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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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ist, wie bei den meisten narzisstischen Menschen, dass sie versucht, eine Therapie zu »machen«, statt sie zu erleben. Sie sucht nach Anweisungen, die sie dann letztlich doch nicht befolgt, bittet um Ratschläge, die ihr nicht weiterhelfen, und vermeidet auf diese Weise ein emotionales Einlassen. Therapie wird, wie alles in ihrem Leben, zu einer Leistung und einer Aufgabe, die gelöst werden muss und wenn’s geht auch noch schnell. Die Lösung liegt primär im Kopf, im Verstehen, nicht im Fühlen und Erfahren.
    Die emotionalen Bremsen, wie Julia sie nennt, sind Ängste und das Verbot, unkontrolliert zu sein und zu fühlen. Neben den kognitiven hemmenden Botschaften haben diese Bremsen auch eine körperliche Korrespondenz. Bei ihr sind es ein eiserner Ring um den Hals und eine Eisenplatte über dem Herzen. Dazwischen spürt sie viele Gefühle wie Liebe, Schmerz und Unsicherheit. Durch den Eisenring und die Eisenplatte wird den Gefühlen jedoch nur ein kleiner Raum zugestanden, sie sind im Grunde eingesperrt und können sich nicht ausdrücken.
    Andere Bilder für emotionale Blockaden sind die eines gefrorenen Herzens oder eines eingefrorenen Körpers, einer Mauer um das Herz oder Metallplatten, die den Körper in der Mitte in eine obere und eine untere Hälfte zerschneiden. Das Genick steckt wie in einem Schraubstock oder in einer eisernen Hand, die Füße werden nicht zum Körper gehörend empfunden oder sind abgebunden. Blockaden kann es in allen Körperregionen geben, und sie werden oft gar nicht oder nur als Schmerzen wahrgenommen. Schmerzende Körperteile lehnen wir ab und wollen sie am liebsten loswerden, erkennen dann aber leider nicht ihre Botschaft und ihre Anpassungsfunktion. In der Therapie ist es möglich, die Aufmerksamkeit dem Körper zuzuwenden und mit dem Atem zu begleiten.
    Mithilfe folgender Fragen und Anweisungen haben wir uns Julias Blockierungen genähert:
     
    Bitte schließen Sie die Augen und spüren Sie in Ihren Hals. Wie fühlt sich der Schmerz an? Atmen Sie in die Enge, die sich bildet, wenn der Hals zugeht. Welches Bild haben Sie dazu? Bleiben Sie dabei und atmen Sie. Was passiert?
    Manchmal wird der Druck leichter, manchmal wird die Blockade aber auch stärker.
    Nun versuchen Sie, sie noch stärker zu machen, was müssen Sie dazu tun? Gelingt es überhaupt?
    Julia wird bei dieser Arbeit deutlich, dass sie vieles nicht gesagt hat, was ihr im Hals stecken geblieben ist.
    Zwei Sätze kommen ihr spontan in den Sinn: »Du hast mich verletzt« und »Ich bin verunsichert, was Liebe angeht«.
    An wen richten sich diese Sätze?
    An meinen langjährigen Freund, den ich heiraten wollte, von dem ich mich aber dann doch trennte.
    Warum?
    Ich weiß es eigentlich nicht. Wir haben nie darüber gesprochen, es war plötzlich klar, dass es aus ist, und das war’s.
    Sie spürt kurz den Schmerz, der mit dieser Erinnerung verbunden ist, will ihn aber nicht aushalten. Statt ihre Verletzung und die damit verbundenen Gefühle auszudrücken und ihre Unsicherheit, was Liebe heißt, zuzulassen, macht sie wieder zu, schüttelt sich wie ein Hund nach dem Bad, lächelt und sagt: »Ja das war halt so.« Und wieder muss die Muskulatur des Halses alle Emotionen unterdrücken, sich stark und fest machen, damit nichts an die Oberfläche dringt.
    Es könnten nämlich auch die Verletzungen aus der Familie hochkommen, der Schmerz, sich nicht geliebt und verstanden gefühlt zu haben, und die Enttäuschungen, dass ihre Liebe nicht beantwortet wurde. Die Sätze an ihren Freund gelten ebenso den Eltern.
    Denn es sind die grundlegenden Sätze, die ihr Beziehungsverhalten bestimmen und ihre Emotionen einfrieren: die Verletzung durch das emotional Alleingelassenwordensein, wenn sie jemanden brauchte, und das Fehlen von gegenseitiger Liebe.
    Gefühle entstehen über den Körper 29 und die Wahrnehmung der körperlichen Veränderung. Angst beispielsweise geht einher mit einer Reduzierung der Atmung, Anspannung der Muskulatur, einem beschleunigten Herzschlag, der Ausschüttung bestimmter Hormone und der Veränderung der Gesichtsfarbe. In bestimmten Gehirnarealen werden diese Signale verarbeitet und als Gefühl wahrgenommen.
    Die Gefühlswahrnehmung sowie das Mitfühlen für andere ist physiologisch begründet, braucht aber den sozialen Kontext, um gelernt zu werden. Werden Gefühle von Kindern nicht beantwortet, dann fehlt ihnen der Spiegel, wie man mit ihnen umgeht. Darf nicht geweint werden, wenn etwas traurig ist, gilt Freude als

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