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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wahr«, sagte Harry.
    Lin drehte sich wieder zu ihm um; anscheinend hoffte er, einen Verbündeten gefunden zu haben. »Natürlich stimmt es.«
    »Zumindest zum Teil.«
    »Nein, Harry. Nicht nur zum Teil. Das ist der einzige Grund. Der einzige! Und wir können ihnen das nicht durchgehen lassen!«
    »Wir sind nicht in der Lage, ihr Angebot zurückzuweisen«, sagte Harry.
    »Wenn wir nicht hierbleiben und sterben wollen«, sagte Roger Breskin. Seine tiefe Stimme war zwar ausdruckslos, ließ die einfache Aussage aber wie eine düstere Prophezeiung klingen.
    Petes Geduld mit Lin war erschöpft. »Willst du das, George? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Willst du, daß wir hierbleiben und sterben?«
    Lin war völlig durcheinander. Er schüttelte den Kopf: nein. »Aber ihr müßt doch einsehen ...«
    »Nein.«
    »Versteht ihr denn nicht...«
    »Was?«
    »Was sie sind, was sie wollen?« sagte der Chinese mit solcher Not, daß er Harry schon wieder leid tat. »Sie sind ... sie sind ...«
    Pete gab nicht nach. »Willst du hierbleiben und sterben? Das ist die einzige Frage, auf die es unter dem Strich ankommt. Willst du sterben?«
    Lin zappelte hin und her, suchte auf ihren Gesichtern nach einem Anzeichen von Unterstützung und schaute dann zu Boden. »Nein. Natürlich nicht. Niemand will sterben. Ich will nur... nur ... Es tut mir leid. Entschuldigt mich.« Er ging zum anderen Ende der Höhle und schritt dort auf und ab, wie er es zuvor getan hatte, als es ihm peinlich gewesen war, wie er Brian behandelt hatte.
    Harry beugte sich zu Rita hinüber. »Warum gehst du nicht zu ihm und sprichst mit ihm?« flüsterte er.
    »Klar«, sagte sie mit einem breiten, theatralischen Lächeln. »Wir können ja die internationale kommunistische Verschwörung erörtern.«
    »Ha, ha.«
    »Er ist ein so angenehmer Gesprächspartner.«
    »Du weißt, worum ich dich bitten will«, murmelte Harry. »Richte ihn wieder auf.«
    »Ich bezweifle, daß ich dafür stark genug bin.«
    »Wenn du es nicht schaffst, schafft es keiner. Na los, erzähle ihm von deiner eigenen Furcht, und wie du dich ihr immer wieder stellst. Keiner von ihnen weiß, wie schwierig es für dich ist, hier zu sein, was für eine Herausforderung es für dich tagtäglich ist. Wenn George das erfährt, bringt er vielleicht den Mut auf, sich dem zu stellen, was er fürchtet.«
    »Falls er Brian niedergeschlagen hat, ist es mir völlig egal, was er fürchtet.«
    »Wir wissen nicht, ob es George war.«
    »Er ist ein besserer Kandidat als das Ungeheuer von Loch Ness.«
    »Bitte, Rita.«
    Sie seufzte, gab nach und ging zur Rückwand der Höhle, um mit George Lin zu sprechen.
    Harry begab sich zu den anderen am Eingang.
    Roger Breskin hatte seine Uhr aus einer Tasche seines Parkas geholt. »Fünf nach neun.«
    »Keine drei Stunden mehr«, sagte Claude.
    »Können sie es in drei Stunden schaffen?« fragte Brian sich. »Können sie in knapp drei Stunden zu uns gelangen und uns vom Eis holen?«
    »Wenn sie es nicht können«, sagte Harry und versuchte, dem Augenblick etwas von seiner Anspannung zu nehmen, »werde ich echt stinksauer sein.«

21:10
     
    Emil Schukow kam mit einer Thermoskanne voll heißem Tee und drei Aluminiumbechern auf die Brücke. »Haben sie die Kanone zusammengebaut?«
     
    »Noch ein paar Minuten«, sagte Gorow. Er hielt einen der Becher, während der Erste Offizier den Tee einschenkte.
    Plötzlich roch die Nacht nach Kräutern, Zitrone und Honig, und Nikita Gorow lief das Wasser im Mund zusammen. Dann erfaßte der Wind den wohlriechenden Dampf, der von dem Becher aufstieg, kristallisierte ihn und trug ihn von ihm fort. Gorow nippte an dem Gebräu und lächelte. Der Tee kühlte bereits ab, doch es war ihm noch genügend Wärme geblieben, um dem Frösteln ein Ende zu bereiten, das sein Rückgrat hinauflief.
    Unter der Brücke, auf dem vorderen Teil des Hauptdecks, setzten drei Besatzungsmitglieder, vom Licht von vier Scheinwerfern umrahmt, die Kanone zusammen, mit der sie das Tau zum Eisberg schießen wollten. Alle drei trugen schwarze, isolierte Schutzanzüge mit Wärmeplatten an den Hüften, und ihre Gesichter wurden von Gummikapuzen und großen Tauchermasken bedeckt. Jeder wurde von einem Stahlseil gehalten, das an der vorderen Ausstiegsluke befestigt war. Die Seile waren lang genug, um ihnen volle Bewegungsfreiheit zu lassen, aber nicht so lang, daß sie über Bord gehen konnten.
    Obwohl die Kanone keine Waffe war, sah sie so gefährlich aus, daß ein nicht

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