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Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
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Zusammenhang Ihr BMW in den Fokus unserer Ermittlungen geraten. Wir können das hier und jetzt
diskret erledigen, oder wir fragen Ihren Mann und Ihre Mitarbeiter.«
    Sofia Dazi schien die Erfolgsaussichten ihrer bisherigen Strategie
abzuwägen und entschied sich für eine Charmeoffensive. »Commissario, ich bitte
Sie, das ist schnell erklärt. Dafür brauchen wir meinen Mann nicht.« Sie
lachte, es klang künstlich, fast etwas hysterisch. »Mein Gott, was bin ich
unhöflich. Habe ich doch glatt vergessen, Ihnen etwas anzubieten. Wie wäre es
mit einem Kaffee? Ich nehme an, Alkohol im Dienst … Wir haben allerdings einige
besonders erlesene Grappe …« Dem Lachen folgte ein Lächeln in die Runde, wobei
sie sogar Mauracher mit einem Ausdruck gnädiger Milde bedachte.
    »Nein danke, Signora Dazi, wir wollen Ihre Zeit nicht länger
beanspruchen als nötig. Waren Sie gestern Abend mit dem BMW unterwegs? Wenn ja, warum?«
    Sie erfuhren, dass der Altersunterschied zu ihrem Mann offenbar zu
groß war, um ihre Bedürfnisse hinreichend zu befriedigen. Signora Dazi hatte
seit zwei Jahren eine Affäre mit Crescente Albertazzi, dem Leiter der
Forensischen Psychiatrie. Man hatte sich auf einem Empfang kennengelernt. Da
Albertazzi ebenfalls verheiratet war, hielten sie ihre Schäferstündchen in der
alten Psychiatrie ab.
    Am Vorabend hatte sie Albertazzi im Anschluss an ihren Besuch noch
nach Hause gefahren. Im Rückspiegel hatte sie bemerkt, dass ihr ein Wagen folgte.
Sie befürchtete, ihr krankhaft eifersüchtiger Mann könnte jemanden geschickt
haben, der sie beschatten sollte. Deshalb hatte sie auf der Schnellstraße die
Leistungsstärke des Wagens eingesetzt, um den potenziellen Verfolger
abzuschütteln. »Ich darf Sie um äußerste Diskretion bitten, Commissario! Es
wird Ihre Ermittlungen nicht weiterbringen, wenn Sie meinen Mann damit
konfrontieren. Ich habe Ihnen alles gesagt, im Gegenzug erwarte ich von Ihnen
einen entsprechend seriösen, vertraulichen Umgang mit meinen Informationen.«
    Vincenzo war sich nicht sicher, ob er den Begriff »seriös« als
passend empfand, versprach aber, ihren Mann aus den Ermittlungen
herauszuhalten. »Es sei denn, die Befragung von Crescente Albertazzi führt zu
abweichenden Ergebnissen, Signora Dazi«, fügte er abschließend hinzu. Er nahm
die Verunsicherung der Fabrikantengattin mit Genugtuung zur Kenntnis. Arroganz
gehörte zu den Eigenschaften, die er partout nicht ausstehen konnte.
    Damit hatte sich die Hoffnung zerschlagen, dass sie die Observierung
der Psychiatrie auf eine neue Spur gebracht haben könnte. Die Stimmung auf der
Rückfahrt war gedrückt.
    Vincenzo zog Bilanz: »Eine weitere Pleite. Wir werden Albertazzi
einen spontanen Besuch abstatten, aber das wird vermutlich nichts ändern. Hans
meldet sich auch nicht. Wenn er Gianna nicht findet, bin ich mit meinem Latein
am Ende. Wir können nicht grundlos eine Massenverhaftung vornehmen. Wie sollen
wir das rechtfertigen?«
    »Ich hätte eine Idee«, meldete sich Mauracher aus dem Fond des
Wagens.
    Marzoli, der sich immer noch nicht entschieden hatte, ob er die
junge Kollegin mochte oder nicht, drehte sich zu ihr um. »Und welche, bitte?
Wir können keine Gesetze brechen. Schon die Aktion mit Garoffolo schwebt wie
ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Wenn es dem gelingt, in der
Öffentlichkeit auch nur ein Blatt Papier anzuzünden, wird es eng für uns.«
    Mit Stolz registrierte Sabine Mauracher Vincenzos Blick im
Rückspiegel. Er zeigte Neugier und Respekt. Sie erläuterte: »Es ist bloß eine
Idee. Die Entscheidung liegt nicht bei mir. Ich weiß, dass ich ein Greenhorn
bin.« Sie hob die Hände als Zeichen der Demut.
    »Schießen Sie los, Sabine, jeder Vorschlag ist in dieser Situation
willkommen.«
    »Gut, Commissario. Wie viele Leute werden um diese Zeit bei diesem
fiesen Wetter im ›Blauen Schiff‹ sitzen? Zehn, zwanzig? Verteilt auf fünf,
sechs Tische, dazu vielleicht ein paar einzelne Gäste, die ein Glas Weißwein an
der Bar trinken. Wie viele Kollegen würden Sie für einen kurzfristigen
Sondereinsatz zusammenkriegen, Commissario?« Zwei Augenpaare richteten sich
fragend auf sie.
    »Aus der Questura im Moment nicht mehr als drei. Aber wir können uns
jederzeit an die Carabinieri wenden. Warum fragen Sie?«
    Sabine Maurachers Überlegungen waren simpel. Sie schlug vor, ab drei
Uhr nach und nach ein paar Polizisten in Zivil in das Café zu schicken, die
sich unauffällig verteilen und die Anwesenden über den

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