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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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sooooo neidisch.
     
    Deine Ina
     
     
    Unter die Eintragung hatte Sabrina Mertens die Namen Andi und Tom Cruise geschrieben und sie mit gemalten Herzen und kleinen Sternen verziert. Über dem Namen Andi prangte außerdem ein kindlicher roter Kussmund, den Sabrina wahrscheinlich mit einem Lippenstift ihrer Mutter angefertigt hatte.
    Anna blätterte schmunzelnd weiter und fand weitere ähnliche Eintragungen. Manche Seiten waren auch nur bemalt oder mit Kussmündern übersät. Doch dann schien etwas geschehen zu sein.

     
    20. Juli 1995 in Lübeck
    Andi ist so total doof!!!!!!!!!!!!!!!!
    Er hat Julia auf Sabines Geburtstagsparty geküsst. Ist mir doch egal! Ich liebe nur Tom Cruise!
     
    Deine Ina
     
     
    Anna erinnerte sich an die Eintragungen in ihrem eigenen Tagebuch. Das männliche Idol ihrer Jugendtage war Limahl von der Popgruppe Kajagoogoo gewesen. Die meisten Mädchen hatten damals für den jungenhaften blonden Sänger mit der strubbeligen Haarfrisur geschwärmt.
    Sie blätterte weiter. In den Jahren 1995 bis 1998 hatte Sabrina Mertens fleißig geschrieben und ihrem Tagebuch ihre Geheimnisse und Nöte anvertraut. Es fand sich darin nichts Ungewöhnliches. Als sie den Wunsch geäußert hatte, auf ein Internat zu gehen, reagierte sie mit der Wut und dem Unverständnis einer rebellischen Fünfzehnjährigen auf die anfangs ablehnende Haltung ihrer Eltern.
    Anna blickte zur Uhr. Es war bereits nach zehn, und sie war todmüde. Sie entschloss sich, ins Bett zu gehen.
    Draußen tobte inzwischen ein heftiger Sturm, und der Hagel prasselte unaufhörlich gegen die Scheiben. Anna zuckte zusammen, als eine auf ihrer Terrasse stehende Blumenschale, in die sie Heide gepflanzt hatte, durch den Sturm umgerissen wurde und zu
Bruch ging. Hubert richtete sich auf und knurrte böse.
    »Alles gut, das ist nur ein Unwetter«, beruhigte sie ihn und streichelte zärtlich über seinen Kopf. In Nächten wie diesen war sie unsagbar froh, den Hund in ihrer Nähe zu wissen. Sie streifte sich einen warmen Parka über und fror dennoch erbärmlich, während sie draußen die Scherben zusammensuchte. Als sie bemerkte, dass die Terrassentür, die sie hinter sich zugezogen hatte, offenbar durch den Sturm wieder aufgedrückt worden war, begann sie leise zu fluchen. Die Tür pendelte haltlos im Wind hin und her und krachte, noch bevor Anna sie wieder erreicht hatte, zurück in die Verankerung. Mist, verdammt, dachte sie und war gleichzeitig wütend, dass der Hund ihr nach draußen gefolgt und nun ebenfalls triefnass war. Anna war nun derart durchnässt und durchgefroren, dass sie sich entschloss, zunächst ein Bad zu nehmen.
    Sie ließ nur eine kleine Lampe im Wohnzimmer brennen, schaltete die Alarmanlage ein und ging dann nach oben in ihr Schlafzimmer. Dort legte sie Sabrina Mertens’ Tagebuch und ihr Diensthandy auf ihrem Nachttisch ab, zog ihre Kleidung aus und ging ins Bad. Sie ließ heißes Wasser in die Wanne laufen, setzte sich auf den Rand und schob gedankenverloren die sich bildenden Schaumhauben hin und her.
    Voller Sorge stellte sie fest, dass die Äste der alten Eiche vor dem Haus heftig gegen das Dach schlugen. Schon im vergangenen Jahr hätte der Baum beschnitten werden müssen. Sie nahm sich vor, sich gleich am
Montag darum zu kümmern, glitt in das heiße Wasser und genoss die wohlige Wärme, die ihren Körper sofort umgab.
    Liebevoll strich sie sich über ihren Bauch. Sich gemütlich in der Wanne räkelnd, musste sie unwillkürlich an die Nacht mit Georg denken. Wie er am Wannenrand gesessen und ihr ein Glas Wein gereicht hatte … Eine Szene, wie sie sich während ihrer Studentenzeit hundertfach ereignet und nie verboten angefühlt hatte. An jenem Abend war das anders gewesen, dachte sie.
    Ein plötzliches Aufpoltern im Schlafzimmer ließ Anna zusammenzucken. Dem Lärm folgte ein ängstliches Winseln.
    Anna stob aus der Wanne und schoss in ihr Schlafzimmer.
    »Hubert, was um Himmels willen machst du da?!«, schalt sie ihren Hund, als sie die vom Nachttisch gefegte Lampe entdeckte. »Du hast mir einen Riesenschrecken eingejagt!«
    Hubert kauerte mit eingekniffenem Schwanz auf seiner Decke und blickte seine Herrin schuldbewusst an.
    Anna hob die unversehrte Nachttischlampe auf, registrierte, dass sie gleichermaßen tropfte wie fror, und lief zum Schrank, um sich ein Handtuch herauszunehmen. Er war bereits geöffnet.
    Sie stutze. »Ich hätte schwören können, den Schrank verschlossen zu haben«, sagte sie kopfschüttelnd zu sich

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