Elantris
einer von Iadons eigenen Häschern .. . »Wer wird nun erben?«, fragte sie.
»Das ist nicht wirklich sicher«, sagte Lukel. »Wahrscheinlich hat Iadon vor, einen weiteren Sohn zu bekommen. Schließlich ist Eshen noch nicht zu alt. Wahrscheinlich wäre ansonsten einer der mächtigeren Herzöge der Nächste in der Erbfolge. Lord Telrii oder Lord Roial.«
»Sind sie hier?«, erkundigte sich Sarene, die den Blick über die Menge schweifen ließ.
»Roial nicht«, sagte Lukel, »aber das da drüben ist Herzog Telrii.« Lukel nickte in Richtung eines pompös wirkenden Mannes, der in der Nähe der gegenüberliegenden Wand stand. Er war hager und hatte eine gute Haltung sodass er eigentlich attraktiv hätte aussehen können, wäre da nicht sein Hang zu maßlosem Luxus gewesen. An seiner Kleidung funkelten Edelsteine, und an seinen Fingern glitzerten Gold und Silber. Als er sich umdrehte, konnte Sarene erkennen, dass seine linke Gesichtshälfte von einem gewaltigen, ins Purpurne spielenden Feuermal entstellt war.
»Hoffen wir, dass der Thron niemals ihm zufällt«, sagte Lukel. »Iadon ist lästig, aber zumindest erweist er sich in finanziellen Fragen als verantwortungsbewusst. Iadon ist ein Geizkragen. Telrii hingegen ist ein regelrechter Verschwender. Er mag Geld, und er mag alle, die ihm welches geben. Wahrscheinlich wäre er der reichste Mann in ganz Arelon, wenn er nicht so verschwenderisch wäre. So ist er gerade einmal Dritter, nach dem König und Herzog Roial.«
Sarene runzelte die Stirn. »Der König hätte Raoden enterbt, obwohl das Land dann keinen eindeutigen Erben gehabt hätte? Hat er denn noch nie etwas von Erbfolgekriegen gehört?«
Lukel zuckte mit den Achseln. »Anscheinend hätte er lieber gar keinen Erben gehabt, als das Risiko einzugehen, Raoden an die Macht kommen zu lassen.«
»Er konnte sich sein perfektes kleines Königreich schließlich nicht durch so etwas wie Freiheit oder Nächstenliebe ruinieren lassen«, sagte Sarene.
»Genau.«
»Diese Adeligen, die Raoden gefolgt sind. Treffen sie sich noch?«
»Nein«, antwortete Lukel mit gerunzelter Stirn. »Sie haben zu große Angst, ohne den Schutz des Prinzen weiterzumachen. Wir haben ein paar der wirklich Engagierten überredet, sich morgen ein letztes Mal zu treffen, aber ich bezweifle, dass bei der Sache etwas herauskommen wird.«
»Ich möchte dabei sein«, sagte Sarene.
»Diese Männer mögen keine Neulinge, Cousine«, warnte Lukel. »Und sie sind äußerst nervös, denn sie sind sich darüber im Klaren, dass man ihre Treffen als Hochverrat betrachten könnte.«
»Es ist doch sowieso ihr letztes Treffen. Was werden sie schon groß tun, wenn ich auftauche? Sich weigern wiederzukommen?«
Lukel hielt inne und lächelte dann. »Na gut, ich gebe Vater Bescheid. Dem wird bestimmt eine Möglichkeit einfallen, dich einzuschmuggeln.«
»Wir können es ihm beide beim Mittagessen erzählen«, sagte Sarene mit einem letzten unzufriedenen Blick auf ihre Leinwand, bevor sie sich daran machte, ihre Farben einzupacken.
»Du kommst also doch zum Mittagessen?«
»Nun, Onkel Kiin hat schließlich versprochen, fjordellisches Revertiss zu kochen. Außerdem glaube ich nicht, dass ich nach allem, was ich heute erfahren habe, länger hier sitzen und Iadons Urteilen zuhören kann. Am Ende fange ich noch an, mit Farben zu schmeißen, wenn er mich weiter auf die Palme bringt.«
Lukel lachte. »Das wäre wahrscheinlich keine so gute Idee, Prinzessin hin oder her. Komm schon, Kaise wird überglücklich sein, dich zu sehen. Vater bereitet immer besonders gutes Essen zu, wenn wir Gäste haben.«
Lukel hatte recht.
»Sie ist hier!«, kreischte Kaise bei Sarenes Anblick voller Begeisterung. »Vater, du musst das Mittagessen kochen!«
Jalla kam aus einer Türöffnung ganz in der Nähe und begrüßte ihren Ehemann mit einer Umarmung und einem flüchtigen Kuss. Die svordische Frau flüsterte Lukel etwas auf Fjordellisch zu, woraufhin er lächelte und ihr zärtlich die Schulter rieb. Sarene beobachtete die Szene neidisch und biss dann die Zähne zusammen. Sie war eine teoische Prinzessin, der es nicht zustand, sich über die Notwendigkeit von politisch motivierten Staatshochzeiten zu beklagen. Da Domi ihr den Ehemann genommen hatte, noch bevor sie ihm begegnet war, wollte er offensichtlich, dass in ihren Gedanken Raum für andere Angelegenheiten war.
Onkel Kiin kam aus der Küche, stopfte sich ein Buch in die Schürze und umarmte Sarene mit der gewohnten Überschwänglichkeit. »Du
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