Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
vernichtet
haben. Sobald der letzte Teone seinen letzten Atemzug tut und die Elantrier den Feuertod gestorben und
völlig aus Sycla verschwunden sind, werden alle Menschen dem Wyrn folgen. Dann wird Jaddeth
kommen.«
Die Worte waren beunruhigend. Hrathen war gekommen, um Arelon zu retten, nicht um es
niederzubrennen. Es mochte sich als notwendig erweisen, die Monarchie zugrunde zu richten, und
vielleicht würde er ein wenig adeliges Blut vergießen müssen, doch am Ende stünde die Erlösung eines
ganzen Landes. Die ganze Menschheit zu vereinen bedeutete für Hrathen, sie zum derethischen
Glauben zu bekehren, nicht die Ungläubigen zu ermorden.
Aber sein Weg war vielleicht der falsche. Der Wyrn wirkte nicht viel geduldiger als Dilaf - so viel
bewies die Frist von drei Monaten. Auf einmal wurde Hrathen von einem Gefühl überwältigender
Dringlichkeit gepackt. Der Wyrn meinte, was er sagte: Wenn Hrathen Arelon nicht bekehrte, würde das
Land vernichtet werden.
»Großer Jaddeth in der Tiefe ...«, flüsterte Hrathen. Er rief seine Gottheit nur in den heiligsten
Momenten an. Richtig oder falsch, er wollte nicht das Blut eines ganzen Königreiches - selbst eines
ketzerischen - an seinen Händen kleben haben. Er musste erfolgreich sein!
Glücklicherweise war seine Niederlage gegen die junge Teonin nicht so vollständig gewesen, wie sie
wahrscheinlich annahm. Als Hrathen den Treffpunkt erreichte, eine ansehnliche Zimmerflucht in einem
der besten Gasthäuser Kaes, warteten dort viele der Adeligen auf ihn, die er geladen hatte. Die Rede auf
der Mauer von Elantris war nur ein Teil seines Plans gewesen, diese Männer zu bekehren. »Seid gegrüßt, Lords«, sagte Hrathen mit einem Kopfnicken.
»Tut nicht so, als sei zwischen uns alles in bester Ordnung, Priester«, sagte Idan, einer der jüngeren,
lautstärkeren Adeligen. »Ihr habt uns versprochen, Eure Worte würden Macht bringen. Aber anscheinend
haben sie nichts als mächtige Verwirrung ausgelöst.«
Hrathen winkte ab. »Meine Rede hat ein einfältiges Gör vor ein Rätsel gestellt. Man erzählt sich, die
blonde Prinzessin habe Schwierigkeiten, sich zu merken, welches ihre rechte und welches ihre linke
Hand ist. Von ihr hätte ich auch wirklich nicht erwartet, dass sie meine Rede versteht. Sagt mir bloß nicht,
Lord Idan, dass Ihr ähnlich verwirrt wart!«
Idan errötete. »Natürlich nicht, Mylord. Es ist nur so ... dass ich nicht begreife, wie die Bekehrung uns
zu mehr Macht verhelfen soll.«
»Die Macht, Mylord, kommt mit dem Erkennen Eurer Feinde.« Hrathen durchquerte das Zimmer, den
allgegenwärtigen Dilaf an seiner Seite, und wählte einen Sessel. Manche Gyorne zogen es vor zu stehen,
um ihr Publikum einzuschüchtern, aber Hrathen fand es nützlicher zu sitzen. In den meisten Fällen
begannen sich seine Zuhörer unbehaglich zu fühlen - vor allem diejenigen, die selbst standen. Man wirkte
beeindruckender, wenn man ein Publikum in seinen Bann ziehen konnte, ohne es körperlich zu
überragen.
Wie zu erwarten, setzten sich auch Idan und die anderen. Hrathen stützte sich mit den Ellbogen auf
den Armlehnen ab, verschränkte die Hände und betrachtete seine Zuhörerschaft schweigend. Er runzelte
leicht die Stirn, als sein Blick auf ein Gesicht in der Nähe der Rückwand des Zimmers fiel. Der Mann war
älter, vielleicht Ende vierzig, und kostbar gekleidet. Das Verräterischste am Aussehen des Mannes war
das riesige purpurn schimmernde Feuermal auf der linken Seite seines Halses und seines Gesichts. Hrathen hatte Herzog Telrii nicht zu dem Treffen eingeladen. Der Herzog war einer der mächtigsten
Männer in ganz Arelon, und Hrathen hatte seine Einladungen auf die jüngeren Adeligen beschränkt. Er
hatte sich keine großen Chancen ausgerechnet, mächtige Männer davon zu überzeugen, dass sie ihm
folgen sollten. In der Regel war es einfacher, junge Männer zu manipulieren, die ungeduldig darauf
warteten, die aristokratische Erfolgsleiter zu erklimmen. An diesem Abend würde Hrathen seine Worte
sorgfältig wählen müssen, denn zur Belohnung würde er vielleicht einen mächtigen Verbündeten auf
seine Seite ziehen können.
»Und?«, fragte Idan schließlich, der unter Hrathens starrem Klick ganz nervös zu werden begann.
»Wer ist es also? Wen habt Ihr als unseren Feind erkannt?«
»Die Elantrier«, sagte Hrathen einfach. Er konnte spüren, wie sich Dilaf neben ihm verspannte, als
das Wort fiel.
Idans Unbehagen verflog im Nu. Er lachte und warf einigen seiner Gefährten

Weitere Kostenlose Bücher