Elben Drachen Schatten
tun, um mich dieser Ehre als würdig zu erweisen«, sagte er. »Und so manche Respektlosigkeit, die ich mir Euch gegenüber in der Vergangenheit herausgenommen habe …«
»… hat dafür gesorgt, dass ich mit beiden Füßen auf der Erde geblieben bin, statt mich von meinen nach und nach Realität gewordenen Träumen berauschen zu lassen«, vollendete der König mit mildem, freundschaftlichem Lächeln.
Jahre vergingen.
Lirandil weilte wieder einmal unter den Zentauren, während sich Branagorn bereits vor ein paar Jahren mit einer Gruppe berittener Elbenkrieger an der Küste von Elbara hatte absetzen lassen, um die Gebiete dort zu erforschen. Der Tod Cherenwens hatte Branagorn den Suchenden stark verändert und ihn sehr viel ernster und in sich gekehrter werden lassen. Manchen erschien er bisweilen sogar düster und abweisend. Lange Zeit hatte er um seine Geliebte getrauert, und obgleich es viele junge Elbinnen gab, die gern seine Gefährtin geworden wären, konnte er für keine von ihnen dieselben Gefühle empfinden, die ihn mit Cherenwen verbunden hatte. Er fragte die Schamanen, ob sie in der Lage wären, Cherenwens Geist im Reich der Jenseitigen Verklärung zu finden. Aber seit Brass Elimbors Tod waren die Schamanen sehr vorsichtig geworden. Man hatte keines der großen Beschwörungsrituale, mit denen die Jenseitigen in der alten Zeit gerufen worden waren, noch einmal angewandt. Hatten die Namenlosen Götter ihr Desinteresse am Volk der Elben nicht deutlich gezeigt? Hatten nicht auch die Eldran mit ihrem Verhalten gezeigt, dass sie sich von den diesseitigen Elben abgewandt hatten? Welchen Sinn hatte es da, die Jenseitigen aus ihren Sphären zu rufen? Welch eine andere Reaktion war denkbar außer der, dass sich die Jenseitigen verärgert zeigten, wenn man ihren Frieden störte? Und die Maladran wollte ohnehin niemand für längere Zeit mit der Sphäre der Lebenden in Verbindung bringen, da ihnen die Aura des Verderbten anhaftete.
Manche Schamanen vertraten sogar die These, dass man in der Vergangenheit die Jenseitigen zu oft aus nichtigem Anlass gerufen und sie damit verärgert habe. Eine Ansicht, der sich immer mehr Mitglieder des Schamanenordens anschlossen. Kritiker wiederum behaupteten, die Schamanen wollten damit nur ihre Unfähigkeit und derzeitige magische und spirituelle Kraftlosigkeit verbergen.
»Seht Ihr keine Möglichkeit, mir zu helfen?«, fragte Branagorn verzweifelt, nachdem er vor Brass Shelian sein Herz ausgeschüttet hatte.
Der Schamane schüttelte den Kopf. »Ihr müsst Euch damit abfinden, dass Eure geliebte Cherenwen nicht mehr da ist. Je eher Ihr Euch dieser Tatsache stellt und sie zu akzeptieren lernt, desto besser für Euch.« Brass Shelian legte Branagorn dem Suchenden die Hand auf die Schulter und sah ihn sehr ernst an. »Verzeiht mir diese sehr direkten Worte, aber vielleicht muss so einer mit Euch reden.«
»Was meint Ihr damit?«, frage Branagorn, und seine Miene spiegelte seine Verwunderung wider.
»Davon, dass Eure geliebte Cherenwen schon lange nicht wirklich mehr unter den Lebenden weilte. Ihr Körper hat nur schließlich das nachgeholt, was mit ihrem Geist und ihrer Seele längst geschehen war.«
Tief in sich spürte Branagorn, dass der erhabene Brass recht hatte. Er hatte eine tote Hülle geliebt, deren Inneres ihn schon vor langer Zeit verlassen hatte. Aber diese Erkenntnis gelangte nicht bis an die Oberfläche seines Bewusstseins. Er weigerte sich, diese Wahrheit annehmen. Der Schmerz war einfach zu groß.
Branagorn schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, das, was Ihr gesagt habt, kann ich nicht akzeptieren.«
»Ihr müsst es – oder Ihr werdet Euer Leben vergeuden, indem Ihr einer Chimäre hinterher jagt. Ähnlich wie Fürst Bolandor und seine Getreuen noch immer dem Traum von Bathranor folgen und die Gestade der Erfüllten Hoffnung wohl nie finden werden, so werdet Ihr niemals Eure Cherenwen wiederfinden.«
»Man nennt mich den Suchenden. Und warum soll es mir nicht gelingen, einen Weg zu finden, um meine geliebte Cherenwen in Eldrana zu finden.«
»Der Schmerz in Eurem Herzen macht Euch blind für das Offensichtliche, werter Branagorn«, sagte Brass Shelian. »Ich kann Euch nur beschwören: Folgt meinem Rat. Ich bin nicht der Einzige, der sich Sorgen um Euch macht.«
»So?« Branagorn blickte auf und musterte den Obersten Schamanen der Elben verwundert.
»Ich spreche vom König selbst«, erläuterte Brass Shelian.
Branagorn verzog das Gesicht zu einem
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