Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
Vom Netzwerk:
Grund der bevorstehenden
Aktion informieren sollten. »Wenn ich mich in die Leute im Café hineinversetze,
fände ich es total cool, wenn ich bei einer polizeilichen Ermittlung mitmachen
dürfte. Wir würden nichts falsch machen, müssten nur vorher Baroncini
informieren. Gäste, die das nicht wollen, können einfach gehen. Das einzige
Risiko ist doch, dass unser Täter die Kollegen als solche erkennt oder sich
selbst unter die Gäste gemischt hat. Deshalb sollten wir ausschließlich Leute
aus der mittleren Laufbahn nehmen, die er mit Sicherheit nicht kennt. Umgekehrt
zeigen wir den Kollegen vorher Fotos von Oberrautner und dem Monster .«
    Vincenzo schüttelte den Kopf. Wie konnte es ein, dass eine
Zweiundzwanzigjährige auf solche Gedanken kam, er aber nicht? Wahrscheinlich
lag es doch an ihrer jugendlichen Unbekümmertheit.
    »Ich muss zugeben, Ihre Idee hat was. Das Restrisiko, dass
Oberrautner unseren Winkelzug durchschaut, macht mir zwar Angst, doch ich sehe
keine Alternative. Wenn wir unbescholtene Bürger von der Straße weg verhaften,
können wir unsere Dienstmarken abgeben. Unter die Gäste wird er sich im Übrigen
mit Sicherheit nicht mischen, Sabine, denn dann würde er selbst verhaftet.«
Diesmal war es Vincenzo, der seine junge Kollegin anlächelte. Sie wurde ein
bisschen rot, ganz offensichtlich war es ihr peinlich, dass sie dieses Detail
übersehen hatte. »Zunächst fahren wir auf direktem Weg zu Albertazzi. Unterwegs
rufe ich einen alten Bekannten an, Tenente Alessio Savini. Ich denke, der kann
uns ein paar vertrauenswürdige Kollegen vermitteln. Für den Fall, dass Hans
Gianna bis dahin nicht gefunden hat.«
    ***
    Forensische Psychiatrie, 13.30 Uhr
    Dottore Albertazzi ging mit seiner Affäre souveräner um
als Signora Dazi. Er schien keine Probleme damit zu haben, dass zwei angesehene
Bozener Bürger ihre Ehepartner betrogen, im Gegenteil, er war stolz darauf. Er
verriet, dass sich die beiden mindestens zweimal wöchentlich in dem verlassenen
Gebäude trafen, zu unterschiedlichen Tageszeiten, wie es jeweils passe. Auch
gestern Abend sei man zusammen gewesen. Der Ort der Schäferstündchen irritierte
Vincenzo. Es war für ihn unvorstellbar, dass man in einer solch abstoßenden
Umgebung Lust empfinden konnte. Eine Unternehmergattin und ein leitender Arzt
hätten doch genügend Möglichkeiten, sich ein diskretes, kuscheliges Liebesnest
anzumieten.
    Albertazzi lächelte. Das Publikum hatte offenbar eine anregende
Wirkung auf ihn. »Nun ja, wie soll man das sagen? Sofia hat eben nicht nur
Temperament, sie hat auch, na ja, gewisse Phantasien. Sie verstehen?« Dabei sah
er Sabine Mauracher an, die das allerdings ebenso wenig verstand wie ihre
Kollegen.
    Vincenzo blickte nervös auf seine Uhr. »Dottore, unsere Zeit ist
knapp. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, werden Sie bitte ein bisschen
deutlicher!«
    Albertazzi räusperte sich vernehmlich. Nun wurde selbst er unsicher.
»Ich weiß nicht recht, wie ich das formulieren soll, ohne Sofia zu
kompromittieren … nun, sie fand das Ambiente irgendwie prickelnd. Mal ganz was
anderes, meinte sie.« Mit selbstzufriedener Miene ergänzte er: »Als Gentleman
liest man einer Dame der Gesellschaft selbstverständlich jeden Wunsch von den
Lippen ab. Ich fand das anfangs ein wenig befremdlich, aber inzwischen gefällt
es mir. Warum auch nicht? Außer Ihrem Monster ist
hier niemand mehr, wir konnten uns die komfortabelste Zelle aussuchen.«
    Das war ein interessantes Detail. »Dottore, wie weit ist diese Zelle
von seiner entfernt?«
    »Im selben Trakt, drei Seitengänge weiter rechts, die anderen Trakte
sind längst abgesperrt.«
    »Würden Sie uns Ihre Zelle bitte zeigen?«
    Es war das zweite Mal in diesem Gespräch, dass Albertazzi
Verunsicherung zeigte. »Muss das sein? Das betrifft schließlich unsere
Intimsphäre!«
    »Wenn es um Mord geht, Signore, ist Ihre Intimsphäre nicht von
Bedeutung.«
    Schweißperlen bildeten sich auf Albertazzis Stirn, als er die
Polizisten zu seiner Liebeszelle führte. Als er öffnete, bot sich ihnen ein
bizarres Bild. Sie sahen diverse Geräte, eine Art großes Kreuz an einer der
Wände, einen Stuhl, wie ihn Mauracher von ihrem Frauenarzt kannte, diverse
Gegenstände in den Regalen. Einiges – Kondome, Dildos, Vibratoren – kam den
Polizisten bekannt vor, anderes hatten sie nie zuvor gesehen. Es waren diverse
Spielzeuge aus dem Sadomaso-Bedarf. Lediglich die Zwangsjacke schien aus dem
Fundus der Psychiatrie zu

Weitere Kostenlose Bücher