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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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widerfuhr: An Roials Seite würde sie die Königin von Arelon sein. Und wenn
Domi entschied, ihr Roial in ein paar Jahren zu nehmen, wusste sie, dass sich das Versprechen des Herzogs bewahrheiten würde. Sie würde noch eine Chance haben.
Bitte, fügte sie am Ende ihres einfachen Gebets hinzu, lass uns einfach nur glücklich sein.
Draußen wartete ihr weibliches Gefolge, das größtenteils aus Töchtern des Adels bestand. Kaise, die in ihrem weißen Kleidchen sehr feierlich aussah, war auch da. Torena ebenfalls. Sie hielten Sarenes lange Schleppe, die ihr wie ein Umhang von den Schultern fiel, auf dem kurzen Weg zu ihrer Kutsche und dann wieder, als sie das Gefährt verließ und den Palast betrat.
Die Türen des Thronsaales waren offen, und Roial stand in einem weißen Anzug an der Stirnseite des Raumes. Er wollte auf dem Thron Platz nehmen, sobald die Zeremonie vorbei war. Wenn der Herzog seinen Anspruch nicht auf nachdrückliche, unantastbare Weise klarstellte, konnte es immer noch geschehen, dass Telrii versuchte, die Macht an sich zu reißen.
Der winzig wirkende Pater Omin stand neben dem Thron, eine riesenhafte Ausgabe des Do-Korath fest umklammert. Auf seinem Antlitz lag ein verträumter Ausdruck. Offensichtlich genoss der kleine Priester Hochzeiten. Neben ihm stand Seinalan, der beleidigt war, weil Sarene nicht ihn gebeten hatte, die Trauung vorzunehmen. Das war ihr gleichgültig. Als sie noch in Teod gelebt hatte, war sie immer davon ausgegangen, dass der Patriarch sie eines Tages trauen würde. Da sie nun aber Gelegenheit hatte, einen Priester walten zu lassen, den sie wirklich mochte, würde sie auf keinen Fall nachgeben.
Sie betrat den Saal, und alle Augen richteten sich auf sie. Es waren genauso viele Leute zu der Hochzeit gekommen wie zu der Beerdigung - wenn nicht noch mehr. Iadons Bestattung war ein wichtiges politisches Ereignis gewesen, aber Roials Hochzeit war noch bedeutsamer. Der Adel würde es sich auf keinen Fall nehmen lassen, Roials Herrschaft mit dem richti gen Maß an kriecherischer Schmeichelei zu beginnen.
Selbst Gyorn Hrathen war anwesend. Es war merkwürdig, dachte Sarene, dass sein Gesicht so entspannt wirkte. Ihre Hochzeit mit Roial würde ein gewaltiges Hindernis für seine Bekehrungspläne bedeuten. Kurzzeitig verscheuchte Sarene den fjordellischen Priester jedoch aus ihren Gedanken. Auf diesen Tag hatte sie schon lange gewartet, und selbst wenn er nicht so war, wie sie ihn sich erhofft hatte, würde sie das Beste daraus machen.
Endlich geschah es. Nach all der Wartezeit, nach zwei knapp gescheiterten Versuchen würde sie sich tatsächlich vermählen. Mit diesem Gedanken, der sowohl furchterregend als auch entlastend war, hob sie den Schleier.
Das Geschrei setzte augenblicklich ein.
Verwirrt, gedemütigt und erschrocken zog Sarene sich den Schleier vom Haupt, weil sie glaubte, dass vielleicht etwas damit nicht stimmte. Zusammen mit dem Schleier riss sie sich auch die Haare vom Kopf. Verblüfft starrte Sarene auf die langen Flechten hinab. Ihre Hände begannen zu zittern. Sie hob den Blick. Roial war bestürzt, Seinalan zornentbrannt, und selbst Omin hielt seinen korathischen Anhänger entsetzt umklammert.
Fieberhaft sah Sarene um sich, bis ihre Augen einen der breiten Spiegel fanden, die sich zu beiden Seiten des Thronsaales befanden. Das Gesicht, das ihr entgegenstarrte, war nicht das ihre. Es war ein widerwärtiges Etwas voll schwarzer Flecken, die aufgrund ihres weißen Kleides noch deutlicher hervortraten. An ihrer kranken Kopfhaut hingen nur noch ein paar vereinzelte Haarsträhnen.
Unerklärlicherweise und geheimnisvoll hatte die Shaod sie ereilt.
Kapitel 39
    Hrathen sah zu, wie etliche korathische Priester die fassungslose Prinzessin aus dem stillen Saal führten. »Das ist die Strafe, die der heilige Jaddeth verhängt«, verkündete er.
    Der Herzog, Roial, saß am Rand des Thronpodiums, den Kopf zwischen den Händen. Der junge jindoesische Baron sah aus, als wolle er den Priestern folgen und sie auffordern, Sarene freizulassen. Und der soldatische Graf Eondel weinte in aller Öffentlichkeit. Zu seiner Überraschung stellte Hrathen fest, dass ihr Kummer ihm keine Freude bereitete. Prinzessin Sarenes Fall war notwendig, doch ihre Freunde waren nicht von Belang - oder wenigstens sollten sie es nicht sein. Warum machte es ihm etwas aus, dass niemand Tränen vergossen hatte, als er selbst der Shaod zum Opfer gefallen war?
    Hrathen hatte schon geglaubt, das Gift könnte zu spät

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