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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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muss!«, verfluchte sie sich selbst. Erneut griff Anna in ihre Mantel- und schließlich in die Hosentaschen, letztlich sicher, dass der Schlüssel auch dort nicht sein würde.
    Der Fahrstuhl war bereits wieder auf dem Weg nach unten, was Anna nur mit halbem Ohr registrierte. Hubert blickte in Richtung Aufzug und horchte in die Dunkelheit.
    Anna stöhnte leise auf, als ihr ein Gedanke kam. »Mist«, sagte sie zu sich selbst. Wahrscheinlich hatte sie den Schlüssel auf Oberstaatsanwalt Tiedemanns Schreibtisch liegen lassen, als sie die Akte dort hingelegt hatte.
    Sie wollte gerade den Rückweg antreten, als sich die Türen des Aufzugs öffneten und die ersten langsamen Schritte auf dem Betonboden widerhallten. Nur einen Augenblick später setzte sich der Fahrstuhl wieder in Gang.

20. KAPITEL
    B endt bahnte sich seinen Weg durch die überfüllte Bar. Es war bereits nach Mitternacht, und die Mädchen hinter dem Tresen des Cube hatten alle Hände voll zu tun, um den Getränkebestellungen nachzukommen.
    Die Bässe dröhnten dumpf und aggressiv durch den Raum, was zu Bendts eigener Stimmung passte. Er entdeckte den Barbesitzer, als dieser gerade mit zwei Paletten frisch gespülter Gläser aus dem Personalbereich in den Gastraum trat.
    Nino hatte die Ärmel seines weißen Hemdes aufgekrempelt und schwitzte unter der Last. Er stellte sich Bendt in den Weg, als dieser hinter den Tresen trat.
    »Die Toiletten sind auf der anderen Seite!«, sagte Nino scharf und wies seinem Gegenüber mit den Augen die Richtung.
    »Danke, aber ich suche nicht das Klo«, entgegnete Bendt und blickte ihn herausfordernd an. »Ich bin hier goldrichtig«, ergänzte er. »Dich wollte ich sprechen.«
    Nino wich instinktiv einen Schritt zurück. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, sich vor aggressiven Bargästen in Acht zu nehmen. Doch endlich dämmerte es ihm, wen er vor sich hatte.

    »Was gibt’s denn?«, fragte er misstrauisch.
    »Gesprächsbedarf«, gab Bendt knapp zurück und machte einen Schritt auf Nino zu. »Wir müssen reden.« Sein Gesichtsausdruck sprach eine deutliche Sprache. Er wäre nicht bereit, sich vertrösten zu lassen.
    »Okay«, lenkte Nino ein. »Ich stell eben die Gläser ab, dann können wir nach hinten gehen.«
    Bendt nickte und wartete, bis er seine Last an eine seiner Aushilfen abgegeben hatte und diese anwies, die Stellung zu halten. Er atmete auf, als sich hinter ihnen die Tür zum Personalbereich schloss und die Bässe leiser wurden.
    »Gemütlich«, sagte Bendt ironisch und ließ seinen Blick durch den muffigen kleinen Raum schweifen. Er fragte sich unwillkürlich, wie viele Mädchen auf der abgewrackten dunkelroten Couch schon Ninos Avancen erlegen waren.
    Der Inhaber zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und stieß Bendt den Rauch entgegen. »Was gibt’s?«, fragte er und griff dann in ein Regal an der hinteren Rückwand des Büros, aus dem er eine Flasche Whisky fischte.
    »Ich glaube, du hast vergessen, mir eine Adresse zukommen zu lassen«, sagte der Kommissar mit hochgezogenen Brauen und sah Nino zu, der sich mindestens vier Fingerbreit Whisky in ein Wasserglas goss.
    Nino stutzte. »Keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte er dann. »Auch einen?«, fragte er mit Blick auf die Flasche.
    Bendt überging das Angebot. »Ich will dir mal auf
die Sprünge helfen«, sagte er stattdessen. »Ich hätte gern die Adresse deines Busenfreundes Chris.«
    Nino stellte die Flasche betont langsam in das Regal zurück und zog die Stirn in Falten, als müsse er angestrengt nachdenken. »Welchen Chris?«, fragte er dann.
    »Den Chris«, gab Bendt zurück, »der früher bei dir als Barmann tätig war und der, wie ich erfahren habe, der Dame, nach der wir dich neulich gefragt haben, gern mal einen Caipirinha ausgegeben hat.«
    »Ach der«, sagte Nino beiläufig. »Was wollt ihr von dem?«
    »Das lass mal unsere Sorge sein«, entgegnete Bendt. »Ich sage nur so viel: Ich kann verdammt unangenehm werden, wenn ich den Eindruck gewinne, dass jemand die Justiz behindert. Es wäre also besser für dich, wenn dir seine Adresse einfiele.«
    Nino nahm einen kräftigen Schluck und schnaubte verächtlich durch die Nase. »Frag ihn doch selbst!«, sagte er schließlich. »Eben war er jedenfalls noch draußen an der Bar.«
    »Großartig«, antwortete Bendt. »Vielleicht kommst du mir entgegen und erlaubst mir, hier in deinem Büro ein paar Worte mit ihm zu wechseln?«
    Nino setzte eine gleichgültige Miene auf. »Wenn’s hilft«,

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