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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einfach so an diesem Land vorübergegangen. Im Waldreich selbst haben schon viele absonderliche Geschöpfe ihr Zuhause, aber das ist nichts gegen die Kreaturen, die ich in den Grenzgebieten Wilderlands sah: Mammuts von gigantischer Größe werden dort gejagt von flügellosen Riesenvögeln, und die kämpfen um ihre Beute gegen schiffsgroßen Echsen. Um dort zu überleben, bedarf es wahrscheinlich der Wildheit, die den Trorks eigen ist. Kein Zentaur war bereit, mich ins Innere des Wilderlands oder gar darüber hinaus zu begleiten. Ich selbst unternahm einen Vorstoß von mehreren Tagen, bis mich der Stich eines blauen Skorpions beinahe lähmte. Glücklicherweise hatte ich genug vom Extrakt der Sinnlosen bei mir, um meine Selbstheilungskräfte so zu stärken, dass ich mich bis zum nächsten Zentaurenlager retten konnte, wo man mich gesund pflegte.«
    Magolas hörte den Bericht des alten Fährtenlesers mit wachsendem Interesse. Vielleicht, so dachte er, würde er selbst einmal ins Wilderland vorstoßen und es erforschen …

    Die nächsten Jahre wurden bestimmt vom weiteren Aufbau des Reichs und der Gründung zusätzlicher Städte, Burgen und Häfen. Die elbische Bevölkerung wuchs stark an, und Andir entdeckte in den alten Schriften eine in Vergessenheit geratene Methode, mit der in vergangenen Epochen Magier und Baumeister Gebäude von geradezu sagenhafter Schönheit geschaffen hatten: Durch ein Ritual geistiger Verschmelzung wurden die Vorstellungen der Baumeister direkt in die Realität umgesetzt. Mauern, Zinnen, Türme – all das entstand innerhalb von Tagen; sie materialisierten während des Rituals, waren erst durchsichtig und schemenhaft und gewannen – in besonders anspruchsvollen Fällen im Verlauf auch Wochen – zunehmend an Substanz.
    Viele Elben atmeten auf, weil sie glaubten, dass nun die anstrengenden Bauarbeiten der Vergangenheit angehörten. Doch die Erschaffung von Bauwerken mit Hilfe dieses Rituals, das nach einem Magier der Alten Zeit »Reboldirs Zauber« genannt wurde, erforderte ein Maß enormes an geistiger Konzentration, von der sich viele Elben zunächst keine Vorstellung machten.
    Dennoch wurde die Neugründung von Städten auf diese Weise stark erleichtert, und es war nun auch sehr kleinen Gruppen von wenigen hundert – oder gar nur wenigen Dutzend – Elben möglich, eine Burg zu errichten. Der elbischen Neigung, in kleinen Gruppen zu siedeln und große Massenansammlungen zu meiden, kam dies sehr entgegen – dem Anliegen des Königs, das Elbenreich zu sichern und zu festigen, allerdings auch.
    Und so bat Keandir seinen Sohn Andir, sich im Interesse der Sicherheit Elbianas dafür einzusetzen, dass so viele Burgen und Häfen wie möglich in ganz Elbiana errichtet würden. »Und dies muss so schnell wie möglich geschehen, denn wir wissen nicht, welche äußeren Feinde uns dereinst noch bedrohen werden.«
    »Vielleicht ist es der Feind in Euch selbst, der Elbiana einst bedrohen wird, Vater«, befürchtete Andir.
    »Ich kann dich nur darum bitten, mir zu helfen, Andir«, sagte sein Vater. »Aber vielleicht darf ich dich daran erinnern, dass die Welt nicht nur aus alten Schriften und magischen Formeln besteht.« Sein Blick traf seinen Sohn mit väterlicher Strenge. »Ich brauche euch beide ― Magolas und dich, um dieses Reich aufzubauen und seine Zukunft zu sichern.«
    »Ihr werdet noch viele Ewigkeiten König der Elben bleiben und die Zügel fest in Euren Händen halten«, erwiderte Andir. »Und da sich mein Bruder Magolas in mancher Hinsicht als viel gelehriger erwiesen hat, als ich es war, braucht Ihr Euch um die Zukunft Elbianas keine Sorgen zu machen, auch dann nicht, wenn ich mich weiterhin meinen Studien widme und mich zurückziehe, wann ich das für richtig halte.«
    »Nein, da irrst du, mein Sohn!«, widersprach der König.
    »So?«, fragte der Elbensohn zurück, der mittlerweile bevorzugt weiße Gewänder zu tragen pflegte. »Erklärt es mir, Vater!«
    Keandir trat näher an seinen Sohn heran. Sie standen bei den Zinnen am Rand des äußeren Burghofs von Elbenhaven, von wo aus man einen guten Rundblick über die Hafenanlagen hatte. Dutzende von Schiffen lagen sicher vertäut, und in einer nahen Werft wurde an neuen gearbeitet. Jüngst hatte man Wälder entdeckt, deren Bäume ein ähnliches Holz lieferten wie jenes, aus dem man in Athranor Schiffe hergestellt hatte. Diese Wälder lagen in Mittel-Elbiana am Oberlauf des Flusses Nur. Ein Flusshafen namens Nithrandor war dort gegründet

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