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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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genommen hatte.
»Das Traurige ist, dass sie es wahrscheinlich tatsächlich getan hat«, seufzte Lukel. »Bloß, um dich vielleicht damit beeindrucken zu können.«
»Kaise ist bestimmt das intelligenteste Mädchen, dem ich je begegnet bin«, räumte Sarene ein.
Lukel zuckte mit den Schultern. »Sie ist gescheit, aber lass dich nicht zu sehr von ihr beeindrucken: Kaise ist ein Kind. Sie mag Zusammenhänge wie eine Frau begreifen, aber sie reagiert immer noch wie ein kleines Mädchen.«
»Ich finde sie dennoch verblüffend«, sagte Sarene, die den beiden Kindern beim Spielen zusah.
»Oh, das ist sie«, pflichtete Lukel ihr bei. »Kaise braucht nur ein paar Stunden, um ein Buch zu verschlingen, und ihr Talent für das Sprachenlernen ist unglaublich. Manchmal tut mir Daorn leid. Er gibt sich redlich Mühe, aber im Grunde hat er, glaube ich, das Gefühl, unzulänglich zu sein. Kaise kann recht dominant sein, falls du es noch nicht bemerkt haben sollest. Aber egal, wie gescheit sie sind, letzten Endes sind es immer noch Kinder, und es ist alles andere als entspannend, auf sie aufpassen zu müssen.«
Sarene sah wieder zu den spielenden Kindern. Kaise hatte ihrem Bruder mittlerweile den Stock abgenommen und jagte ihn durch den Saal, wobei sie mit ihrer Waffe durch die Luft hieb und stach und die Kampfmethoden parodierte, die Sarene den Frauen beigebracht hatte.
Da fiel Sarenes Blick auf den Saaleingang. Die Tür stand offen, und zwei Gestalten beobachteten die Frauen bei deren Fechtübungen. Lord Eondel und Lord Shuden schlüpften in den Saal, sobald sie feststellten, dass ihre Anwesenheit bemerkt worden war. Augenblicklich erstarrten die Damen. Es hieß, dass die beiden Männer sich trotz des Altersunterschieds miteinander angefreundet hatten. Beide waren auf gewisse Weise Außenseiter in Arelon: Shuden ein Ausländer mit dunkler Haut und Eondel ein ehemaliger Soldat, dessen Gegenwart allein schon Anstoß zu erregen schien.
Doch selbst wenn Eondels Anwesenheit den Frauen missfiel, so machte Shudens Erscheinen dies mehr als wieder wett. Sämtliche Fechterinnen erröteten heftig, als ihnen klar wurde, dass der gut aussehende jindoesische Lord ihnen zugesehen hatte. Einige jüngere Mädchen stützten sich an den Armen ihrer Freundinnen ab und tuschelten aufgeregt miteinander. Angesichts all der Aufmerksamkeit stieg Shuden selbst die Röte ins Gesicht.
Eondel hingegen achtete nicht auf die Reaktionen der Frauen. Er ging mit nachdenklichem Blick zwischen den Möchtegernfechterinnen hin und her. Nach einer Weile hob er einen herumliegenden Stock auf, nahm Fechtstellung ein und vollführte eine Reihe von Stößen und Ausfällen. Nach dem Waffentest nickte er vor sich hin, legte den Stock beiseite und trat dann auf eine der Frauen zu.
»Haltet den Stock so«, wies er sie an und ordnete ihre Finger an. »Ihr hattet ihn so fest umklammert, dass Ihr an Beweglichkeit einbüßt. Also, legt den Daumen oben an den Griff, damit der Degen die ganze Zeit über in die richtige Richtung zeigt, tretet zurück und stoßt zu!«
Die Frau, Atara, kam der Aufforderung nach. Allerdings war sie ein wenig durcheinander, weil Eondel es gewagt hatte, sie am Handgelenk zu berühren. Erstaunlicherweise stieß sie gerade und zielgerichtet zu - ein Umstand, der niemanden mehr überraschte als Atara selbst.
Eondel bewegte sich durch die Gruppe, wobei er gewissenhaft falsche Körperhaltungen, Griffe und Stellungen verbesserte. Er gesellte sich zu einer Frau nach der anderen und beriet sie bei ihren jeweiligen Problemen - von denen jede Dame etliche hatte. Schon nach wenigen Minuten seines Unterrichts, waren ihre Angriffe konzentrierter und genauer, als Sarene es je für möglich gehalten hätte. Zufrieden zog Eondel sich von den Frauen zurück. »Hoffentlich hat meine Einmischung Euch nicht gekränkt, Eure Hoheit.«
»Überhaupt nicht, Mylord«, versicherte Sarene ihm, obgleich ein gewisser Neid in ihr hochgestiegen war. Sie musste Frau genug sein, um anzuerkennen, wenn jemand etwas besser konnte, sagte sie sich.
»Ihr seid offensichtlich talentiert«, sagte der ältere Mann. »Aber Ihr habt wohl noch nicht viel Erfahrung im Unterrichten anderer sammeln können.«
Sarene nickte. Eondel war ein militärischer Befehlshaber. Wahrscheinlich hatte er jahrzehntelang Neulinge in die Grundlagen des Kämpfens eingeführt. »Ihr kennt Euch ziemlich gut im Fechten aus, Mylord.«
»Ich finde es interessant«, sagte Eondel, »und ich bin schon etliche Male in Duladel

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