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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Blicke zu. »Die Elantrier
sind schon seit zehn Jahren tot, Fjordeller. Sie stellen gewiss keine Bedrohung dar.« »Nein, mein junger Lord«, sagte Hrathen. »Sie leben fort.«
»Wenn man es so nennen kann.«
»Ich spreche nicht von jenen erbärmlichen Bastarden in der Stadt«, sagte Hrathen. »Ich meine die
Elantrier, die in den Köpfen der Leute existieren. Sagt mir, Idan: Seid Ihr je einem Mann begegnet, der
geglaubt hat, die Elantrier würden eines Tages zurückkehren?«
Idans Lachen verstummte, als er über die Frage nachdachte.
»Iadons Herrschaft ist alles andere als absolut«, erklärte Hrathen. »Im Grunde ist er mehr
Reichsverweser denn echter König. Die Leute erwarten nicht, dass er lange herrschen wird; sie warten
auf die Rückkehr ihrer gepriesenen Elantrier. Viele halten die Reod für unecht, eine Art Probe, um zu
sehen, wer der alten heidnischen Religion die Treue hält. Ihr alle habt gehört, was das Volk sich über
Elantris zuflüstert.«
Hrathens Worte waren nicht ins Blaue hinein gesagt. Obgleich er erst seit ein paar Tagen in Kae war,
hatte er in dieser kurzen Zeit gut zugehört und gründlich nachgeforscht. Er übertrieb ein wenig, doch er
wusste, dass diese Meinung existierte.
»Iadon sieht die Gefahr nicht«, fuhr Hrathen leise fort. »Er erkennt nicht, dass seine Herrschaft
geduldet, aber nicht wirklich angenommen wird. Solange den Menschen die Macht von Elantris im
Gedächtnis haftet, werden sie Angst haben - und solange sie vor etwas mehr Angst haben als vor dem
König, wird niemand von Euch je mächtig sein. Ihr habt Eure Titel vom König erhalten, Eure Macht steht
also mit ihm in Verbindung. Wenn er machtlos ist, seid Ihr es ebenfalls.«
Jetzt hörten sie ihm zu. Im Herzen eines jeden Adeligen schlummerte ein unheilbares Gefühl der
Unsicherheit. Bisher war Hrathen noch keinem einzigen Adelsmann begegnet, der nicht zumindest bis zu
einem gewissen Grade glaubte, dass die Bauern hinter seinem Rücken über ihn lachten. »Der Shu-Korath erkennt die Gefahr nicht«, fuhr Hrathen fort. »Die korathischen Geistlichen
unternehmen nichts, um die Elantrier anzuprangern, und nähren auf diese Weise die Hoffnung des
Volkes. Denn obwohl es irrational sein mag, wollen die Menschen doch glauben, dass Elantris
wiederhergestellt wird. Sie malen sich aus, wie prächtig es einst war, und ihre Erinnerungen sind noch
durch ein Jahrzehnt der Legendenbildung ausgeschmückt. Es liegt in der menschlichen Natur zu
glauben, dass andere Orte und andere Zeiten besser sind als das Hier und Jetzt. Wenn Ihr je wirklich
über Are- Ion herrschen wollt, meine lieben erlauchten Freunde, dann müsst Ihr die törichten Hoffnungen
Eures Volkes zunichte machen. Ihr müsst einen Weg finden, die Menschen aus Elantris' Bann zu
befreien.«
Der junge Idan nickte eifrig. Unzufrieden schürzte Hrathen die Lippen: Der adelige Jüngling hatte sich
zu leicht beeinflussen lassen. Wie so oft war der lauteste Mann gleichzeitig auch der unkritischste.
Hrathen ignorierte Idan und schätzte die Mienen der anderen ab. Sie wirkten nachdenklich, aber nicht
überzeugt. Der reifere Telrii saß still im Hintergrund, rieb den großen Rubin an einem seiner Ringe und
beobachtete Hrathen mit grüblerischem Gesichtsausdruck.
Ihre Unsicherheit war gut. Männer, die so wankelmütig wie Idan waren, nützten ihm nichts. Wer sich
derart leicht für eine Sache gewinnen ließ, ließ sich genauso rasch wieder abwerben. »Sagt mir, Männer
aus Arelon«, meinte Hrathen, indem er seine Argumentationstaktik leicht veränderte, »habt Ihr die Länder
des Ostens bereist?«
Einige nickten. In den letzten Jahren war eine regelrechte Besucherflut aus Arelon durch das alte
fjordellische Reich gereist. Hrathen hegte den starken Verdacht, dass die neue Aristokratie von Arelon,
die sich noch unsicherer fühlte als die meisten Adeligen, einen gewissen Grad an Kultiviertheit unter
Beweis stellen wollte, indem sie mit Königreichen wie Svorden, dem kulturellen Zentrum des Ostens,
Umgang pflegte.
»Wenn Ihr die mächtigen Länder des Ostens besucht habt, meine Freunde, dann kennt Ihr den
Einfluss derer, die sich mit der derethischen Priesterschaft zusammengeschlossen haben.« - »Einfluss«
war vielleicht eine Untertreibung. Östlich des Dathrekigebirges herrschte kein König, der sich nicht
öffentlich zum Shu-Dereth bekannte, und die begehrenswertesten und lukrativsten Regierungsposten
fielen immer an Menschen, die Jaddeth fleißig verehrten.
In Hrathens Worten schwang ein

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