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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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zeigte. Verständlicherweise war er schlecht gelaunt; allerdings hatte sie sich sagen lassen, dass er ohnehin fast nie gut gelaunt war. »Verstehst du nicht, dass Frauen nicht uneingeladen vor meinen Thron kommen sollen?«
Verwirrt blinzelte Sarene. »Das hat mir niemand gesagt, Euer Majestät«, erwiderte sie, wobei sie absichtlich klang, als besitze sie kein Fünkchen Verstand.
Iadon murmelte mürrisch etwas von törichten Frauen und schüttelte angesichts ihres offenkundigen Mangels an Intelligenz den Kopf.
»Ich wollte mir bloß die Gemälde anschauen«, sagte Sarene mit bebender Stimme, als bräche sie gleich in Tränen aus.
Iadon hielt ihr die Handfläche entgegen, um jeglichem weiteren Geplapper zuvorzukommen, und widmete sich wieder seinen Büchern. Es gelang Sarene kaum, ein Lächeln zu unterdrücken, während sie sich die Augen wischte und so tat, als betrachte sie das Gemälde, das hinter ihr an der Wand hing.
»Das kam unerwartet«, sagte Ashe leise.
»Um Iadon kümmere ich mich später«, murmelte Sarene. »letzt gibt es einen wichtigeren Kandidaten, über den ich mir den Kopf zerbrechen muss.«
»Ich habe bloß nie gedacht, dass der Tag kommen würde, an dem ausgerechnet Ihr Euch in das weibliche Klischee ergeben würdet... selbst wenn es nur gespielt war.«
»Was?«, fragte Sarene mit klimpernden Wimpern. »Ich und spielen?«
Ashe schnaubte.
»Weißt du, ich habe mir nie erklären können, wie ihr Seonen derartige Geräusche zustande bringt«, sagte Sarene. »Ihr habt keine Nasen. Wie bringt ihr es also fertig zu schnauben?«
»Jahrelange Übung, Mylady«, versetzte Ashe. »Muss ich von nun an tatsächlich jedes Mal, wenn Ihr mit dem König sprecht, Euer Gebrabbel ertragen?«
Sarene zuckte mit den Schultern. »Er erwartet von Frauen, dass sie töricht sind, also werde ich eben töricht sein. Es ist viel einfacher, Leute zu manipulieren, wenn sie davon ausgehen, man könne sich kaum den eigenen Namen merken.«
»Ene?«, erklang auf einmal eine dröhnende Stimme. »Bist du das?« Die tiefe, raue Stimme war ihr eigenartig vertraut.
Es klang, als leide der Sprecher an einer Halsentzündung, obwohl Sarene noch nie jemanden mit entzündetem Hals so laut hatte brüllen hören.
Sarene drehte sich zögernd um. Ein riesiger Mann - größer, breiter, untersetzter und muskulöser als irgend möglich schien - bahnte sich unsanft einen Weg in ihre Richtung. Er war in ein breites Wams aus blauer Seide gekleidet, und sie erschauderte bei dem Gedanken, wie viele Raupen sich zu dessen Herstellung abgemüht haben mussten. Außerdem trug er die mit Rüschenaufschlägen verzierten Hosen eines arelischen Höflings.
»Du bist es!«, rief der Mann. »Wir haben nicht vor nächster Woche mit deiner Ankunft gerechnet!«
»Ashe«, murmelte Sarene, »wer ist dieser Wahnsinnige, und was will er von mir?«
»Er kommt mir bekannt vor, Mylady. Es tut mir leid, aber mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das, was es einmal war.«
»Ha!«, sagte der gewaltige Mann, umschlang sie mit seinen Bärenpranken und hob sie in die Höhe. Es war ein merkwürdiges Gefühl: Ihr Unterleib wurde gegen seinen überdimensionalen Bauch gepresst, während ihr Gesicht von seiner harten, muskulösen Brust platt gedrückt wurde. Sie unterdrückte das Verlangen aufzuwinseln und hoffte, der Mann würde sie loslassen, bevor sie das Bewusstsein verlor. Wahrscheinlich würde Ashe Hilfe holen, falls sich ihr Gesicht zu verfärben begann.
Glücklicherweise ließ der Mann sie vor dem sicheren Erstickungstod los und hielt sie stattdessen an den Schultern gepackt auf Armeslänge von sich. »Du hast dich verändert! Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Dreikäsehoch, der mir bloß bis ans Knie ging.« Dann ließ er den Blick über ihre Gestalt schweifen. »Nun ja ... ich möchte bezweifeln, dass du jemals ein Dreikäsehoch gewesen bist, aber du bist mir bestimmt höchstens bis zur Taille gegangen. Deine Mutter hat immer gesagt, aus dir würde mal ein schlaksiges Mädchen werden!«
Sarene schüttelte den Kopf. Die Stimme klang vage vertraut, doch sie wusste nicht, wohin sie die Gesichtszüge des Mannes tun sollte. Sonst hatte sie solch ein gutes Gedächtnis für Gesichter ... Außer ...
»Honkie Kay?«, fragte sie zögernd. »Gütiger Domi! Was ist mit deinem Bart geschehen?«
»Arelische Adelige tragen keine Bärte, Kleines. Ich habe schon seit Jahren keinen mehr.«
Er war es! Die Stimme war anders, das bartlose Antlitz ungewohnt, aber die Augen

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