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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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hatte, ins Zeug.
    »Behaltet es, Herr Korporal. Haben wir schon den Deserteur nicht gefunden, so könnt Ihr Euch mit diesem Buch einen Namen machen und wohl gar ein Sternchen dazuverdienen.« »Er redet dummes Zeug!« knurrte ihn der Vorgesetzte an, der sich in seinen geheimsten Wünschen von einem seiner Untergebenen ertappt sah. Er fragte dann aber doch: »Was ist das für ein Buch?«
    »Die Verfassung der Rebellen in Amerika, mit denen der englische König in Fehde liegt, ein Büchlein, das wohl Unheil anrichten kann in den Köpfen von ehrsamen Bürgern, die ihrem König oder ihrem Fürsten den Zehnten nicht mehr geben wollen.«
    Der Korporal drehte und wandte das Pamphlet in seiner Hand und steckte es dann in seine Tasche. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was dieses Büchlein mit der Flucht des Musketiers zu tun haben sollte, wollte sich aber vor den Soldaten keine Blöße geben. Er ließ seine Leute antreten und kommandierte: »Rechts um! Marsch!«
    Andreas Baum sah auf die Uhr. Es war, jetzt drei Uhr nachmittags, die Stunde, wo die Bank gegenüber ihre Schalter wieder öffnete. Andreas Baum war ein Mann von schnellen Entschlüssen. Für ihn stand es fest, daß Michel irgendwann noch einmal auftauchen würde, um Abschied zu nehmen. Es konnte nicht schaden, wenn man ein paar hundert Gulden im Haus hatte. Andreas dachte keine Minute daran, seinem Sohn Vorwürfe zu machen. Ein Baum eignete sich nicht zum Soldatspielen. Und was hieß hier schon Deserteur? Bei solcher Rechtsprechung seines Landgrafen, die jedem Recht Hohn sprach!
    Als der Abend hereinbrach, lag ein fertig geschnürtes, wohlgepacktes Bündel im Schlafzimmer des Alten. Er selber saß auf seinem Bett und wartete. Ein bißchen wehmütig war ihm wohl ums Herz. Aber er hatte das feste Vertrauen, daß Michel sich überall durchbeißen werde. Als die Sonne untergegangen war, klopfte draußen jemand leise an die Tür. Andreas stieg die Treppen hinunter und öffnete. Er war sichtlich enttäuscht. Der Ankömmling war Charlotte Eck. »Seid Ihr allein, Vater Baum?« fragte sie schnell.
    »Komm herein, Kind«, nickte der Alte. »Willst du Tabak für deinen Vater?« Charlotte schloß die Tür hinter sich, dann flüsterte sie leise: »Ich komme von Michel. Wahrscheinlich wißt Ihr schon, was geschehen ist?« Der Alte war wie elektrisiert. Er packte des Mädchens Arm und fragte gespannt: »Werden sie ihn auch nicht kriegen?«
    »Nein. — Er liegt zur Zeit in meinem Zimmer unter dem Bett. Dort vermutet ihn bestimmt niemand. Nicht einmal Vater oder Mutter wissen, daß er sich dort verborgen hält. Er wollte nicht mehr hierherkommen, um Euch nicht zu gefährden; denn Ihr wißt, auf dem Beherbergen eines Deserteurs stehen hohe Strafen.«
    »Und du läßt ihn in deinem Zimmer unter dem Bett liegen, Mädel? Wenn sie dich nun...« Charlotte unterbrach ihn hastig, wobei sie gewaltsam die Tränen zurückhalten mußte. »Ihr wißt, Vater Baum, daß der Michel und ich uns immer — immer gut waren...« »Schon gut, Mädel«, sagte der Alte. »Ich gehe nur das Bündel holen, das ich schon für ihn zurecht gemacht habe.«
    Er lief die Treppen hinauf und erschien gleich darauf wieder mit dem Gepäck. Einen Degen hatte er auch in der Hand.
    »Er soll diese Waffe mitnehmen. Sie hat eine echte Damaszener Klinge. Ein Baum stirbt lieber, als daß er sich seinen Feinden widerstandslos ergibt. Sag ihm das. — Und ich lasse ihm viel Glück wünschen. Er soll die Rebellen in Amerika grüßen von einem alten deutschen Mann, der sie um das, was der Korporal heute bei mir fand, beneidet. Sag ihm das, Mädel, hörst du?« »Was fand denn der Korporal hier, Vater Baum?«
    »Ein Ding, so ein kleines Buch, in dem irgend etwas von der Freiheit steht, von der Freiheit des Bürgers, glaub ich, Verfassung oder so ähnlich heißt das. Na, Michel wird es schon wissen. — Nun geh, mein Kind. Ich bleibe hier. Man könnte Verdacht schöpfen, wenn ich jetzt mit dir ginge. Sag ihm, er soll seinen alten Vater nicht vergessen — und — ich hätte es genau so gemacht wie er. Adieu!«
    Damit schob er das sprachlose Mädchen mit dem Bündel zur Tür hinaus. Dann war es mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Die Tränen rannen ihm unaufhörlich über die Wangen. Sich heftig schnauzend, zog er an der Pfeife und entlockte ihr wahrlich riesige Qualmwolken.
    Als Charlotte Eck nach Hause kam, erlebte sie eine unliebsame Überraschung. Trotz der späten Stunde hatten ihre Eltern noch Besuch. Bevor sie das

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