Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Waggon festzuhalten. Das Eis bewegt sich natürlich nicht so schnell wie ein Zug. Aber die rauhe See und der Wind sind weitere Probleme. Nein, ich schicke niemanden auf eine Selbstmordmission. Der Landungsvorsprung muß bereits vorhanden sein, wenn die Schlauchboote den Eisberg erreichen.«
    »Und was nun?«
    Gorow wischte seine Brille mit der Rückseite eines eisverkrusteten Handschuhs ab und betrachtete die Klippe dann durch das Fernglas. »Sagen Sie Timoschenko, er soll einen Funkspruch an die Edgeway-Gruppe abschicken«, befahl er schließlich.
    »Jawohl, Herr Kapitän. Und was soll er ihnen sagen?«
    »Sie sollen herausfinden, wo ihre Höhle liegt. Wenn sie sich auf der Leeseite befindet... na ja, es könnte sich um eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme handeln, aber falls sie sich auf der Leeseite befindet, sollten sie sie sofort verlassen.«
    »Verlassen?« sagte Schukow.
    »Ich will versuchen, eine Landeplattform zu schaffen, indem ich den Fuß der Klippe mit einem Torpedo beschießen lasse.«
     
    »Ihr geht schon voraus«, beharrte Harry. »Ich muß Gunvald wissen lassen, was hier geschieht. Sobald ich mit ihm gesprochen habe, bringe ich das Funkgerät mit.«
    »Aber Larsson hört doch bestimmt alle Gespräche ab, die du mit den Russen führst«, sagte Franz.
    Harry nickte. »Wahrscheinlich. Aber falls nicht, muß ich ihn über die Entwicklung informieren.«
    »Dir bleiben nur ein paar Minuten«, sagte Rita besorgt.« Sie griff nach seiner Hand, als wolle sie ihn mit sich aus der Höhle zerren, ob er nun wollte oder nicht. Doch dann schien sie zu spüren, daß er einen anderen und besseren Grund hatte, Gunvald anzufunken, einen Grund, den er vor den anderen geheimhalten wollte. Ihre Blicke trafen sich, und sie verstanden sich wortlos. »Ein paar Minuten«, sagte sie. »Vergiß das nicht. Fang ja nicht an, mit ihm über alte Freundinnen zu plaudern.«
    Harry lächelte. »Ich hatte nie welche.«
    »Dann eben über junge. Alles klar?«
    »Harry«, sagte Claude, »ich halte es wirklich für töricht, hier...«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich verspreche dir, ich bin lange weg, bevor er diesen Torpedo abschießt. Und jetzt verschwindet endlich. Geht, geht.«
    Die Eishöhle lag weder an der Leeseite des Bergs noch auf der Mitte seiner Länge, wo dem russischen Funker zufolge der Torpedo einschlagen würde. Dennoch hatten sie einstimmig beschlossen, sich in die Schneemobile zurückzuziehen. Die Erschütterung, die der Torpedo auslösen mußte, würde den Eisberg von einem Ende zum anderen durchlaufen. Und die zahlreichen ineinander verschränkten Eisplatten, die die gekrümmte Decke bildeten, würden unter den Schwingungen vielleicht nachgeben.
    Als Harry allein war, kniete er vor dem Gerät nieder und funkte Larsson an.
    »Ich höre dich, Harry.« Gunvalds Stimme war verzerrt und schwach und wurde von Rauschen überlagert.
    »Hast du meine Gespräche mit den Russen mitgehört?« fragte Harry.
    »Was ich mitbekommen konnte. Dieser Sturm erzeugt allmählich verdammt starke Interferenzen, und ihr treibt von Minute zu Minute weiter von mir weg.«
    »Zumindest hast du einen allgemeinen Überblick von unserer Lage«, sagte Harry. »Ich habe keine Zeit, darüber zu sprechen. Ich habe mich bei dir gemeldet, um dich zu bitten, mir einen wichtigen Gefallen zu tun. Auch wenn er dir moralisch abstoßend vorkommen wird.«
    So zusammenhängend, wie es ihm möglich war, berichtete Harry dem Schweden von dem Mordversuch an Brian Dougherty und erklärte dann schnell, worum er Gunvald bitten wollte. Obwohl Larsson über den Anschlag auf Brian schockiert war, sah er ein, daß die Zeit drängte, und verschwendete keine wertvollen Minuten mit Rückfragen. »Was du von mir verlangst, ist nicht besonders angenehm«, stimmte er zu. »Aber unter diesen Umständen ist es ...«
    Rauschen übertönte den Rest des Satzes.
    Harry fluchte, warf einen Blick zum Höhleneingang und hob das Mikrofon wieder hoch. »Wiederhole das lieber«, sagte er. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    Durch Knistern und statisches Rauschen: »sagte ... unter diesen Umständen ... nötig zu sein.«
    »Du machst es also?«
    »Ja. Sofort.«
    »Wie lange wirst du brauchen?«
    »Wenn ich gründlich vorgehe ...« Gunvalds Stimme wurde unverständlich. Dann: »... wenn ich damit rechnen muß, daß ich das, was ich suche, versteckt ist... eine halbe Stunde.«
    »Gut. Das reicht. Aber beeil dich.«
    Als Harry das Mikrofon auf das Gerät legte, kam Pete Johnson in die Höhle.

Weitere Kostenlose Bücher