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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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eingerichtet, Kahar«, meinte Raoden. »Was bringt Euer ganzes Putzen hier, wenn sie bei jedem unserer Treffen Dreck in die Kapelle schleppen?«
Nachdenklich nickte Kahar. »Das Kopfsteinpflaster stellt ein Problem dar«, murmelte er. »Das ist ein großes Projekt, Mylord.« Doch sein Blick war unverzagt.
»Ich weiß«, stimmte Raoden ihm zu. »Aber es ist unglaublich wichtig. Menschen, die im Dreck leben, kommen sich selbst wie Dreck vor. Wenn wir je über das, was wir selbst von uns halten, hinauswachsen wollen, müssen wir sauber sein. Werdet Ihr es schaffen?«
»Ja, Mylord.«
»Gut. Ich werde Euch ein paar Arbeitskräfte zuteilen, damit es ein wenig schneller geht.« Im Laufe der letzten Tage hatte Raodens Truppe großen Zulauf gehabt, weil die Bewohner von Elantris gehört hatten, dass Karata sich ihm angeschlossen hatte. Viele geisterhafte Elantrier, die ziellos allein durch die Straßen gewandert waren, waren zu Raodens Truppe aufgebrochen und suchten nun in der Kameradschaft einen letzten verzweifelten Ausweg aus dem Wahnsinn.
Nachdem Kahar sich zum Abschluss noch einmal in der Kapelle umgesehen hatte, wandte er sich zum Gehen. Auf seinem runzeligen Gesicht spiegelte sich Stolz wider.
»Kahar!«, rief Raoden.
»Ja, Mylord?«
»Kennt Ihr es nun? Das Geheimnis, meine ich?«
Kahar lächelte. »Ich bin schon seit Tagen nicht mehr hungrig, Mylord. Es ist das erstaunlichste Gefühl auf der ganzen Welt. Selbst die Schmerzen spüre ich nicht mehr.«
Raoden nickte, und Kahar ging. Der Mann war auf der Suche nach einem magischen Mittel gegen seine Leiden zu ihm gekommen, war jedoch auf eine viel einfachere Antwort gestoßen. Schmerzen verloren an Macht, wenn andere Dinge in den Vordergrund traten. Kahar benötigte weder einen Heiltrank noch ein Aon zu seiner Rettung - er brauchte nichts weiter als eine Beschäftigung.
Raoden ging durch den glänzenden Saal und bewunderte die unterschiedlichen Darstellungen. Am Ende eines bestimmten Reliefs hielt er jedoch inne. Dort befand sich eine leere Stelle, deren weiße Steinoberfläche von Kahar mit sorgfältiger Hand poliert worden war. Die Stelle war sogar so sauber, dass Raoden sein eigenes Spiegelbild sehen konnte.
Er war völlig verblüfft. Das Gesicht, das ihm von dem Marmor entgegensah, kam ihm unbekannt vor. Bisher hatte es ihn überrascht, dass ihn nur so wenige Menschen wiedererkannt hatten. Immerhin war er der Prinz von Arelon gewesen, dessen Gesicht man auf vielen Plantagen außerhalb Kaes gekannt hatte. Er war davon ausgegangen, dass die Elantrier einfach nicht mit einem Prinzen in Elantris rechneten, sodass sie »Lebensgeist« nicht mit Raoden in Verbindung brachten. Da er nun jedoch die Veränderungen in seinem Gesicht erblickte, wurde ihm klar, dass es einen weiteren Grund gab, weshalb die Leute ihn nicht wieder erkannten.
Seine Züge wiesen Spuren auf, Hinweise auf das, was einst gewesen war. Doch die Veränderungen waren drastisch. Es waren erst zwei Wochen vergangen, aber ihm waren schon sämtliche Haare ausgefallen. Er hatte die typischen elantrischen Flecken auf der Haut, und selbst die Teile, die noch vor ein paar Tagen hautfarben gewesen waren, hatten sich mittlerweile in ein stumpfes Grau verwandelt. Seine Haut wies kleine Fältchen auf, besonders um die Lippen, und seine Augen waren bereits tief eingesunken.
Vor seiner eigenen Verwandlung hatte er sich die Elantrier immer als lebende Leichname vorgestellt, deren Fleisch faulig und zerfetzt war. Dem war nicht so. Elantrier behielten ihr Fleisch und im Großen und Ganzen auch ihre Figur, selbst wenn ihre Haut Falten bekam und dunkler wurde. Sie waren eher ausdorrende Hüllen als verwesende Leichname. Aber obwohl die Verwandlung nicht so extrem war, wie er einst angenommen hatte, war es dennoch schockierend, sich selbst in einem derartigen Zustand zu sehen.
»Wir sind ein erbärmliches Völkchen, was?«, fragte Galladon von der Eingangstür aus.
Raoden hob den Blick und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. »Nicht so schlimm, wie wir sein könnten, mein Freund. Ich werde mich schon noch an die Veränderungen gewöhnen.«
Mit einem Ächzen betrat Galladon die Kapelle. »Dein Putzmann macht seine Arbeit gut, Sule. Der Ort hier wirkt beinahe frei von der Reod.«
»Das Schönste daran ist, mein Freund, wie die Reinigung den Arbeitenden befreit hat.«
Galladon nickte und trat zu Raoden an die Wand. »Sie sind in Scharen gekommen, nicht wahr, Sule?«, meinte er mit einem Blick nach draußen auf den großen

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