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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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weiter?«, wollte Lenz wissen.
    »Na, wie schon? Ich hab mein Leergut hier entsorgt, mich ins Auto gesetzt und wollte heimfahren. Als ich da vorne vorbeigefahren bin, gab es den Knall. Zuerst dachte ich, einer meiner Reifen sei wegen der Hitze geplatzt, das hatte ich nämlich schon mal, aber mein Auto ist normal gefahren. Also hab ich mir nichts weiter dabei gedacht.«
    Er deutete in Richtung Weserspitze.
    »Als ich ungefähr dort oben war, hab ich im Rückspiegel den Lieferwagen hier aus der Straße rausschießen gesehen. Dann ist er links abgebogen und war weg.«
    »Und Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, dass es zuerst knallt und danach der Lieferwagen davonrast?«
    Wieder schüttelte Schweizer den Kopf.
    »Ach, i wo! Wir leben in Kassel, und nicht in New York oder Rio. Konnte ich denn ahnen, dass die beiden einen erschossen haben?«
    »Und wie kommt es, dass Sie zurückgekommen sind?«
    »Eigentlich wollte ich mit meinen Kindern ins Schwimmbad, aber zu Hause hab ich im Radio gehört, dass hier so eine Schweinerei stattgefunden hat. Und dass nach einem hellen Lieferwagen gesucht wird. Da dachte ich, jetzt aber …«
    »Ja, schon gut«, wurde er von Lenz unterbrochen. »Das haben Sie erstklassig gemacht. Und Sie sind sich sicher, dass in dem Lieferwagen zwei Männer saßen?«
    »Ja, klar. Zwei Männer. Ich konnte ihnen ja direkt ins Gesicht sehen.«
    »Das heißt, sie können uns eine genaue Beschreibung der beiden geben?«
    Schweizer wirkte nun fast ein wenig beleidigt.
    »Logo. Zwei südländische Typen waren das. Beide dunkle, lockige Haare, der eine schulterlang, der andere etwas kürzer.«
    »Ausländer?«
    »So sahen sie aus. Wie Italiener vielleicht, oder Griechen. Es könnten aber auch Spanier gewesen sein.«
    »Keine Türken also?«, hakte Hain vorsichtig nach.
    »Nein, keine Türken. Mit Türken habe ich viel an der Arbeit zu tun, aber das hier waren sicher keine Türken.«
    Er trat einen Schritt näher an die Polizisten heran.
    »Ich muss doch jetzt bestimmt mit Ihnen aufs Revier kommen, wegen der Phantombilder, oder?«
    Hain nickte. »Ja, das wäre gut. Haben Sie vielleicht auf das Kennzeichen des Transporters geachtet?«
    »Nein, beim besten Willen, dafür hatte ich keine Nerven. Auf jeden Fall war es ein Fiat Ducato , späte zweite Baureihe, also ein 244er-Kasten, ohne Fenster, cremefarben.«
    »Irgendwelche Beschriftungen?«
    »Nein, keine Kriegsbemalung. Nur um die hinteren Kotflügel herum war er schwarz angepinselt, vielleicht, weil dort mal Bleche eingeschweißt worden sind.«
    »Sie scheinen sich gut auszukennen. Sind Sie vom Fach?«
    »Sozusagen, ja. Ich arbeite in einer großen freien Werkstatt als Kfz-Meister.«
    »Schön«, erwiderte Lenz, während Hain zum Telefon griff und die neuen Erkenntnisse zum Fluchtfahrzeug und den vermeintlichen Tätern an die Zentrale weitergab.
    »Gibt es sonst noch etwas, das Ihnen aufgefallen ist?«
    Schweizer dachte einen Moment nach.
    »Nein, sonst kann ich mich nicht an irgendwas Besonderes erinnern.«
    »Gut«, erklärte der Hauptkommissar dem Mann, »dann fahren wir jetzt am besten zusammen ins Präsidium und schauen, dass wir möglichst schnell die Phantombilder erstellen. Ich hoffe, Sie haben ein bisschen Zeit mit…«
    Weiter kam er nicht, weil er vom Klingeln seines Telefons unterbrochen wurde. Der Anrufer war Rolf-Werner Gecks .
    »Hallo, RW , was gibts ?«
    »Die Kollegen haben den Transporter gefunden. Dürfte eine Minute vom Tatort entfernt sein. Fahrt einfach auf die Ysenburgstraße stadteinwärts, dort seht ihr schon die Streifenwagen in der Parkreihe an der Sporthalle stehen.«
    »Gut, RW , wir sind unterwegs. Ich schicke derweil einen Herrn Schweizer zu dir ins Präsidium, der die Fahrer des Transporters gesehen hat. Kannst du dich um ihn und die Phantombilder kümmern?«
    »Mach ich. Wir sehen uns später.«

     
    *

     
    »Ich muss Sie bitten, mit Ihrem eigenen Auto zum Präsidium zu fahren«, eröffnete Lenz dem Zeugen und erklärte ihm, wie er zu Gecks kommen würde. Ein paar Augenblicke später saßen sie im Wagen und bogen in die total gesperrte Ysenburgstraße ein.
    »Das wird ein mächtiges Verkehrschaos geben«, orakelte Lenz mit Blick auf die Blechlawinen, die am oberen und unteren Ende der Straße zu erkennen waren, und öffnete die Tür des Vectras. Zwei Uniformierte nahmen die beiden Kommissare in Empfang und führten sie zu dem mit rot-weißem Trassierband eingerahmten Ducato mit HR -Kennzeichen, also aus dem nahen

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