Eiszeit
Investment nur über uns laufen kann. Deshalb werden sie diesen Scheißkerl und seine Freunde an die Kette legen, glaub mir.«
»Hoffentlich. Ich treffe mich nämlich nicht mehr mit ihm. Aber auch das löst unser Problem mit Robert nicht.«
»Welches Problem meinst du?«
Sie erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Robert Braun, dem Anwalt der Firma.
»Ach, Robert. Der und seine Jungs sind so geldgeil, dass ich mir ihretwegen überhaupt keine Sorgen mache. Die spielen so lange ohne Probleme mit, wie die Kohle stimmt, und davon können sie ausgehen. Aber trotzdem gehe ich bei ihm vorbei, am besten gleich morgen früh.«
»Gut«, bestätigte sie, nicht wirklich erleichtert.
»Das hört sich alles ein wenig so an«, fuhr er fort, »als hätten die Mäuse auf den Tischen getanzt, weil der Kater in Asien zu tun hatte. Das müssen wir zukünftig ändern. Ich will, dass jeder unserer Geschäftspartner weiß, dass er mit dir nicht machen kann, was er will, und dass dein Wort genauso viel Bedeutung hat wie meins.«
»Das wäre schön. Ich habe nämlich seit dem Treffen mit diesem Typen eine Scheißangst.«
Sie zog leicht an den Ärmeln ihrer Bluse und ließ ihn einen Blick auf die blauen Flecken werfen, die sich seit der verstörenden Begegnung am Edersee eingestellt hatten. Er nickte und zog die Ärmel schnell wieder herunter. »Ich kümmere mich darum, versprochen.«
Die Tür ging auf, und zwei Männer betraten den Imbiss. Sie blieben an der Theke stehen und bestellten jeder eine Kleinigkeit zum Mitnehmen. Mälzer gab seiner Frau durch einen Blick zu verstehen, dass sie den Mund halten sollte. Nachdem die beiden mit Pitta-Gyros in der Hand gegangen waren, nahm er das Gespräch wieder auf.
»Das alles ist zu regeln, glaub mir. Was mir richtig Sorgen macht, ist die andere Sache. Gibt es da eine Veränderung?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Weder einen Anruf, noch irgendwelche Post. So langsam bereitet es mir Sorgen, nichts zu hören.«
»Hat diese dämliche Detektei sich gemeldet?«
»Ja, einmal kurz, aber nur, um mir mitzuteilen, dass es noch keine neuen Hinweise gibt.«
»Mist! Wir müssen schnellstens herausfinden, wo bei uns das Leck ist. Allerdings müssen wir trotzdem die Ruhe bewahren. Es bringt uns nichts, jetzt deswegen den Kopf zu verlieren. Entweder es gibt eine Verständigung oder wir sind sowieso geliefert.«
Er legte die Stirn in Falten. »Aber ich gebe dir recht. Gar nichts zu hören ist schlimmer als das, was wir bis jetzt aushalten mussten.«
Der Kellner näherte sich mit zwei Tellern, stellte sie vor den beiden ab und wünschte ihnen einen guten Appetit. Sie bedankten sich mit einem kurzen Lächeln und griffen zum Besteck.
»Und jetzt lass es dir schmecken. Wir kriegen das alles in den Griff, Molina , ganz bestimmt. Im Moment geht es zwar drunter und drüber, aber bis jetzt haben wir doch immer alles gepackt, oder?«
»Bis jetzt ja, das stimmt. Aber so schlimm ist es auch noch nie gewesen. Wenn du wenigstens nicht das viele Geld …«
Sie brach ab und stach mit der Gabel in den Salat.
Mälzer schloss die Augen, presste die Lippen zusammen und mahlte mit den Zähnen.
»Halts Maul!«, zischte er mit vorgehaltener Hand. »Halt dein verdammtes Maul, Molina . Ich hab dir gesagt, wenn du noch einmal davon anfängst, garantiere ich für nichts. Also reiß dich am Riemen, friss dein verdammtes Hasenfutter und lass mich in Ruhe.« Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatten sich Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet.
27
Das Schlafzimmer der Lapperts war wegen der heruntergelassenen Rollläden völlig dunkel. Lenz tastete nach links, fand den Lichtschalter und knipste die diffuse Deckenbeleuchtung an. Hain, der direkt neben ihm stand, schob die Tür nach innen. Auch hier gab es jede Menge Überbleibsel der Spurensicherung, doch Veronika Lappert lag nicht in ihrem Bett. Sie checkten die Rückseite der Tür, doch es war niemand im Zimmer.
»Scheiße«, murmelte Lenz.
»Stimmt«, bestätigte Hain. »Aber jetzt können wir sicher sein, dass sie nicht zu Hause ist. Und den Knilch vor der Tür nehme ich mir persönlich zur Brust, darauf kannst du Gift nehmen. Wahrscheinlich hat er gepennt, als sie abgehauen ist.«
Lenz sah sich um. Der Raum wirkte wie Kraut und Rüben.
»Hoffentlich hast du recht und es gibt nicht noch eine Alternative, an die wir bis jetzt nicht gedacht haben.«
»Was meinst du?«
Der Hauptkommissar drehte sich um, ging zurück in den Flur und schaute nach oben.
Weitere Kostenlose Bücher