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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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winkte Raoden.
»Mylord Lebensgeist«, sagte der Mann.
»Ja, Tenrao?«, fragte Raoden, der sich umdrehte.
»Es ist wieder jemand in die Stadt geworfen worden, Mylord.«
Raoden nickte. Er begrüßte jeden Neuankömmling gern persönlich. »Sollen wir gehen?«, fragte er Galladon.
»Die Mauer läuft uns schon nicht davon«, stimmte der Dula ihm zu.
Bei dem Neuankömmling handelte es sich um eine Frau. Die Frau saß mit dem Rücken zum Tor, die Knie an die Brust gezogen und den Kopf in ihrem Opfergewand vergraben.
»Sie ist nicht zimperlich, Mylord«, sagte Dashe, der beim Eintreffen von Neuankömmlingen als Beobachtungsposten fungierte. »Sie hat das Tor ganze zehn Minuten lang angeschrien, nachdem man sie in die Stadt geworfen hatte. Dann hat sie ihren Opferkorb gegen die Mauer geworfen und ist dort so zusammengesunken, wie sie jetzt kauert.«
Raoden nickte. Die meisten Neuankömmlinge waren so benommen, dass sie höchstens ziellos umherirrten. Diese Frau besaß innere Kraft.
Er bedeutete den anderen zurückzubleiben, denn er wollte ihr keine Angst einjagen, indem er einen ganzen Pulk von Leuten mit sich brachte. Langsam schlenderte er auf sie zu und ging dann genau vor ihr in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein.
»Seid gegrüßt«, sagte er freundlich. »Ich schätze mal, Ihr hattet keinen sonderlich guten Tag.«
Die Frau hob den Blick. Als Raoden ihr Gesicht sah, verlor er vor Verblüffung beinahe das Gleichgewicht. Ihre Haut war von Flecken übersät, und sie hatte keine Haare mehr, aber sie hatte immer noch das gleiche schmale Gesicht und runde, schelmische Augen. Prinzessin Sarene. Seine Ehefrau.
»Ihr habt ja keine Ahnung, Lebensgeist«, sagte sie, wobei der Hauch eines ironischen Lächelns ihre Lippen umspielte.
»Ich wette, ich habe mehr Ahnung, als Ihr für möglich haltet«, sagte Raoden. »Ich bin hier, um die Sache ein wenig erfreulicher zu gestalten.«
»Was?«, fragte Sarene, deren Stimme auf einmal einen bitteren Unterton annahm. »Werdet Ihr mir das Opfer stehlen, das mir die Priester mitgegeben haben?«
»Klar werde ich das tun, wenn Ihr es unbedingt wollt«, sagte Raoden. »Auch wenn ich nicht glaube, dass wir es brauchen. Jemand war gütig genug, uns vor ein paar Wochen etliche Ladungen Nahrungsmittel zu liefern.«
Sarene betrachtete ihn feindselig. Sie hatte seinen Verrat nicht vergessen.
»Kommt mit«, drängte er und hielt ihr die Hand entgegen.
»Ich vertraue Euch nicht mehr, Lebensgeist.«
»Habt Ihr mir denn jemals vertraut?«
Sarene zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Ich wollte schon, aber ich habe gewusst, dass ich es nicht tun sollte.«
»Dann habt Ihr mir im Grunde nie eine Chance gegeben, oder?« Er streckte ihr seine Hand noch ein wenig näher hin. »Kommt mit.«
Sie musterte ihn einen Moment und sah ihm prüfend in die Augen. Schließlich hob sie ihre schmale, feingliedrige Hand, legte sie zum ersten Mal in die seine und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen.
Kapitel 41
    Die jähe Veränderung war geradezu atemberaubend. Es war, als sei Sarene aus der Dunkelheit in den Sonnenschein getreten oder als sei sie aus Brackwasser in die warme Luft aufgetaucht. Der schmutzige Schleim von Elantris hörte an einer klaren Grenzlinie auf, hinter der das Kopfsteinpflaster sauber und weiß war. An jedem anderen Ort wäre die einfache Sauberkeit der Straße bemerkbar, aber nicht bemerkenswert gewesen. Doch hier, mit der Fäule von Elantris in ihrem Rücken, hatte Sarene das Gefühl, in Domis Paradies gestolpert zu sein.
    Sie blieb vor dem steinernen Tor stehen und starrte die Stadt in der Stadt mit weit aufgerissenen, ungläubigen Augen an. Die Menschen jenseits des Tores unterhielten sich und arbeiteten. Zwar hatte jeder Einzelne die verfluchte Haut eines Elantriers, aber gleichzeitig hatte jeder auch ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Keiner trug die Lumpen, die sie für die einzige in Elantris erhältliche Kleidung gehalten hatte. Stattdessen hatten sie einfache Röcke oder Hosen und ein Hemd an. Die Stoffe waren von auffällig grellen Farben. Verblüfft stellte Sarene fest, dass es die Farben waren, die sie ausgesucht hatte. Doch was sie als widerwärtig empfunden hatte, trugen die Leute hier voll Freude. Die satten Gelb-, Grün- und Rottöne unterstrichen die allgemeine Fröhlichkeit noch.
Dies waren nicht die Menschen, die sie noch vor ein paar Wochen erbärmlich um Essen bettelnd erlebt hatte. Sie sahen aus, als gehörten sie in ein idyllisches Märchendorf; es waren

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