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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fuß riskieren. Wir müssen ein gutes Stück unter dem Eis sein.«
    Schukow nickte.
    »Sechshundertzwanzig Fuß.«
    Der Sonaroffizier bemühte sich, die Herrschaft über seine Stimme zu behalten. Trotzdem wurde seine nächste Meldung von einem schwachen Anflug von Elend gefärbt: »Ziel auf sechzig Meter, kommt schnell näher. Direkt vor dem Bug. Es wird uns treffen!«
    »Keineswegs!« sagte Gorow scharf. »Wir werden es schaffen.«
    »Tiefe auf sechshundertsiebzig Fuß.«
    »Ziel auf dreißig Meter.«
    »Sechshundertachtzig Fuß.«
    »Zwanzig Meter.«
    »Sechshundertneunzig Fuß.«
    »Ziel verloren«, sagte der Sonaroffizier, und beim letzten Wort hob seine Stimme sich um eine halbe Oktave.
    Sie erstarrten, warteten auf den knirschenden Aufprall, der die Hülle zerschmettern würde.
    Ich war ein Narr, mein eigenes Leben und das von neunundsiebzig weiteren Menschen aufs Spiel zu setzen, nur um ein Zehntel dieser Zahl zu retten, dachte Gorow.
    »Eis über uns!« rief der Techniker, der das Oberflächen-Echolot überwachte.
    Sie waren unter dem Berg.
    »Unser lichter Abstand?« fragte Gorow.
    »Fünfzig Fuß.«
    Niemand jubelte. Dafür waren sie alle noch zu verkrampft. Aber sie stießen einen bescheidenen, kollektiven Seufzer der Erleichterung aus.
    »Wir sind darunter«, sagte Schukow erstaunt.
    »Siebenhundert Fuß, sinken weiterhin«, sagte der Tauchoffizier besorgt.
    »Negativ zur Markierung Wasser ablassen«, sagte Gorow. »Position auf siebenhundertundvierzig Fuß stabilisieren.«
    »Wir haben es geschafft«, sagte Schukow.
    Gorow zog an seinem gepflegten Bart und stellte fest, daß er naß vor Schweiß war. »Nein. Noch nicht ganz. Noch nicht. Kein Eisberg hat eine völlig flache Unterseite. Einzelne Vorsprünge werden unter sechshundert Fuß Tiefe hinabragen, und selbst auf unserer maximalen Tauchtiefe könnten wir mit einem dieser Zacken kollidieren. Wir sind erst sicher, wenn wir vollständig unter ihm hinweggefahren sind.«
     
    Ein paar Minuten nachdem die Erschütterung durch den Torpedo durch das Eis gepoltert war, kehrten Harry und Pete vorsichtig aus den Schneemobilen, in denen die anderen noch Schutz suchten, in die Eishöhle zurück. Sie wagten sich nur bis zum Eingang, wo sie stehenblieben und dem heftigen Wind die Rücken zudrehten.
    Sie mußten das Funkgerät, das Harry trug, in den tiefsten und stillsten Teil der Höhle bringen, um mit Leutnant Timoschenko an Bord der Pogodin Kontakt aufnehmen zu können und in Erfahrung zu bringen, was nun geschehen würde. Draußen war der Wind ein Tier mit tausend Stimmen, eine jede davon ohrenbetäubend laut, und selbst in den Kabinen der Schlitten bewirkte das Brüllen und Kreischen und Pfeifen der Böen, daß man seine eigene Stimme nicht mehr verstehen konnte, geschweige denn das, was jemand über das Funkgerät sagte.
    Mit dem Strahl seiner Taschenlampe leuchtete Pete besorgt die durcheinandergeworfenen Deckenplatten ab.
    »Scheint in Ordnung zu sein!« brüllt Harry laut, obwohl sein Mund keine drei Zentimeter vom Kopf des anderen Mannes entfernt war.
    Pete sah ihn an und wußte offensichtlich nicht, was er sagen sollte.
    »In Ordnung!« bellte Harry und hielt einen Daumen nach oben.
    Pete nickte beipflichtend.
    Doch sie zögerten, weil sie nicht wußten, ob das russische U-Boot einen weiteren Torpedo abschießen würde.
    Wenn sie mit dem Funkgerät die Höhle betraten und die Russen dann erneut auf das Eis schossen, könnten die Erschütterungen die Decke diesmal einstürzen lassen. Sie würden zerschmettert oder lebendig begraben werden.
    Doch der boshafte Wind in ihrem Rücken war so stark und fürchterlich kalt, daß Harry den Eindruck hatte, jemand habe ihm unter seinem Overall zahlreiche Eiswürfel auf den Rücken gekippt. Er wußte, daß sie nicht mehr lange dort stehen konnten, von Unentschlossenheit gelähmt, und trat schließlich hinein. Pete folgte ihm mit der Taschenlampe, und gemeinsam eilten sie zur Rückseite der Höhle.
    Die Kakophonie des Sturms ließ drastisch nach, als sie tiefer in die Höhle vordrangen, wenngleich selbst an der hinteren Wand noch ein solcher Lärm herrschte, daß sie die Lautstärke voll aufdrehen mußten.
    Das gelbe Allzweckkabel, das mit der Batterie eines der Schneemobile verbunden war, lag noch an Ort und Stelle. Harry stöpselte es ein. Er zog es vor, so lange wie möglich die Energie des Schlittens zu benutzen und die Batterien im Funkgerät für den Fall zu schonen, daß sie sie später noch brauchen

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