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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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viele noch um die Rückkehr der Elantrier - oder fürchten sie. Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie wunderschön es einst hier gewesen ist.«
»Ich weiß schon, Sule«, sagte Galladon. »Ich habe schließlich nicht mein ganzes Leben in Duladel verbracht.«
Die Stimme des Priesters schwoll zu einem Crescendo an, und er gab eine letzte Woge an Schreien von sich, bevor er herumwirbelte und außer Sichtweite verschwand. Selbst aus der Entfernung konnte Raoden den Hass und die Wut in der Stimme des Gyorns hören. Galladon hatte recht: Bei den Worten dieses Mannes hatte es sich um keinen Segensspruch gehandelt.
Kopfschüttelnd ließ Raoden den Blick von der Mauer zum Eingangstor schweifen. »Galladon«, fragte er, »wie wahrscheinlich ist es, dass heute jemand hier hineingeworfen wird?«
Galladon zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen, Sule. Manchmal vergehen Wochen ohne das Eintreffen eines neuen Elantriers, aber ich habe auch schon erlebt, wie man fünf auf einmal hergebracht hat. Du bist vor zwei Tagen gekommen, dann war da die Frau gestern; wer weiß, vielleicht bekommt Elantris den dritten Tag in Folge frisches Fleisch geliefert. Kolo?«
Raoden nickte, den Blick erwartungsvoll auf das Tor gerichtet.
»Sule, was hast du vor?«, wollte Galladon unruhig wissen.
»Ich habe vor abzuwarten.«
Der Neuankömmling war ein älterer Mann, vielleicht Ende vierzig, mit einem hageren Gesicht und nervösen Augen. Als das Tor donnernd ins Schloss fiel, kletterte Raoden von dem Dach und blieb erst stehen, als er unten den Platz erreicht hatte. Galladon folgte ihm mit besorgter Miene. Offensichtlich ging er davon aus, dass Raoden im Begriff stehen könnte, eine Torheit zu begehen.
Er hatte recht.
Der unglückselige Neuankömmling starrte einfach nur verdrießlich das Tor an. Raoden wartete darauf, dass er einen Schritt tun und auf diese Weise unwissentlich entscheiden würde, wer das Privileg erhielt, ihn auszurauben. Der Mann rührte sich nicht von der Stelle und betrachtete den Platz mit nervösem Blick, das Gewand um seine schmale Gestalt geschlungen, als versuche er, sich darin zu verstecken. Nachdem er ein paar Minuten abgewartet hatte, tat er schließlich seinen ersten zögerlichen Schritt - nach rechts, in die gleiche Richtung, für die Raoden sich auch entschieden hatte.
»Komm schon«, drängte Raoden und trat aus der schmalen Gasse. Galladon stöhnte auf und murmelte etwas auf Duladenisch.
»Teoren?«, rief Raoden. Er hatte einen weit verbreiteten aonischen Namen gewählt.
Der spindeldürre Neuankömmling blickte überrascht auf und sah sich anschließend verwirrt über die Schulter.
»Teoren, du bist es wirklich!«, sagte Raoden und legte dem Mann die Hand auf die Schulter. Dann fügte er leiser hinzu: Du hast jetzt zwei Wahlmöglichkeiten, mein Freund. Entweder tust du, was ich dir sage, oder du lässt dich von den Männern dort drüben im Schatten jagen und bewusstlos prügeln.«
Der Mann drehte sich um und blickte forschend zu den Schatten. Glücklicherweise entschieden sich Shaors Männer just in diesem Augenblick, sich in Bewegung zu setzen. Die dunklen Gestalten traten ins Licht, die hungrigen Blicke begierig auf den neuen Mann gerichtet. Mehr Aufmunterung brauchte der Neuankömmling nicht.
»Was soll ich tun?«, fragte er mit zitternder Stimme.
»Lauf weg!«, befahl Raoden und stürzte auf eine der Gassen ZU.
Das ließ sich der Mann nicht zweimal sagen. Er rannte so schnell, dass Raoden schon befürchtete, er würde in eine Seitengasse davonjagen und sich verlaufen. Von hinten erklang ein gedämpfter Überraschungsschrei, als Galladon erkannte, was Raoden tat. Offensichtlich würde es ihm jedoch nicht schwer fallen mitzuhalten. Trotz seiner Zeit in Elantris war Galladon viel besser in Form als Raoden.
»Was im Namen der Doloken treibst du da, du Narr?«, fluchte Galladon.
»Das erkläre ich dir gleich«, sagte Raoden, der sich ganz aufs Laufen konzentrierte. Erneut stellte er fest, dass er nicht außer Atem kam, obwohl sein Körper anfing zu ermatten. In seinem Innern breitete sich schwere Müdigkeit aus, und bald stand fest, dass Raoden von den drei Männern der langsamste Läufer war. Allerdings war er der Einzige, der wusste, wohin sie liefen.
»Rechts!«, brüllte er Galladon und dem neuen Mann zu und bog dann in eine Seitengasse. Die beiden Männer folgten ihm, ebenso die Schlägertruppe, die rasch aufholte. Zum Glück war Raodens Ziel nicht mehr weit.
»Rulo«, fluchte Galladon, als ihm klar wurde, wohin sie

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