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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Die Sprecherin, ein kleines Mädchen von etwa zehn Jahren, hatte eine sehr ernste, erwachsen klingende Stimme. Sie trug ein rosafarbenes Kleid, das von einer weißen Schärpe gehalten wurde, und hatte relativ kurzes, sehr blondes Haar.
»Wann willst du einmal nicht essen, Kaise?«, fragte ein Junge mit säuerlicher Miene, der dem Mädchen wie aus dem Gesicht geschnitten war.
»Kinder, hört auf, euch zu streiten«, sagte Daora mit Nachdruck. »Wir haben einen Gast.«
»Sarene«, verkündete Kiin, »darf ich dir deine Cousine und deinen Cousin vorstellen? Kaise und Daorn. Die beiden größten Plagen im Leben deines armen Onkels.«
»Na, Vater, du weißt doch ganz genau, dass du ohne die beiden schon vor ewigen Zeiten vor Langeweile gestorben wärst«, sagte ein Mann von der Tür am anderen Ende des Zimmers her. Der Neuankömmling war von durchschnittlicher arelischer Größe, also ein paar Zentimeter kleiner als Sarene. Er war hager und hatte ein außerordentlich schönes, raubvogelartiges Gesicht. Er trug einen Seitenscheitel, und das Haar hing ihm zu beiden Seiten des Gesichts hinunter. Neben ihm stand eine Frau mit schwarzen Haaren, die Lippen leicht geschürzt, während sie Sarene musterte.
Der Mann verneigte sich leicht vor Sarene. »Eure Hoheit«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns.
»Mein Sohn Lukel«, erklärte Kiin.
»Dein Sohn?«, fragte Sarene überrascht. Kleine Kinder konnte sie gerade noch akzeptieren, aber Lukel war ein paar Jahre älter als sie selbst. Das bedeutete ...
»Nein«, sagte Kiin und schüttelte den Kopf. »Lukel stammt aus Daoras voriger Ehe.«
»Was nicht bedeuten soll, dass ich nicht auch dein Sohn wäre«, sagte Lukel mit einem breiten Grinsen. »So leicht entziehst du dich nicht deiner Verantwortung für mich.«
»Nicht einmal Domi persönlich würde es wagen, die Verantwortung für dich zu übernehmen«, sagte Kiin. »Jedenfalls das neben ihm ist Jalla.«
»Deine Tochter?«, fragte Sarene, während Jalla einen Knicks machte.
»Schwiegertochter«, erklärte die dunkelhaarige Frau, die mit starkem Akzent sprach.
»Du bist fjordellisch?«, erkundigte sich Sarene. Die Haare waren ein erster Hinweis gewesen, doch der Name und der Akzent verrieten sie endgültig.
»Svordisch«, verbesserte Jalla. Nicht dass das einen großen Unterschied gemacht hätte: Das kleine Königreich Svorden war Im Grunde nichts weiter als eine fjordellische Provinz.
»Jalla und ich haben zusammen an der svordischen Universität studiert«, erklärte Lukel. »Wir haben letzten Monat geheiratet.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte Sarene. »Schön zu wissen, dass ich nicht die einzige frisch Vermählte hier im Raum bin.« Die Bemerkung sollte leicht dahingesagt sein, doch es gelang Sarene nicht, den bitteren Unterton in ihrer Stimme zu unterdrücken. Kiins große Pranke packte sie an der Schulter.
»Es tut mir leid, Ene«, sagte er sanft. »Ich wollte dich eigentlich nicht darauf ansprechen, aber ... Du hast etwas Besseres verdient. Du bist immer so ein glückliches Kind gewesen.«
»Für mich war es kein Verlust«, sagte Sarene mit falscher Gleichgültigkeit. »Es ist ja nicht so, als hätte ich ihn gekannt.«
»Trotzdem«, meinte Daora. »Es muss ein Schock gewesen sein.«
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete Sarene ihr bei.
»Falls es dir helfen sollte«, sagte Kiin, »Prinz Raoden war ein guter Mann. Einer der Besten, die mir je untergekommen sind. Wenn du ein wenig mehr über die arelische Politik wüsstest, würdest du begreifen, dass ich solche Worte nicht leichtfertig verwende, wenn es um ein Mitglied von ladons Hof geht.«
Sarene nickte leicht. Ein Teil von ihr war froh, dass sie Raoden anhand seiner Briefe nicht falsch eingeschätzt hatte; der andere Teil dachte, dass es leichter gewesen wäre, weiterhin davon auszugehen, dass er wie sein Vater gewesen war.
»Genug Geschwätz über tote Prinzen!«, entschied eine helle, aber nachdrückliche Stimme vom Tisch her. »Wenn wir nicht bald essen, wird Vater aufhören müssen, sich über mich zu beklagen, weil dann nämlich ich tot sein werde!«
»Ja, Kiin«, stimmte Daora ihrer Tochter zu, »am besten gehst du in die Küche und stellst sicher, dass dein Festmahl nicht anbrennt.«
Kiin stieß ein Schnauben aus. »Ich koche jedes meiner Gerichte nach einem genauen Plan. Es ist unmöglich, dass eines ...« Der große Mann wandte sich gemächlich der Tür zu und schnupperte. Dann stürzte er fluchend aus dem Zimmer.
»Onkel Kiin kocht das Abendessen?«,

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