christina raus, Claudia kann bleiben.«
    »Mein Vater wird dich umbringen!« Christina war jetzt wieder ausschließlich sauer.
    »Is mir scheißegal«, gab er zurück. »Raus, hab ich gesagt!«
    Christina zögerte einen Moment, öffnete dann aber die Autotür. Im selben Moment fuhr Alexander mit quietschenden Reifen an. Er johlte auf, als sie in den Sitz zurückgeschleudert wurden.
    »Du hast mir fast den Arm abgerissen!«, keifte sie ihn an, nachdem es ihr gelungen war, die Tür zu schließen. »Du hast doch’ne Vollmeise«, fügte sie dann hinzu. »Nur gut, dass ich mit einem Idioten wie dir nicht mehr zusammen bin!«
    Alex gab wieder kräftig Gas. »Im Moment schon«, sagte er überlegen und rang dem Wagen das Äußerste ab. Er tastete im Handschuhfach nach seinen Zigaretten.
    Ein entgegenkommendes Fahrzeug hupte, als Alex’ Fernlicht den Fahrer in der Kurve blendete. Rechts und links flitzten die Felder vorbei, und der Wagen holperte durch die vereinzelt auftretenden Schlaglöcher.
    »Hier ist siebzig erlaubt, Mann«, sagte Christina.
    Er schnaubte nur verächtlich und zündete die Zigarette an.

    »Du bist echt so ein Spinner!«, sagte

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