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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ist... ein vielschichtiger Mann, Cousine. In mancherlei Hinsicht ist er außerordentlich kurzsichtig, aber im Umgang mit Leuten kann er sehr geschickt vorgehen. Das ist auch ein Grund, warum er so ein guter Kaufmann ist. Vor der Reod war er der Vorsitzende der ansässigen Kaufmannsgilde, was ihn wahrscheinlich zu dem mächtigsten Mann in dieser Region gemacht hat, der nicht in direkter Verbindung zu den Elantriern stand.
Die Kaufmannsgilde war eine autonome Organisation, und viele ihrer Mitglieder sind nicht allzu gut mit den Elantriern ausgekommen. Die Elantrier haben nämlich alle in der Gegend mit kostenloser Nahrung versorgt, was bei der Bevölkerung sehr gut angekommen ist, aber gar nicht gut für die Kaufleute war.«
»Warum haben sie nicht einfach andere Dinge importiert?«, wollte Sarene wissen. »Etwas anderes als Nahrungsmittel?«
»Die Elantrier konnten so gut wie alles herstellen, Cousine«, sagte Lukel. »Und obwohl sie nicht alles umsonst hergegeben haben, waren sie doch in der Lage, viele Waren zu viel niedrigeren Preisen anzubieten als die Kaufleute - vor allem wenn man an die Transportkosten per Schiff denkt. Schließlich hat die Kaufmannsgilde eine Abmachung mit den Elantriern getroffen. Die Elantrier versprachen, dem Volk nur noch sogenannte grundlegende Waren umsonst zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise konnte die Kaufmannsgilde die teureren Luxusgüter importieren und die wohlhabenden Leute der Region damit versorgen - die ironischerweise in der Regel andere Mitglieder der Kaufmannsgilde waren.
»Und dann hat die Reod eingesetzt«, sagte Sarene, die allmählich zu verstehen begann.
Lukel nickte. »Elantris fiel, und die Kaufmannsgilde mit ihrem Vorsitzenden Iadon war auf einmal die größte und mächtigste Vereinigung in den vier Außenstädten. Ihre Mitglieder waren wohlhabend und noch dazu eng vertraut mit den anderen reichen Leuten der Gegend. Dass die Gilde auf Streitigkeiten mit Elantris zurückblicken konnte, festigte ihren Ruf in den Augen der Menschen nur noch. Iadon war ein nahe liegender Anwärter auf den Thron. Was nicht bedeuten soll, dass er auch ein sonderlich guter König ist.«
Sarene nickte. Vom Thron aus fällte Iadon endlich sein Urteil, was den Streit der Adeligen betraf. Er erklärte, dass der entlaufene Bauer tatsächlich dem ersten Adeligen gehörte, dass seine Kinder jedoch bei dem zweiten bleiben würden. »Denn die Kinder«, stellte Iadon fest, »sind die ganze Zeit über von ihrem derzeitigen Herrn ernährt worden.«
Die Entscheidung entlockte dem Bauern nicht einmal einen Schrei der Entrüstung. Er blickte einfach nur auf seine Füße, und Sarene verspürte heftigen Kummer. Als der Mann jedoch aufblickte, war da etwas in seinen Augen, etwas unter der erzwungenen Unterwürfigkeit. Hass. Zu diesem allmächtigen Gefühl war er trotz allem noch in der Lage.
»Es wird nicht mehr lange so weitergehen«, stellte sie leise fest. »Die Menschen werden sich diese Behandlung nicht bieten lassen.«
»Die Arbeiterschichten in Fjordell haben jahrhundertelang unter dem dortigen Feudalsystem gelebt«, gab Lukel zu bedenken. »Und da sind sie schlechter als Vieh behandelt worden.«
»Ja, aber sie sind unter diesen Bedingungen aufgewachsen«, sagte Sarene. »Die Menschen im alten Fjorden wussten es nicht besser, für sie war der Feudalismus das einzig mögliche System. Die Leute hier sind anders. Zehn Jahre sind im Grunde keine lange Zeit, und die arelischen Bauern können sich noch an eine Epoche erinnern, als die Männer, die sie nun ihre Herren nennen, nichts weiter als einfache Ladenbesitzer und Händler waren. Sie wissen, dass es ein besseres Leben gibt. Und was noch wichtiger ist: Sie wissen, dass eine Regierung gestürzt werden kann und dann die ehemaligen Diener zu Herren aufsteigen. Iadon hat ihnen zu schnell zu viel zugemutet.«
Lukel lächelte. »Du klingst wie Prinz Raoden.«
Sarene hielt inne. »Hast du ihn gut gekannt?«
»Er war mein bester Freund«, sagte Lukel mit einem traurigen Nicken. »Der größte Mann, dem ich je begegnet bin.«
»Erzähl mir von ihm, Lukel«, bat sie mit sanfter Stimme.
Lukel dachte einen Augenblick nach, dann sagte er in nostalgischem Tonfall: »Raoden hat die Menschen glücklich gemacht. Dein Tag mochte so düster wie eine Winternacht sein, aber dann kam der Prinz mit seinem Optimismus hereingeschneit und hat dir mit ein paar freundlichen Worten gezeigt, wie töricht dein Verhalten war. Außerdem war er einfach genial: Er kannte jedes

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