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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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Hunderte bunter Raketen fauchend und pfeifend in den Himmel schießen, unterbrechen sie das Liebesspiel für kurze Zeit.
    „Wollen wir spazieren gehen?“ fragt Erwin wie nebenbei. Doch Marlene zieht es vor, das Haus nicht zu verlassen. So ändert er seinen Plan. Er will die süßen Stunden noch nicht beenden und verschiebt sein tödliches Vorhaben auf den nächsten Tag.
    Eine weitere innere Befriedigung empfindet er, als es ihm gelingt, Marlene zur Fortsetzung des Beischlafs ins eheliche Schlafgemach zu locken, wo sie sich unbefangen dem Vergnügen hingibt.
    Einige Zeit später übermannt beide eine wohltuende Erschöpfung und Müdigkeit. Eng umschlungen sinken sie in tiefen Schlaf.
    Am nächsten Morgen gegen 7.00 Uhr: Es ist Montag, der 1. Januar 1968. Erwin liegt schon längere Zeit wach und überlegt, wie er Marlene zu einem Spaziergang zur Autobahnbrücke überreden könnte. Dann steht er auf und kleidet sich an. Langsam wird nun Marlene munter. Genüßlich rekelt sie sich in den Kissen, blinzelt Erwin schlaftrunken an und beklagt, daß sie bald heim müsse. Dann fragt sie beiläufig, wohin Erwins Frau und das Kind eigentlich gefahren seien.
    Das Unglaubliche geschieht: Wortlos geht Erwin zum Kleiderschrank, reißt die Tür weit auf, zieht die Textilien von den toten Körpern und sagt mit monotoner, eiskalter Stimme: „Hier, wenn du’s genau wissen willst. Ich habe sie umgebracht!“
    Erst mit dem zweiten Blick erfaßt Marlene die Situation. Starr vor Schreck und Entsetzen ist sie zu keiner Reaktion fähig. Angstbebend liegt sie im Bett, beide Hände in der Decke festgekrallt, die sie über den Kopf zu ziehen versucht. Doch Erwin ist schon bei ihr, hat ein Montiereisen in der Hand und schlägt zu. Mehrere heftige Hiebe gehen auf ihrem Schädel nieder. Augenblicklich verliert sie das Bewußtsein. Sie kann nicht mehr spüren, daß Erwin noch zehnmal mit einem Messer in ihren Oberkörper sticht. Zwei Stiche haben das Herz getroffen und den schnellen Tod gebracht.
    Erwin Schaper hat sein Ziel fast erreicht. Jetzt muß er nur noch sich selbst umbringen. Blaß, kalt und nahezu ohne innere Regung verharrt er einige Augenblicke vor dem Ergebnis seiner Untat. Dann deckt er die Tote zu und schließt die Tür vom Wäscheschrank. Er säubert sich von den Blutspuren, steckt das Messer ein, streift den Anorak über und verläßt die Wohnung. Eine Zeitlang irrt er durch die menschenleeren Straßen, die übersät sind mit ausgebrannten Silvesterraketen, Konfetti und Papierschlangen. Kein Auto fährt um diese Stunde. Nur eine Kehrmaschine der Städtischen Straßenreinigung beseitigt die Relikte der nächtlichen Ausgelassenheit.
    Jetzt ist Erwin nur noch von einem Gedanken getrieben: Ich muß mich töten. Von fern erblickt er die Autobahnbrücke, die sein Ziel ist. Doch kurz davor zögert er wieder, glaubt, daß es besser wäre, bis zur nächsten Nacht zu warten. Er erwägt auch, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Nur nach Hause gehen, nein, das kann er nicht mehr. So läuft er ziellos bis zum späten Vormittag in der Stadt umher, bis er sich entschließt, einen Freund aufzusuchen. Er trifft diesen auch an. Der Freund überredet ihn zu einem Frühschoppen. Erwin ist zwar bedrückt, doch hält der Freund seinen Zustand eher für einen milden Silvesterkater. Die beiden bleiben bis zum Abend beisammen. Erst dann verläßt Erwin den Freund.
    Die Selbsttötungsgedanken haben ihn den ganzen Tag über begleitet. Jetzt drängt es ihn immer stärker, sie endlich zu verwirklichen. Deshalb verläßt er das Stadtgebiet von Eisenach, sucht eine abgelegene Gegend. Am Rande einer Landstraße ist es dann soweit: Er zieht das Messer aus dem Anorak. Wieder verharrt er. Immer noch findet er nicht den Mut, das zu tun, wonach er sich schon lange sehnt. Erst der Gedanke daran, welche Blutspur er bereits hinter sich hergezogen hat, läßt ihn seine Feigheit überwinden …
    Gegen 20.00 Uhr macht ein Ehepaar, das auf der Straße nach Hötzelroda einen Abendspaziergang unternimmt, eine schreckliche Entdeckung: Wenige Meter vom Straßenrand entfernt liegt, blutüberströmt, ein lebloser Mann, quer über den Hals verlaufend eine blutverschmierte Schnittverletzung. Der Puls des Mannes schlägt kaum noch, doch er schlägt. Der medizinische Notdienst wird alarmiert. Ein Arzt stellt fest, daß in dem Mann noch Leben ist. Alles Menschenmögliche wird getan, um dieses Leben zu erhalten. Nach einer Notoperation wollen die Ärzte im Krankenhaus wissen, wer ihr

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