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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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stillschweigendes Versprechen mit, und - egal, was sie an diesem
Abend sonst noch diskutierten, egal, welche anderen Argumente Hrathen anführen würde - dieses
Versprechen würde ihm die Unterstützung der Männer einbringen. Es war kein Geheimnis, dass
derethische Priester reges Interesse an Politik besaßen, und die meisten Menschen wussten, dass die
Billigung vonseiten der Kirche gewöhnlich ausreichte, um den politischen Sieg sicherzustellen. Dies war das Versprechen, das zu hören die Adeligen hergekommen waren, und dies war auch der
Grund, warum die Klagen des teoischen Mädchens sie nicht beeinflusst hatten. Theologische Streitfragen
waren diesen Männern völlig gleichgültig; Shu-Dereth oder Shu-Korath, das war ihnen einerlei. Sie
benötigten lediglich die Gewissheit, dass eine plötzliche, offen zur Schau getragene Frömmigkeit
ihrerseits im Gegenzug mit weltlichem Segen belohnt werden würde - sehr greifbarem Segen, der sich in
bare Münze umsetzen ließ.
»Genug Wortspielerei, Priester«, sagte Ramear, einer der jüngeren Adeligen. Er war der zweite Sohn
eines unwichtigen Barons, ein Mann mit Habichtsgesicht und einer scharf geschnittenen aonischen Nase,
der für seine Direktheit bekannt war; ein Ruf, den er anscheinend verdient hatte. »Ich will Versprechen.
Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr uns größeren Besitz garantiert, wenn wir zum derethischen Glauben
übertreten?«
»Jaddeth belohnt seine Anhänger«, sagte Hrathen unverbindlich.
»Und wie wird er uns belohnen?«, wollte Ramear wissen. »Der Shu-Dereth hat keinerlei Macht in
diesem Königreich, Priester.«
»Lord Jaddeth hat überall Macht, mein Freund«, sagte Hrathen. Um weiteren Forderungen
zuvorzukommen, setzte er hinzu: »Es stimmt, dass er bisher nur über wenige Anhänger in Arelon verfügt.
Doch die Welt ist voller Dynamik, und kaum etwas kann sich Jaddeths Reich entgegenstellen. Denkt an
Duladel, meine Freunde. Arelon ist so lange unberührt geblieben, weil wir uns bisher nicht die Mühe
gemacht haben, das Land zu bekehren.« Eine Lüge, aber nur eine kleine. »Das erste Problem ist
Elantris. Entfernt Elantris aus den Köpfen der Menschen, und sie werden sich vom Shu-Dereth
angezogen fühlen - der Shu-Korath ist zu friedlich, zu träge. Jaddeth wird im Bewusstsein der Menschen
wachsen, und während dies geschieht, werden sie nach Leitbildern in den Reihen der Aristokratie
suchen, nach Männern, die die gleichen Ideale wie sie selbst vertreten.«
»Und dann werden wir belohnt werden?«, erkundigte sich Ramear spitz.
»Das Volk wird niemals Herrscher akzeptieren, die nicht den gleichen Glauben haben. Wie die
jüngste Geschichte gezeigt hat, meine Freunde, sind Könige und Monarchien nicht gerade zeitlos.« Ramear setzte sich zurück und dachte über die Worte des Priesters nach. Hrathen musste immer
noch vorsichtig sein. Es war gut möglich, dass ihn letzten Endes nur ein paar der versammelten Männer
unterstützten, und er wollte den Übrigen keinerlei Beweise gegen sich in die Hände liefern. König Iadon
mochte nachsichtig sein, was die Religion betraf, aber er würde Hrathen nicht lange predigen lassen,
wenn er so etwas wie Hochverrat witterte.
Später, sobald Hrathen einmal das Gefühl hätte, seine adeligen Grünschnäbel fest überzeugt zu
haben, würde er ihnen konkretere Versprechen geben. Und egal, was Hrathens Gegner sagen mochten,
auf seine Versprechen war Verlass: So ungern er mit Männern arbeitete, deren Treue sich kaufen ließ,
war es doch ein festes Dogma des Shu-Dereth, dass Ehrgeiz belohnt werden sollte. Abgesehen davon
war es förderlich, für seine Aufrichtigkeit bekannt zu sein, und wenn es nur war, um in entscheidenden
Augenblicken überzeugend lügen zu können.
»Es wird dauern, eine ganze Religion zu stürzen und durch eine andere zu ersetzen«, gab Waren, ein
dünner Mann mit weißblondem Haar, grübelnd von sich. Waren war für seine strenge Frömmigkeit
bekannt, und es hatte Hrathen sehr überrascht, dass der Adelige seinen Cousin Idan zu dem Treffen
begleitet hatte. Anscheinend beruhte Warens berüchtigte Gläubigkeit nicht so sehr auf religiösem Eifer
als vielmehr auf politischem Kalkül. Ihn und seinen Ruf für Hrathens Sache zu gewinnen würde äußerst
hilfreich sein.
»Ihr würdet Euch wundern, mein junger Lord Waren«, sagte Hrathen. »Bis vor Kurzem war Duladel
noch der Sitz einer der ältesten Religionen dieser Welt. Mittlerweile ist diese Religion, soweit es
fjordellische Chronisten beurteilen

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