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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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auch Notebooks, die aktuelle Fotos des Drogenbarons enthielten, der inzwischen einen Schnurrbart trug und seit seiner Flucht aus dem Gefängnis gut fünfzehn Kilo zugelegt haben dürfte. Vor Wut schäumend, weil sie ihn so knapp verfehlt hatten, fackelten die Soldaten zwei Fahrzeuge ab und zerstörten die Ranch.
    Die Offiziellen machten das Netzwerk von Informanten, das Chapo in der Gegend unterhielt, für dessen Flucht verantwortlich, doch Kritiker der Regierung sahen in dem missglückten Versuch den Beleg dafür, dass niemand ernsthafte Anstalten machte, Chapo zu fassen. Sie würden allesamt nur den Anschein erwecken, meinten die Skeptiker.
    »Die einzige Erklärung ist, dass er gewarnt wurde, und zwar von denselben Leuten, die ihn eigentlich verhaften sollen«, erklärte Fernando Guzmán Pérez Peláez, ein Kongressabgeordneter, der einem Ausschuss für Nationale Sicherheit des mexikanischen Parlaments vorsaß. 194

    Eddys Obsession 195
    General Sandovals Vorgänger, General Rolando Eugenio Hidalgo Eddy, übernahm das Kommando über den 9. Militärbereich in den letzten Tagen der Fox-Administration, die bekanntlich durch Chapos Flucht schwer gedemütigt worden war. Deshalb schwor General Hidalgo Eddy – oder schlicht General Eddy, wie ihn die Einheimischen bald despektierlich nannten –, als er im Januar 2006 nach Culiacán kam, den Mann, der für diese Schande verantwortlich war, zur Strecke zu bringen.
    General Eddy war ein altgedienter Veteran. Er war Jahrgang 1945 und galt als Mann der Tat, der oft aggressive Entscheidungen fällte. Manche nannten ihn sogar tollkühn, einer seiner Kollegen beschrieb ihn einmal als »oberflächlich in der Entscheidungsfindung, leichtfertig, ein Mann, der die Folgen seines Handelns nicht bedenkt«.
    Manchmal trafen seine Entscheidungen aber auch ins Schwarze. Etwa als er die Spezialeinheit unterstützte, die in Kooperation mit dem DEA-Agenten Kiki Camarena die Rancho El Búfalo stürmte. Zudem hatten Eddys Männer herausgefunden, dass Angehörige des mexikanischen Militärs die tausend Hektar große Marihuanaplantage bewachten.
    Doch wie viele andere Generäle in Mexiko sah sich auch Eddy mit diversen unbewiesenen Anschuldigungen konfrontiert. Während er in Coahuila im Nordosten des Landes stationiert war, soll er Treffen mit Carrillo Fuentes abgehalten haben. Eddy bestritt dies, doch die Verurteilung von General Gutiérrez Rebollo wegen desselben Delikts trug nicht unbedingt dazu bei, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen.
    Um die Demütigung seiner Regierung auszuwetzen und seinen beschädigten Ruf wiederherzustellen, setzte er in Sinaloa alles daran, Chapo zur Strecke zu bringen. Er schwor sogar öffentlich, ihn zu schnappen.

    In den ersten Monaten seiner Dienstzeit wurden Dutzende von Flugzeugen und große Mengen Opium und Marihuana beschlagnahmt. Zudem führten Eddys Soldaten diverse Razzien auf Anwesen durch, die Víctor Emilio Cázares Gastélum und dessen Schwester gehörten, die von Agenten des US-Finanzministeriums den Beinamen »The Empress« (»die Kaiserin«) erhalten hatte, weil sie als eine der wesentlichen Geldwäscherinnen des Sinaloa-Kartells angesehen wurde. Diverse Besitztümer des Geschwisterpaares wurden beschlagnahmt; dies war eine der ersten erfolgreichen gemeinsamen Aktionen, die die mexikanische Regierung in Zusammenarbeit mit dem US-Justizministerium und der DEA gegen die Finanzgeschäfte der Kartelle durchführte.
    Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten war die gesamte Sierra wieder zum Zielgebiet militärischer Aktionen erklärt worden. Eddys Truppen durchsuchten zahllose Bergdörfer, zerstörten Landebahnen und brachten die Einheimischen gegen sich auf, die beklagten, sie würden drangsaliert. Die Städte und Dörfer der gesamten Provinz Badiraguato wurden immer wieder besetzt und durchsucht, ebenso wie die Narco-Hochburgen Santiago de los Caballeros und La Tuna, von den Städten im nahe gelegenen Durango, wo Chapo über zahlreiche Verstecke verfügte, ganz zu schweigen.
    Die Militärbasis Badiraguato, die nicht mehr besetzt worden war, seit die Soldaten in den neunziger Jahren zur Bekämpfung der Zapatisten-Rebellion nach Chiapas im Süden des Landes abgezogen worden waren, wurde neu bemannt. Prompt löste die Gegenwart der Soldaten den Zorn der Bevölkerung aus. Statt Entwicklungsprogrammen, mit denen die Wirtschaft und das Sozialwesen gefördert wurden, habe ihnen die Regierung Truppen geschickt, beklagten die Ortsansässigen.

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