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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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folgen, und schubste Sarene dabei ein Stück nach vorn. Sie packte ihn gewaltsam an der Schulter, wobei sich ihm ihre Finger ins Fleisch gruben. »Hör auf damit!«
»Herrje«, sagte er und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Deine Höhenangst hatte ich ganz vergessen.«
»Ich habe keine Höhenangst«, sagte Sarene, die sich immer noch an seinem Arm festhielt. »Mir wird bloß schwindelig.«
»Natürlich.« Raoden kniff die Augen zusammen und blickte zum Palast. Er konnte vage eine Gruppe Soldaten ausmachen, die vor dem Gebäude beschäftigt waren. Sie breiteten Decken oder Laken oder Ähnliches aus.
»Es ist zu weit weg«, sagte Sarene. »Wo steckt bloß Ashe?«
Raoden streckte den Arm aus und skizzierte in der Luft vor ihnen das Aon Nae, ein großes kreisrundes Zeichen. Als er fertig war, kräuselte sich die Luft im Kreisinnern des Aons wie Wasser. Dann beruhigte sie sich und zeigte eine vergrößerte Ansicht der Stadt. Raoden berührte die Kreismitte mit der Handfläche und bewegte das Aon, bis es auf den Palast gerichtet war. Die Ansicht war nicht länger verschwommen, sondern sie konnten die Soldaten so deutlich sehen, dass sie deren Rangabzeichen erkennen konnten.
»Das ist nützlich«, stellte Sarene fest, als Raoden das Aon leicht anhob. Die Soldaten breiteten in der Tat Laken aus; Laken, auf denen sich anscheinend Leichen befanden. Die letzten beiden Leichen in der Reihe waren ihnen vertraut.
Sarene stöhnte entsetzt auf, als die Gesichter des toten Eondel und Telrii in ihr Blickfeld kamen.
Kapitel 56
»Er hat spät vergangene Nacht angegriffen, Mylady«, erklärte Ashe.
    Die restlichen Mitglieder ihrer Gruppe - Kiin, Lukel und Shuden - hatten sich auf dem Dach des Hauses eingefunden und sahen zu, wie Raoden sein Aonenfernrohr auf den Scheiterhaufen richtete, der im Hof des Palasts errichtet wurde.
    Baron Shuden saß verdrießlich auf dem Steindach und schüttelte ungläubig den Kopf. Sarene versuchte ihm Trost zu spenden, indem sie dem jungen Jindo die Hand hielt. Sie war sich schmerzhaft bewusst, wie schwierig die letzten Tage für ihn gewesen sein mussten. Sein zukünftiger Schwiegervater hatte sich als Verräter entpuppt, Torena war angeblich verschwunden, und jetzt war auch noch sein bester Freund gestorben.
»Er ist ein tapferer Mann gewesen«, sagte Kiin, der neben Raoden stand.
    »Das stand nie zur Debatte«, sagte Raoden. »Aber sein Handeln war dennoch töricht.«
»Er hat es aus seinem Ehrgefühl heraus getan, Raoden«, sagte Sarene, die von dem verzweifelten Shuden aufblickte. »Telrii hat letzte Nacht einen großen Mann ermorden lassen. Eondel wollte den Herzog rächen.«
Raoden schüttelte den Kopf. »Rache ist immer ein törichter Beweggrund, Sarene. letzt haben wir nicht nur Roial verloren, sondern auch noch Eondel. Und das Volk hat binnen weniger Wochen schon den zweiten toten König zu beklagen.«
Sarene ließ die Sache auf sich beruhen. Raoden sprach als Herrscher, nicht als Freund. Er konnte es sich nicht leisten, Eondels Handeln gutzuheißen, noch nicht einmal nach dessen Tod. Dafür war die Lage, in die sie der Graf gebracht hatte, zu verfahren.
Die Soldaten opferten die gefallenen Männer ohne weitere Umstände. Sie steckten einfach die Scheiterhaufen in Brand und salutierten dann gemeinsam, als die Leichen Feuer fingen. Was sich auch ansonsten über die Stadtwache sagen ließ, diese eine Pflicht übten sie mit feierlichem Ernst und ehrenvoll aus.
»Da!« Raoden visierte mit dem Aon einen Trupp von etwa fünfzig Soldaten an, die den Scheiterhaufen hinter sich ließen und auf Kiins Haus zugaloppiert kamen. Alle trugen die braunen Umhänge, die sie als Offiziere der elantrischen Stadtwache zu erkennen gaben.
»Das könnte ein schlechtes Zeichen sein«, sagte Kiin.
»Oder es könnte ein gutes Zeichen sein«, sagte Raoden.
Kiin schüttelte den Kopf. »Wir sollten den Eingang zum Einsturz bringen. Sollen sie doch versuchen, meine Tür aufzubrechen, wenn sich dahinter eine Tonne Geröll befindet.«
»Nein«, sagte Raoden. »Im Innern in der Falle zu sitzen wird uns gar nichts nützen. Ich möchte mit ihnen sprechen.«
»Es gibt andere Ausgänge aus dem Gebäude«, sagte Kiin.
»Trotzdem. Wartet meine Anweisung ab, bevor Ihr Euren Eingang zum Einstürzen bringt, Kiin«, sagte Raoden. »Das ist ein Befehl.«
Einen Moment lang knirschte Kiin mit den Zähnen, dann nickte er. »Na gut, Raoden, aber nicht, weil Ihr es befehlt, sondern weil ich Euch vertraue. Mein Sohn mag Euch seinen König

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