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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Er trat nicht darauf und stolperte. Kurz bevor Hrathen den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um und bedachte den Thronsaal mit einem letzten, enttäuschten Blick. Doch seine Augen fanden nicht den König, sondern Sarene. Sarene und der Gyorn sahen einander einen Moment lang an, und sie nahm eine Spur von Verwirrung an ihm wahr, als er ihre ungewöhnliche Körpergröße und das blonde teoische Haar in Augenschein nahm. Dann war er fort, und im Saal erhob sich aufgeregtes Plappern aus Hunderten von Kehlen.
König Iadon stieß ein verächtliches Schnauben aus und wandte sich wieder seinen Büchern zu.
»Er hat nicht die leiseste Ahnung«, flüsterte Sarene. »Er begreift es nicht.«
»Begreift was nicht, Mylady?«, erkundigte sich Ashe.
»Wie gefährlich dieser Gyorn ist.«
»Seine Majestät ist Kaufmann, Mylady, kein echter Politiker. Er sieht die Dinge nicht auf die gleiche Weise wie Ihr.«
»Trotzdem«, sagte Sarene, die so leise sprach, dass nur Ashe sie verstehen konnte. »König Iadon sollte über ausreichend Erfahrung verfügen, um zu erkennen, dass Hrathens Worte - zumindest, was Fjorden betrifft - vollkommen der Wahrheit entsprechen. Die Wyrne sind jetzt mächtiger als noch vor ein paar Jahrhunderten, selbst mächtiger als auf dem Höhepunkt der Macht ihres Alten Reiches.«
»Es ist schwer, über militärische Macht hinauszublicken, besonders wenn man ein relativ neuer Monarch ist«, gab Ashe zu bedenken. »König Iadon kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Fjordens Heer an Priestern einflussreicher sein könnte, als seine Krieger es jemals gewesen sind.«
Sarene tippte sich kurz gedankenverloren mit dem Finger an die Wange. »Tja, Ashe, wenigstens brauchst du dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen, dass ich allzu große Unruhe in Kaes Adelskreisen heraufbeschwören könnte.«
»Das möchte ich doch ernsthaft bezweifeln! Wie sonst wollt I h r Euch die Zeit vertreiben?«
»Oh, Ashe«, sagte sie süßlich. »Warum sollte ich mich mit einem Haufen unfähiger Möchtegernaristokraten abgeben, wenn ich mich geistig mit einem richtigen Gyorn messen kann?« Dann fügte sie in ernsterem Tonfall hinzu: »Der Wyrn wählt seine Hohepriester gut aus. Wenn Iadon den Mann nicht im Auge behält - und genau danach sieht es aus -, dann wird ihm Hrathen die Stadt unter dem Hintern wegbekehren. Was nützt meine aufopferungsvolle Heirat Teod, wenn Arelon • ich selbst unseren Feinden ausliefert?«
»Vielleicht reagiert Ihr da ein wenig übertrieben, Mylady«, sagte Ashe und pulsierte kurz. Die Worte kamen ihr nur allzu bekannt vor. Ashe musste wohl häufig das Verlangen verspüren, sie ihr gegenüber auszusprechen.
Sarene schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht. Das heute war eine Prüfung. Nun fühlt Hrathen sich berechtigt, gegen den König vorzugehen. Er hat sich vergewissert, dass Arelon in der Tat von einem Gotteslästerer regiert wird. Fortan wird er nach einer Möglichkeit suchen, Iadon zu stürzen, und Arelons Regierung wird zum zweiten Mal in zehn Jahren zusammenbrechen. Diesmal wird es nicht die Handelsschicht sein, die das Machtvakuum füllt, sondern die derethische Geistlichkeit!«
»Demnach werdet Ihr Iadon also helfen?«, fragte Ashe in amüsiertem Tonfall.
»Er ist mein Souverän und König.«
»Obwohl er Eurer Meinung nach unerträglich ist?«
»Alles ist besser, als von Fjorden beherrscht zu werden. Abgesehen davon habe ich mich vielleicht getäuscht, was Iadon betrifft.« Seit jener ersten peinlichen Begegnung hatten sich die Dinge nicht allzu schlecht zwischen ihnen beiden entwickelt. Auf Raodens Beerdigung hatte Iadon Sarene praktisch ignoriert, was ihr sehr gelegen gekommen war. Sie war völlig damit beschäftigt gewesen, im Laufe der Zeremonie auf etwaige Unstimmigkeiten zu achten. Unglücklicherweise war das Ereignis in geradezu enttäuschendem Maße vorschriftsmäßig verlaufen, und keine wichtigen Adeligen hatten sich verraten, indem sie nicht erschienen wären oder während der Beerdigung allzu schuldig dreingeblickt hätten.
»Ja ...«, sagte sie. »Vielleicht kommen Iadon und ich miteinander aus, solange wir uns keine Beachtung schenken.«
»Was im Namen Domis treibst du schon wieder in meinem Thronsaal, Mädchen?«, fluchte der König in ihrem Rücken.
Resigniert blickte Sarene gen Saaldecke, und Ashe pulsierte leise lachend, als sie sich zu König Iadon umdrehte.
»Was?«, fragte sie und gab sich alle Mühe, unschuldig zu klingen.
»Du!«, kläffte Iadon, der mit dem Finger auf sie

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