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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Es fühlte sich unnatürlich an, Elantris von außen zu betrachten. Raoden gehörte in die Stadt hinein. Es war, als stünde er außerhalb seines eigenen Körpers und besähe ihn sich mit den Augen eines anderen. Von Elantris sollte er genauso wenig getrennt sein wie sein Geist von seinem Körper.
    Er stand mit Sarene in der Mittagssonne auf Kiins festungsartigem Haus. Der Kaufmann hatte sowohl Voraussicht als auch ein gesundes Quäntchen Paranoia bewiesen, als er seine Villa nach dem Massaker vor zehn Jahren mehr wie eine Burg als wie ein Haus hatte erbauen lassen. Es war ein nicht allzu weitläufiges Viereck mit geraden Steinmauern und schmalen Fenstern, das sogar auf einem Hügel stand. Die steinerne Dachbrüstung erinnerte an die Zinnen einer Stadtmauer. Gegen einen dieser Steine stand Raoden jetzt gelehnt, Sarene dicht an sich gezogen. Sie hatte die Arme um seine Hüfte geschlungen und betrachtete mit ihm die Stadt.
    Kurz nach Roials Tod am vergangenen Abend hatte Kiin seine Türen verriegelt und die anderen davon in Kenntnis gesetzt, er habe genug Vorräte gehortet, um jahrelang aushalten zu können. Obwohl Raoden bezweifelte, dass die Türen lange gegen einen entschlossenen Angriff standhalten würden, begrüßte er das Gefühl von Sicherheit, das Kiin allen vermittelte. Es ließ sich nicht vorhersehen, wie Telrii auf Raodens Erscheinen reagieren würde. Allerdings war es nicht unwahrscheinlich, dass er alle Verstellung aufgeben und sich Fjordens Hilfe erbitten würde. Die elantrische Stadtwache mochte gezögert haben, Raoden anzugreifen, aber fjordellische Truppen würden keinerlei Hemmungen kennen.
    »Ich hätte darauf kommen müssen«, murmelte Sarene an Raodens Seite. »Hm?« Raoden hob die Brauen. Sie trug ein Kleid von Daora, das ihr natürlich zu kurz war, wobei Raoden jedoch den Anblick ihrer Beine genoss. Sie trug ihre kurze blonde Perücke, die sie jünger aussehen ließ, wie ein Schulmädchen anstatt einer erwachsenen Frau. Nun ja, verbesserte Raoden sich, ein ein Meter achtzig großes Schulmädchen.
Sarene hob den Kopf und blickte ihm in die Augen. »Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich nicht darauf gekommen bin. Dabei war ich sogar misstrauisch, was dein, das heißt Raodens, Verschwinden betraf. Ich bin davon ausgegangen, der König habe dich umgebracht oder zumindest in die Verbannung geschickt.«
»Das hätte er bestimmt gern getan«, sagte Raoden. »Er hat mehrmals versucht, mich fortzuschicken, aber ich habe mich gewöhnlich davor drücken können.«
»Es war so offensichtlich!«, sagte Sarene und lehnte den Kopf trotzig an seine Schulter. »Die Vertuschung, die allgemeine Verlegenheit ... es ergibt alles Sinn.«
»Es ist immer leicht, die Antworten zu erkennen, wenn das Rätsel einmal gelöst ist, Sarene«, sagte Raoden. »Mich überrascht es nicht weiter, dass niemand mein Verschwinden mit Elantris in Verbindung gebracht hat. Das ist nicht die Art Sache, die einem Arelenen in den Sinn käme. Die Leute sprechen nicht von Elantris, und sie wollen es auf keinen Fall mit den Menschen in Zusammenhang bringen, die ihnen am Herzen liegen. Sie würden mich lieber tot glauben, als zu wissen, dass die Shaod mich ereilt hat.«
»Aber ich bin keine Arelenin«, sagte Sarene. »Ich habe nicht die gleichen Vorurteile.«
»Du hast mit ihnen gelebt«, sagte Raoden. »Du konntest nichts dagegen tun, dich von ihrer Neigung anstecken zu lassen. Außerdem hast du niemals in der Nähe von Elantris gewohnt. Du wusstest nicht, wie die Shaod funktioniert.«
Sarene schnaubte wütend vor sich hin. »Und du hast mich in meiner Unwissenheit belassen! Mein eigener Ehemann.«
»Ich habe dir einen Hinweis gegeben«, widersprach er.
»Ja, ungefähr fünf Minuten, bevor du dich zu erkennen gegeben hast.«
Raoden lachte glucksend und zog sie noch näher an sich. Egal was passieren würde, er war froh, Elantris verlassen zu haben. Diese kurze Zeit mit Sarene war es wert gewesen.
Nach einer Weile fiel ihm etwas ein. »Ich bin es gar nicht.«
»Was bist du nicht?«
»Dein Ehemann. Zumindest ist die Beziehung anfechtbar. In dem Ehevertrag stand, dass unsere Heirat bindend sei, sollte einer von uns vor der Hochzeit sterben. Ich bin nicht gestorben, sondern nach Elantris gegangen. Auch wenn das im Grunde das Gleiche ist, war der vertragliche Wortlaut doch sehr präzise.«
Sarene blickte besorgt auf.
Er lachte leise. »Ich versuche nicht, mich aus der Sache herauszureden, Sarene«, sagte er. »Ich meine bloß, dass wir es

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