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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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psychopathischer Mörder könne kein guter Schauspieler sein?«
    Harry sah ihn an und versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Plötzlich schien die Bosheit in Johnsons Gesicht nicht nur ein Trick zu sein, den der eigentümliche Lichteinfall ihm spielte. »Du machst mich nervös, Pete.«
    »Gut.«
     
    »Ich weiß, du hast mir die Wahrheit gesagt, du bist es nicht gewesen. Aber du hast mir gerade gesagt, daß ich niemandem vertrauen darf, keinen Augenblick lang, nicht mal, wenn ich der Ansicht bin, daß ich die betreffende Person wie einen Bruder kenne.«
     
    »Genau. Und das gilt für uns beide. Deshalb ist der sechste Name auf der Liste der Verdächtigen der deine.«
    »Was? Ich? «
    »Du warst mit uns anderen beim dritten Bohrloch.«
    »Aber als wir dorthin zurückfuhren, habe ich ihn doch gefunden.«
    »Und du warst derjenige, der die Suchgebiete eingeteilt hat. Du hättest dir das richtige Areal geben können, damit du dafür sorgen konntest, daß er tot ist, bevor du ihn dann ›findest‹. Dann ist Breskin über dich gestolpert, bevor du Gelegenheit hattest, Brian den Gnadenstoß zu geben.«
    Harry starrte ihn an.
    »Und wenn du verrückt genug bist, weißt du vielleicht nicht mal, daß ein Mörder in dir steckt.«
    »Hältst du mich wirklich fähig, einen Mord zu begehen?«
    »Die Chance beträgt eins zu einer Million. Aber ich habe schon Leute gesehen, die trotz einer noch viel geringeren Chance in der Lotterie gewonnen haben.«
    Obwohl er wußte, daß Pete es ihm mit gleicher Münze heimzahlte und ihn wissen ließ, wie es war, als ein Verdächtiger behandelt zu werden, fühlte Harry, daß die Anspannung in seinen Nacken und die Schultern zurückkehrte. »Weißt du, was mit euch Kaliforniern nicht stimmt?«
    »Ja. Ihr aus Boston fühlt euch uns unterlegen, weil wir so selbstbewußt und reif sind, während ihr so verkrampft und nervös seid.«
    »Eigentlich habe ich gedacht, daß die ganzen Erdbeben und Brände und Erdrutsche und Krawalle und Massenmörder da draußen euch paranoid gemacht haben.«
    Sie lächelten einander an.
    »Gehen wir lieber zurück«, sagte Harry.
     
    Zwei Lichtsignale flammten einhundertfünfzig Meter voneinander entfernt im nächtlichen Himmel auf, und der Scheinwerferstrahl glitt am Fuß der schimmernden Eisklippen hin und her.
    Die windwärts liegende Flanke des Eisbergs war nicht so abstoßend wie die glatte, vertikale andere Seite. Drei zerklüftete Vorsprünge erstreckten sich stufenweise zum Wasser hinab. Ein jeder schien zwischen acht und zehn Meter tief zu sein, und gemeinsam näherten sie sich bis auf sieben oder acht Meter dem Wasser. Hinter den Vorsprüngen hob sich die Klippe auf fünfzehn bis zwanzig Meter in steilem Winkel und wurde dann von einem schmalen Sims unterbrochen. Über dem Vorsprung fiel die Eiswand auf etwa sechs Meter fast senkrecht ab, und dann kam der Rand.
    »Die Beiboote könnten auf diesen Vorsprüngen landen«, sagte Schukow und betrachtete das Eis durch sein Fernglas. »Und selbst unerfahrene Männer könnten diese Wand hinaufsteigen. Aber nicht bei diesem Wetter.«
    Auf der Luvseite war das Meer unruhiger als auf der windgeschützten Flanke. Hohe Wellen brachen gegen die Stufen aus Eis am Fuß des Berges. Sie würden ein mittelgroßes Rettungsboot zum Kentern bringen und eins der motorisierten Schlauchboote der Pogodin in Stücke reißen. Selbst das U-Boot mit seiner vierzigtausend PS leistungsstarken Turbine und der Wasserverdrängung von sechstausend Tonnen hatte beträchtliche Manövrierprobleme. Der Bug war häufig unter Wasser, und wenn die Pogodin sich einmal aufrichtete, erinnerte sie an ein Tier, das gegen Treibsand ankämpfte. Wellen brachen mit schockierender Wut gegen die Deckaufbauten, ließen die Hülle erzittern, explodierten an der Finne, überspülten die Brücke und wirbelten die Gischt bis über Gorows Kopf auf. Alle drei Männer trugen Kleidung aus Eis: eisbedeckte Stiefel, eisüberzogene Hosen, eisbeschichtete Rockschöße.
    Das Anenometer gab die Geschwindigkeit des brutalen Winds mit einhundertzwölf Stundenkilometern an, und einzelne Böen erreichten das Anderthalbfache davon. Die Schneekügelchen waren wie ausschwärmende Bienen: Sie stachen in Gorows Gesicht und trieben Tränen in seine Augen.
    »Wir fahren auf die Leeseite zurück!« brüllte der Kapitän, obwohl er auf der kleinen Brücke praktisch Schulter an Schulter mit seinen Untergebenen stand.
    Er erinnerte sich nur allzu lebhaft an die glatte Klippe von über

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