Eiszart
ihr. Die Hitze nahm zu. Auch seine Hände fühlten sich jetzt nicht mehr kalt an. Bildete sie es sich nur ein, oder bildete sich sogar schon Schweiß auf seiner Stirn?
Seine Stöße schüttelten sie durch, ließen ihren Unterleib beben. Und es dauerte nicht lange, da verspürte sie ein fernes Ziehen, ein Glücksgefühl, das sich nach und nach verstärkte, sich aufbaute.
Da riss Moroz sie aus ihrer Position hoch, brachte sie in eine aufrechte Lage, so dass sie beide in seinem Bett saßen. Er lächelte sie an, während er unentwegt die Lenden bewegte, in sie stieß. Sein Atem ging schnell, ebenso der ihre. Eine sinnliche Melodie. Ein aufregendes Stakkato.
»Dies soll mein Abschiedsgeschenk sein. Deine letzte Erinnerung an mich, bevor sich unsere Wege wieder trennen«, sagte er und zog sie in seine Arme, hielt sie fest umschlungen. Ein letztes Mal drang er in sie, verweilte dort mit all seiner Stärke, und das ferne Ziehen verwandelte sich in ein Reißen. Etwas zog sie in die Tiefe, nur um sie gleich darauf in höchste Höhen zu katapultieren, gleich einer Fontäne, die aus dem Wasser schoss.
Veruschka stöhnte laut auf. Nie zuvor hatte sie etwas so sehr bewegt, so mitgerissen, so erfüllt. Es prickelte heftig in ihrem ganzen Körper. Das Kribbeln reichte von ihren Haar- bis in ihre Fußspitzen. Die Nackenhärchen richteten sich auf, eine wohlige Gänsehaut breitete sich auf ihrem ganzen Körper aus.
Der Moment war bedeutsam, sie konnte nichts erwidern, nur genießen, spüren, wie das Glühen langsam nachließ. Erlosch. Und erst nachdem es verklungen war, ließ er sie los, und sie sank in die Kissen zurück. Sterne tanzten vor ihren Augen. Oder waren es Schneeflocken? Winzige Eissterne, wie sie in Form von Eisblumen am Fenster hingen.
»Wie hast du das eben gemeint? Wir werden uns trennen?«, hakte sie nach, nachdem ihr Verstand allmählich wieder die Oberhand gewann. Veruschka wollte nicht nach Hause zurück. Sie wollte bei Moroz bleiben. Auch wenn das bedeutete, ihre Familie niemals wiederzusehen. Er wich ihrem Blick aus. »Du bist noch jung«, sagte er lediglich.
»Na und? Lass mich doch bei dir bleiben!«, flehte sie.
»Das geht nicht, meine Schöne. Es sei denn …« Er hielt inne, blickte zu ihrer Kerze.
»Es sei denn, was?«
»Es wäre ein großes Opfer. Zu groß, um es einzufordern.«
Sie beobachtete das flackernde Licht der Flamme, die sie am Leben erhielt. »Und wenn ich es bringe? Darf ich dann für immer bei dir sein?«
»Du würdest meine Königin werden«, versprach er, und seine Worte klangen ehrlich. »Aber du würdest in einem Reich leben, das immer kalt ist. Die Menschen würden dich nicht schätzen, sondern verfluchen. Und die Einsamkeit wäre dein ständiger Begleiter.«
»Wie kann ich einsam sein, wenn ich bei dir bin?« Veruschka zögerte keinen Moment länger, hob die Glocke hoch und pustete die Kerze in einem Zug aus. Ihr Herz schlug fortan langsamer, bis es schließlich gar nicht mehr klopfte.
Aber Veruschka war nicht tot. Sie lag immer noch in Graf Zimas Armen, sah Erstaunen in seinem Blick und Rührung. Die Kälte war stärker als zuvor, aber jetzt machte sie ihr nichts mehr aus.
Moroz strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich liebe dich«, flüsterte er und küsste sie leidenschaftlich …
***
»Ist sie es? Hat man sie endlich gefunden?«, fragte die Tante und eilte den Hang hinab, wo der Onkel stand. Nahe dem kleinen Bach lag reglos ein Mädchen. »Geh nicht dorthin«, sagte er und hielt die Tante am Arm zurück.
»Es ist Veruschka, nicht wahr? Sie ist erfroren!« Sie brach in Tränen aus. »Bitte, lass mich sie ansehen. Ich muss sichergehen.«
Der Onkel zögerte, ließ sie dann aber los, und die Tante stürzte in den Schnee, kroch zu dem Mädchen hin und drehte es herum. Die Kleidung gehörte ihrer Nichte. Daran gab es keinen Zweifel. Und als sie das Gesicht der jungen Frau erblickte, blieb der Tante fast das Herz stehen, denn die Haut des Mädchens war vollkommen blau, ihre Lippen hatten jegliche Farbe verloren, und ihre Augen starrten ins Leere. Der Winter hatte sie geholt.
Und dennoch schien es, als würde die junge Frau lächeln. Als wäre sie im Moment ihres Todes glücklich gewesen.
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