Elantris
Ort, an dem wir die Verzückung unseres jungen Barons nicht ganz so nah mit ansehen müssen.«
»Ein fabelhafter Vorschlag, Euer Gnaden«, sagte Sarene.
Sie gingen am Rand des Pavillons entlang. Roial nickte den Leuten zu, die ihn zu dem gelungenen Fest beglückwünsch ten. Sarene schlenderte an der Seite des betagten Mannes und stellte mit zunehmender Verwirrung fest, dass ihr die eine oder andere Adelsfrau böse Blicke zuwarf. Erst nach etlichen Minu ten wurde ihr der Grund für die Feindseligkeit klar: Sie hatte völlig vergessen, dass Roial als der begehrenswerteste Junggeselle in ganz Arelon galt. Viele Frauen waren an diesem Abend in der Erwartung erschienen, Roial ohne Begleitung anzutreffen. Sie hatten sich wahrscheinlich lange den Kopf darüber zerbrochen, wie sie den alten Mann mit Beschlag belegen und sich bei ihm einschmeicheln könnten. Sarene hatte ihnen ei nen gründlichen Strich durch die Rechnung gemacht.
Roial sah ihr lachend ins Gesicht. »Dann seid Ihr mittlerweile wohl selbst draufgekommen, oder?«
»Deshalb gebt Ihr sonst nie Feste, nicht wahr?«
Der Herzog nickte. »So schwierig es ist, auf dem Ball eines anderen mit ihnen fertig zu werden, ist es doch beinahe unmöglich, ein guter Gastgeber zu sein, während mir diese Drachen im Genick sitzen.«
»Vorsicht, Euer Gnaden«, mahnte Sarene. »Shuden hat das erste Mal, als er mich auf einen Ball mitgenommen hat, beinahe die gleichen Klagen geführt. Und seht, was aus ihm geworden ist!«
»Shuden hat die Sache falsch angestellt«, sagte Roial. »Er ist einfach weggelaufen - und jedes Kind weiß: Egal wie schnell man laufen kann, es wird immer jemanden geben, der noch schneller ist. Ich hingegen laufe nicht. Es bereitet mir viel zu großes Vergnügen, mit ihren habgierigen kleinen Geistern zu spielen.«
Sarene tadelte ihn scharf, wurde jedoch unterbrochen, als sich ihnen ein vertrautes Paar näherte. Lukel war wie gewöhnlich modisch gekleidet. Er trug ein blaues Wams mit Goldstickereien und eine braune Hose, wohingegen Jalla, seine dunkelhaarige Frau, ein einfaches lavendelfarbenes Kleid anhatte. Der hochgeschlossene Schnitt deutete darauf hin, dass es sich um ein jindoesisches Kleidungsstück handelte.
»Na, wenn das nicht das ungleichste Paar ist, das mir je untergekommen ist!«, sagte Lukel mit einem aufrichtigen Lächeln, als er sich vor dem Herzog verneigte.
»Was?«, fragte Roial. »Ein verkrusteter alter Herzog und seine reizende junge Begleiterin?«
»Ich habe mehr den Größenunterschied gemeint, Euer Gnaden«, antwortete Lukel lachend.
Roial sah mit hochgezogenen Brauen zu Sarene empor. Sie war einen guten Kopf größer als er. »In meinem Alter nimmt man, was man kriegen kann.«
»Ich fürchte, das trifft auf jegliches Alter zu, Euer Gnaden«, meinte Lukel mit einem Blick auf seine hübsche, schwarz äugige Frau. »Wir müssen uns mit dem zufriedengeben, was die Frauen uns zuweisen, und uns um jede Gabe glücklich schätzen.«
Sarene war elend zumute: erst Shuden und jetzt auch noch Lukel. Sie war an diesem Abend definitiv nicht in der Stim mung für glückliche Pärchen.
Da der Herzog ihre Laune spürte, verabschiedete er sich von Lukel, indem er vorgab, nach dem Essen in anderen Teilen des Gartens sehen zu müssen. Lukel und Jalla fingen wieder zu tanzen an, während Roial Sarene aus dem erleuchteten Pavillon zurück unter den dunklen Himmel und das flackernde Licht der Fackeln führte.
»Ihr werdet darüber hinwegkommen müssen, Sarene«, sagte der Herzog. »Ihr könnt nicht jedes Mal Reißaus nehmen, wenn Ihr jemandem begegnet, der eine glückliche Beziehung hat.«
Sarene entschloss sich, ihn nicht darauf hinzuweisen, dass frisch verliebt zu sein nicht unbedingt mit einer glücklichen Beziehung gleichzusetzen war. »Ich bin nicht immer so, Euer Gnaden. Ich hatte bloß eine schwierige Woche. Gebt mir ein paar Tage, und ich werde wieder mein Herz aus Stein haben.«
Da Roial ihre Erbitterung spürte, entschied er sich klugerweise dazu, nichts auf ihre Bemerkung zu erwidern. Stattdessen blickte er zur Seite, wo er eine vertraute Stimme lachen hören konnte.
Herzog Telrii hatte es anscheinend vorgezogen, sich nicht dem privaten Gefolge des Königs auf dem Fest anzuschließen. Ganz im Gegenteil. Er unterhielt eine große Gruppe Adeliger in einem kleinen, von Hecken umsäumten Hof, der sich auf der gegenüberliegenden Seite von Iadons Pavillon befand. Es war beinahe, als fange er an, sein eigenes exklusives Nebenfest zu veranstalten.
»Kein
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