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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vor?«
    Harry betrachtete ihn lange Sekunden, versuchte den anderen mit Schweigen aus der Fassung zu bringen, und wartete darauf, angegriffen zu werden. »Vielleicht glaube ich dir«, sagte er schließlich.
    »Was glaubst du mir?« Die Verwirrung auf dem breiten, schwarzen Gesicht des großgewachsenen Mannes schien so echt zu sein wie der unschuldige Blick eines Schafs; unheimlich wirkte sein Gesicht lediglich wegen des theatralischen Effekts des nach oben gerichteten Strahls der Taschenlampe. »Willst du damit sagen, jemand habe tatsächlich versucht, ihn zu töten? Wann? Am dritten Bohrloch, als er zurückgelassen wurde? Aber du hast doch gesagt, er wäre gefallen. Das hat er selbst gesagt. Er hat gesagt, er wäre gefallen und habe sich den Kopf gestoßen. Oder etwa nicht?«
    Harry seufzte, und ein Teil der Anspannung wich aus seinem Nacken und den Schultern. »Verdammt. Falls du es warst, bist du gut. Ich glaube, du weißt es wirklich nicht.«
    »He, ich weiß, daß ich es wirklich nicht weiß.«
    »Brian ist nicht gestürzt und ohnmächtig geworden, weil er sich den Kopf gestoßen hat, und er wurde auch nicht zufällig zurückgelassen. Jemand hat ihn auf den Hinterkopf geschlagen. Zweimal.«
    Pete war sprachlos. Auch in seinem Beruf mußte man normalerweise keine Handfeuerwaffe mitnehmen.
    In aller Kürze gab Harry das Gespräch wieder, daß er vor kurzem mit Brian in der Kabine des Schneemobils geführt hatte.
    »Großer Gott!« sagte Pete. »Und du hast gedacht, ich wäre es gewesen!«
    »Ja. Obwohl ich dich nicht so stark im Verdacht hatte wie einige der anderen.«
    »Und gerade hast du gedacht, ich würde dir an die Kehle gehen.«
    »Es tut mir leid. Ich mag dich sehr, Pete. Aber ich kenne dich schließlich erst seit acht oder neun Monaten. Du hättest ja einiges vor mir verbergen können, gewisse Meinungen oder Vorurteile.«
    Pete schüttelte den Kopf. »He, du mußt dich nicht entschuldigen. Du hattest keinen Grund, mir mehr zu vertrauen als den anderen. Ich verlange gar keine Entschuldigung. Ich behaupte nur, daß du verrückt bist. Du bist nicht gerade ein schmales Handtuch, aber körperlich bin ich dir mehr als nur gewachsen.«
    Harry mußte nach oben schauen, um Petes Gesicht zu sehen, und plötzlich kam sein Freund ihm größer denn je vor. Die Schultern fast zu breit für eine Normtür. Gewaltige Arme. Wenn er die Angebote als Profifootballer angenommen hätte, hätte jeder Gegner ihn fürchten müssen, und wäre in diesem Augenblick zufällig ein Eisbär vorbeigekommen, hätte er vielleicht sogar diesem einen guten Kampf bieten können.
    »Wäre ich dieser Irre«, sagte Pete, »und hätte ich mich entschlossen, dich hier und jetzt zu töten, hättest du keine großen Chancen.«
    »Ja, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich habe einen weiteren Verbündeten gebraucht, und du schienst mir die beste Aussicht zu sein. Übrigens ... vielen Dank, daß du mir nicht den Kopf abgerissen hast.«
    Pete hustete und spuckte in den Schnee. »Ich bin jetzt dahintergekommen, was mit dir los ist, Harry. Du hast doch keinen Heldenkomplex. Dieser Mut ist für dich ganz einfach natürlich. Du wurdest so geschaffen. Du bist schon so auf die Welt gekommen.«
    »Ich habe nur getan, was getan werden mußte«, sagte Harry ungeduldig. »Solange wir auf diesem Eisberg gestrandet waren und es den Anschein hatte, daß wir alle um Mitternacht sterben würden, dachte ich, Rita und ich könnten allein auf Brian aufpassen. Ich dachte, unser potentieller Mörder könnte jede Chance ausnutzen, die wir ihm geben, um an den Jungen heranzukommen, würde sich aber nicht mehr die Mühe machen, weil wir sowieso alle sterben. Aber nachdem nun dieses U-Boot unterwegs ist... Na ja, wenn er glaubt, Brian könnte gerettet werden, wird er es vielleicht doch noch mal versuchen. Vielleicht läßt er sich zu irgendeiner kühnen Tat hinreißen, selbst, wenn er dabei seine Identität enthüllen muß. Und ich brauche jemanden außer Rita und mir, der den Täter aufhalten wird, wenn der Augenblick gekommen ist.«
    »Und ich wurde dazu auserwählt.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    Ein Windstoß stob über den Rand des Eiswalls und fegte zu ihnen hinab. Sie zogen die Köpfe ein, während eine Säule aus wirbelndem Schnee über sie hinwegglitt, die so dicht war, daß es sich fast um eine Lawine hätte handeln können. Ein paar Sekunden lang waren sie blind und taub. Dann hatte die Bö das offene Ende des halbkreisförmigen Unterschlupfes erreicht.
    »Hast du

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