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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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freudlosen Lächeln, in dem sich Spott und Bitterkeit die Waage hielten. »Der König mag sich um sich selbst sorgen«, murmelte er düster.

    Mehrere Jahre lang versuchte Branagorn, die Rituale der Schamanen zu erlernen, ohne selbst ein Schamane zu werden, denn damit hätte er sich der Disziplin des Ordens unterwerfen müssen, was er vollkommen ablehnte. Branagorn wollte eine Verbindung in die Reiche der Jenseitigen schaffen, um seine geliebte Cherenwen zu finden, nicht um sich vom Diesseits zu lösen. Ein Gedanke von ihr hätte ihm schon genügt, um sein Herz zu erleichtern. Doch seine Bemühungen blieben ohne Erfolg.
    Branagorn betäubte sich mit dem Extrakt der Sinnlosen, von dem bekannt war, dass man damit auch Gefühle der Trauer zu bekämpfen vermochte. Zumindest ermöglichte der Extrakt einem Elben, eine Weile lang gar nichts zu empfinden, und so konnte Branagorn endlich wieder schlafen.
    Dass dies auf die Dauer keine Lösung war, wurde Branagorn recht schnell klar. Schließlich fand er eine andere Methode, um das, was in ihm brodelte, zu betäuben, und die inneren Stimmen, die er zu hören begonnen hatte – aber von denen keine die seiner Cherenwen war ―, zum Schweigen zu bringen: Er stürzte sich in die Vorbereitungen langer Reisen und widmete sich der Erforschung entlegener Regionen. Damit lenkte er sich selbst von seiner Trauer ab. Elbara lag am äußersten Rand jenes Bereichs, der den Elben inzwischen vom Zwischenland bekannt war, doch Branagorn wollte möglichst weit weg von Elbenhaven, erinnerte ihn doch dort alles an seine verlorene Liebe.

    Ein Schiff aus Tagora legte einige Jahre später in Elbenhaven an, und der Kapitän der Menschen wurde von König Keandir in der großen Festhalle von Elbenhaven empfangen. Ruwen war an der Seite ihres Gemahls, und auch seine beiden Söhne, Prinz Sandrilas sowie die versammelten Kapitäne der Elbenflotte waren anwesend. Allerdings fehlten auch einige der Getreuen des Königs: So waren Lirandil und Branagorn noch immer nicht von ihren Reisen zurückgekehrt, und Thamandor der Waffenmeister überwachte die Aufstellung der von ihm entworfenen Katapulte in Siras und Minasar, den beiden zu Grenzfestungen ausgebauten Orte am elbianitischen Ufer des Nur; schließlich konnte niemand mit Sicherheit sagen, ob die Trorks nicht doch eines Tages die Zentauren niederkämpften und dann vielleicht auch in der Lage waren, den breiten Fluss zu überqueren. Noch eine wichtige Person fehlte: Kapitän Isidorn war an der Küste Nordbergens unterwegs.
    Der Kapitän des tagoräischen Schiffes hieß Manadarius, und er erzählte, dass sich die Einigkeit seines Landes unter den letzten drei Königen gefestigt und man schon vor Jahrzehnten an der Küste der auf dem zwischenländischen Kontinent gelegenen Landstriche Perea und Soria Kolonien gegründet habe.
    »So denkt Euer König daran, seinen Einfluss noch weiter auszudehnen?«, fragte König Keandir. Kapitän Ithrondyr, der das Land der Tagoräer als Erster bereist hatte, übersetzte seine Worte in das in Keandirs Ohren für eine Menschensprache erstaunlich kultiviert klingende Idiom der Tagoräer.
    Kapitän Manadarius schüttelte den Kopf. »Nein, der Einfluss von König Boras IV. erweitert sich dadurch nicht, denn unsere Kolonien sind unabhängig und verwalten sich selbst. Wir sind ein sehr individualistisches und freiheitsliebendes Volk und schon froh, endlich, nach vielen Jahrhunderten des Streits, eine Einigung unter den Städten unserer Insel erreicht zu haben.«
    »Boras IV. regiert zurzeit bei Euch?«, mischte sich Kapitän Ithrondyr nun ein, vergaß dabei aber nicht, auch seine eigenen, in Tagoräisch gesprochenen Worte zu übersetzen.
    Manadarius nickte. »So ist es.«
    »Ich begegnete auf meiner Fahrt nach Tagora einst einem König, der sich Boras I. nennen ließ und in einem Palast in Danabar residierte.«
    »Das war der Urgroßvater unseres jetzigen Herrschers«, erklärte Manadarius. »So müsst Ihr jener Kapitän Ithrondyr sein, über den noch heute viele Geschichten bei uns im Umlauf sind.«
    »Der bin ich«, bestätigte Ithrondyr.
    »Lange ist es her …« Kapitän Manadarius seufzte. »Manche beginnen schon daran zu zweifeln, dass die Geschichten über Eure Ankunft mehr sind als bloße Legenden. Legenden, die angeblich Boras III. über seinen Großvater und Euch in Umlauf gebracht hat, damit er die immer noch mächtigen Stadtregierungen auf Tagora zu einem Ausbau der Flotte überreden konnte.«
    »Nein, es ist alles

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