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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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glauben.«
    »Was waren das für Gangster, mit denen er sich eingelassen hat? Und warum hat er das getan?«
    Sie fuhr sich mit der linken Hand durch ihre struppigen, verfilzten Haare, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Die rechte blieb vor dem Mund.
    »Mein Mann hat sich auf riskante Spekulationen eingelassen und dabei viel Geld verloren. Damit ist er natürlich erst heute Morgen rausgerückt. Angeblich haben diese baskischen Investoren ihn vor der Pleite bewahrt und mit ihrem Geld das Projekt Outlet-Center am Leben erhalten.« Sie zog die Nase hoch. »Aber wie gesagt, das hat mich alles so schockiert, als ich es erfahren habe. Das hätte ich meinem Mann doch niemals zugetraut.«
    Lenz nickte dem Sanitäter zu, der ihm die Flasche wieder aus der Hand nahm.
    »Gute Besserung, Frau Mälzer.«
    Damit drehte er sich um und wollte davongehen, überlegte es sich jedoch noch einmal.
    »Der Tod Ihres Mannes nimmt Sie nicht besonders mit, oder nehme ich das falsch wahr?«
    »Wie gesagt, wir hatten uns nicht mehr viel zu sagen. Natürlich bin ich traurig, dass er tot ist, aber ich muss jetzt nach vorne denken. Unsere Ehe war, sagen wir mal, am Ende, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Und Sie wollen ganz sicher nicht wissen, was ihm zugestoßen ist?«
    »Nein«, erwiderte sie mit einem weiteren, geringschätzigen Blick in Richtung des Lieferwagens und der Holzkisten. »Das interessiert mich wirklich nicht.«
    Nun wurde es dem Kommissar zu blöd. Ohne ein weiteres Wort ging er kopfschüttelnd zurück zu Hain.
    »Na, alles geklärt?«, wurde er von seinem Kollegen in Empfang genommen.
    »Ach, Thilo, die Welt ist nicht gerecht und sie wird es auch nie sein. Molina Mälzer sagt, sie hätte von den Machenschaften ihres Mannes erst heute Morgen erfahren, und ich befürchte, sie wird damit durchkommen. Immerhin ist die positive Nachricht des Tages, dass Gruber sich geirrt haben muss.«
    Er machte sich auf den Weg zum Dienstwagen. Hain lief völlig irritiert hinter ihm her.
    »Was heißt denn das jetzt schon wieder, ›Gruber hat sich geirrt‹?«
    »Es gab keine Erpressung, das heißt es. Vielleicht war es zu heiß heute Mittag und der Junge hat halluziniert, was weiß ich.« Er öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. »Und ich hab keine Lust, dagegen irgendwas zu unternehmen. Was du machst, weiß ich nicht, aber ich kann dir gleich sagen, dass ich das Gespräch mit Lars Gruber soeben vergessen habe. Und irgendwie glaube ich, dass du das auch machen solltest. Jetzt bring mich heim, ich hab Urlaub.«

37
    Zwei Stunden später kam Lenz aus der Dusche, stapfte mit umgehängtem Handtuch in die Küche, nahm eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und wollte ins Wohnzimmer gehen. Auf dem Weg blieb sein Blick im Flur an dem großen Koffer hängen, der wie ein Menetekel dort herumstand. Er überlegte, gleich ins Bett zu gehen, trabte jedoch müde ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Auf fast allen Kanälen bekam er die beschädigte Tankstelle aus jeder erdenklichen Position serviert. Er drückte auf den Knopf der Fernbedienung, der die Stille im Raum wiederherstellte, legte die Füße auf den Tisch und öffnete die Bierdose. Während das kalte Getränk in seine Kehle strömte, klingelte sein Mobiltelefon. Er checkte das Display, doch der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt.
    »Lenz.«
    »Hallo, Herr Lenz, hier ist Anne Schwaiger.«
    Der Kommissar musste einen Augenblick überlegen, dann wusste er, woher er den Namen kannte. Es war die Hautärztin, die sich um Heinrich Lappert kümmerte.
    »Guten Abend, Frau Doktor. Das ist aber eine Überraschung. Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Gar nichts, Herr Lenz. Ich wollte Sie nur darüber informieren, was die Untersuchungen bei Herrn Lappert ergeben haben.«
    »Schön«, erwiderte er.
    »Sie hatten ja meinen Kollegen kurz kennengelernt , den Spezialisten aus Berlin. Der hat sich Herrn Lappert ganz genau angesehen und ist sich sicher, dass bei dem Mann keine bleibenden, sichtbaren Verfärbungen im Gesicht zurückbleiben werden.«
    »Wie kommt das denn?«, wollte der Kommissar verwundert wissen.
    »Die Leute, die das mit ihm gemacht haben, sind wohl nicht vom Fach gewesen, so hat es mir zumindest mein Kollege erklärt. Man muss beim Tätowieren genau darauf achten, wie tief die Nadeln in die Haut eindringen. Macht man es nicht tief genug, wird die Tinte mit der normalen Hauterneuerung abgetragen. Spritzt man jedoch zu tief, vermischt sich die Tinte mit dem Blut und wird so

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