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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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geheimnisvoll in seinem Gummianzug, wie ein Schatten, der der Person entkommen war, die ihn warf, oder wie der Sensenmann persönlich, nur ohne Sense.
    Wie angewiesen, sprang Brian sofort danach ins Wasser, um einen möglichen Anschlag auf sein Leben zu vereiteln, nachdem Harry und Roger die Höhle verlassen hatten.
    Roger zog sich bereits an dem Multi-Kommunikationskabel hinab, das zur Ilja Pogodin führte.
    Harry hob das linke Handgelenk vor die Gesichtsmaske, um auf die digitalen Leuchtziffern seiner Uhr zu schauen: 23:20.
    Detonation in vierzig Minuten.
    Er folgte Roger Breskin hinab ins Unbekannte.

23:22 - DETONATION IN ACHTUNDDREIßIG MINUTEN
     
    »Offiziersmesse an Kapitän.«
    Im Kontrollraum griff Nikita Gorow nach dem Mikrofon. »Ich höre.«
    Die Worte kamen so schnell aus dem Lautsprecher, daß sie ineinanderflossen und kaum verständlich waren. »Wir haben auf dem Schott hier Schweiß.«
    »Auf welchem Schott?« fragte Gorow mit geschäftsmäßiger Ruhe, obwohl sein Magen sich vor Schrecken zusammenzog.
    »Steuerbord, Herr Kapitän.«
    »Wie ernst?«
    »Nicht sehr ernst. Noch nicht. Es ist eine dünne Spur, zwei Meter lang, ein paar Zentimeter breit, direkt unter der Decke.«
    »Irgendein Anzeichen für Materialverzerrung?«
    »Nein, Herr Kapitän.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden«, sagte er, ohne zu verraten, wie besorgt er war, und ließ das Mikrofon los.
    Der Techniker, der hinter dem Oberflächen-Echolot saß, erstattete Meldung. »Ich nehme wieder eine teilweise Blockierung des Lochs wahr.«
    »Taucher?«
    Der Techniker studierte kurz die graphische Darstellung. »Ja. Darum könnte es sich handeln. Ich stelle Abwärtsbewegungen fest.«
    Die gute Nachricht löste keine Reaktion aus. Die Männer waren noch genauso angespannt wie eine Minute zuvor. Doch zum ersten Mal seit mehreren Stunden hatte sich zu ihrer Anspannung vorsichtiger Optimismus gesellt.
    »Torpedoraum an Kapitän.«
    Gorow wischte sich zum wiederholten Male die feuchten Hände an den Hosen ab und zog das Mikrofon erneut hinab. »Fahren Sie fort.«
    Die Stimme klang beherrscht, doch ein Unterton von Unbehagen war offensichtlich. »Der Schweiß auf dem Schott zwischen Rohr Nummer vier und Rohr Nummer fünf wird schlimmer, Herr Kapitän. Mir gefällt das gar nicht.«
    »Bis zu welchem Ausmaß schlimmer?«
    »Das Wasser tropft jetzt auf das Deck.«
    »Wieviel Wasser?« fragte Gorow.
    Im Lautsprecher zischte es, während der Torpedo-Offizier die Situation abschätzte. Dann: »Dreißig bis fünfzig Gramm.«
    »Das ist alles?«
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
    »Keine Verbiegungen?«
    »Nichts zu sehen.«
    »Die Nieten?«
    »Keine Verzerrung der Schweißlinie.«
    »Irgendwelche Geräusche von Materialermüdung?«
    »Wir haben sie mit einem Stethoskop abgehört, Herr Kapitän. Keine ungewöhnlichen Geräusche, keine Anzeichen von Erschöpfung, nur das Übliche.«
    »Weshalb klingen Sie dann so besorgt?« fragte Gorow, um der Sache endlich auf den Grund zu gehen.
    Der Torpedo-Offizier antwortete nicht sofort, doch dann sagte er schließlich: »Nun ja ... wenn man die Hand auf den Stahl legt... nimmt man eine seltsame Vibration wahr.«
    »Vibrationen der Maschinen.«
    »Nein, Herr Kapitän«, drang die Stimme des Torpedo-Offiziers aus dem Lautsprecher. »Es ist etwas anderes. Ich weiß nicht genau, was. Aber so etwas habe ich noch nie gespürt. Ich glaube ...«
    »Was?«
    »Herr Kapitän?«
    »Was glauben Sie?« fragte Gorow. »Spucken Sie es aus. Was glauben Sie, was Sie gefühlt haben, als Sie die Hand auf den Stahl legten?«
    »Druck.«
    Gorow war sich bewußt, daß die Mannschaft im Kontrollraum ihren vorsichtigen Optimismus schon wieder verloren hatte. »Druck?« sagte er zu dem Torpedo-Offizier. »Man kann durch den Stahl keinen Druck fühlen. Ich schlage vor, daß Sie Ihre Phantasie besser im Zaum halten. Es besteht kein Grund zur Panik. Halten Sie die Stelle nur genau im Auge.«
    Der Torpedo-Offizier hatte anscheinend eine andere Reaktion erwartet. »Jawohl, Herr Kapitän«, sagte er verdrossen.
    Schukows wolfsähnliches Gesicht wurde von Furcht verzerrt, aber auch von Zweifel und Zorn, einem Mosaik von Emotionen, die bestürzend deutlich und deutbar waren. Wenn ein Erster Offizier darauf hoffte, jemals Kapitän zu werden, mußte er seinen Gesichtsausdruck besser unter Kontrolle haben. Er sprach so leise, daß Gorow sich anstrengen mußte, um ihn zu verstehen: »Ein kleines Loch, ein Haarriß in der Druckhülle, und das Schiff wird

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