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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Verlies geholt. Nielk, der dürre Priester, öffnete die schwere Holztür und trat begleitet von drei Bewaffneten ein. Die Bewaffneten nahmen die Freunde in ihre Mitte.
    Was hat man mit uns vor? fragte sich Edro. Diese Frage wurde immer bohrender in ihm. Wollte man sie am Ende gar auch dem schrecklichen Retnad opfern? Ein Schauder überkam den Dakorier bei dem Gedanken daran. Die Bewaffneten führten sie in den Raum mit dem großen Steinaltar. Überall krochen Ratten umher und Edro wusste, dass Nielk jederzeit Krieger aus ihnen zu machen vermochte. Es war dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das Edro als so unerträglich empfand. Man packte sie und legte sie auf den Altar! Es geschah so plötzlich, dass niemand auf den Gedanken kam, Widerstand zu leisten. (Dieser wäre auch zwecklos gewesen). Edros fürchterliche Ahnung war also Wirklichkeit geworden!
    "Heh! Was soll das?", hörte Edro Mergun rufen und dann merkte er, dass er nicht mehr in der Lage war, sich zu bewegen. Nicht einmal mit der Wimper vermochte er zu zucken. Irgendwo leierte jemand in einer uralten, längst vergessenen Sprache eine ebenso alte Litanei. Edro bemerkte, wie seine Lider schwer wurden, wie sie sich schließlich wie im Schlaf über seine Augen legten. Es war eine seltsame Kraft da, die ihm die Augen schloss, denn Edro selbst war dazu ja nicht mehr in der Lage. Ob diese Kraft, dieses Wesen Retned war? Er schließt mir die Augen wie man einem Toten die Augen schließt!, wurde es dem Dakorier schlagartig klar, aber er merkte auch, wie sein Geist begann, langsamer zu arbeiten. Vor ihm lag die Dämmerung eines tiefen Schlafs, eines Schlafs, aus dem er vielleicht nie wieder erwachen würde.
    Eine Flut weißen und blauen Lichts durchdrang seine geschlossenen Lieder und schien seinen Geist zu umfluten. Der letzte Eindruck, den er warnahm, war in einem weiten, grellen Meer aus Licht zu ertrinken. Und dann war auch das blaue und weiße Licht weg. Dann umgab Edro nur noch gähnende Finsternis und erlösende Bewusstlosigkeit.
    Als Edro erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Jeder Zeitsinn war ihm verloren gegangen und es schien ihm so, als habe Zeit in seiner jetzigen Umgebung nicht viel zu bedeuten. Als er die Augen geöffnet hatte, sah er zunächst nur blaue Nebel, die ihn einhüllten. Wo mochte er sich befinden und wie war er hier her gelangt? Dann bemerkte er neben sich den Körper Merguns. Der Mann von der Wolfsinsel erwachte gerade und rieb sich die Augen. Edro wandte sich einmal ganz um seine eigene Achse, aber außer ihm und Mergun war hier niemand.
    "Wo sind Lakyr und Gialbeth?", fragte er Mergun. Dieser zuckte jedoch mit den Schultern.
    "Woher soll ich wissen, wo sie sind? Ich bin mir ja noch nicht einmal darüber im klaren, wo ich mich befinde. Habt Ihr eine Ahnung, Edro?"
    "Wir können überall auf der Welt sein."
    "Oder auf einer anderen Welt!"
    "Vielleicht, Mergun." Edro erhob sich und blickte auf die Erde, auf der er gelegen hatte.
    "Es ist keine normale Erde!" Mergun befühlte sie mit seinen Händen.
    "Ja, sie ist merkwürdig."
    "Und nirgends sind Pflanzen!" Nun erhob sich auch Mergun. Die Erde in seiner Hand rann ihm zwischen den Fingern hindurch zu Boden.
    "Vielleicht sind Gialbeth und Lakyr ebenfalls in dieser seltsamen Welt!", vermutete der Nordländer. Edro zuckte mit den Schultern.
    "Dann frage ich mich aber, warum wir nicht zusammen auf diese Welt gelangten!" Gedankenverloren starrte er in die dichten, blauen Nebel, die von einem kalten Wind in Bewegung gehalten wurden. Hier irgendwo war Retned! Jener schreckliche Retned, der Lakyrs schwarze Katze verschlungen hatte.
    "Was Retned wohl von uns will?", fragte Edro leise, so dass Mergun es kaum hören konnte.
    "Still!", zischte da der Mann von der Wolfsinsel. Von irgendwoher waren Stimmen zu hören. Menschliche Stimmen! Aber Edro hörte weder Lakyr noch Gialbeth. Es waren andere Stimmen, obgleich sie auch die Sprache der Westländer sprachen.
    "Hallo!", rief Edro. "Wer seid ihr?"
    "Hallo!", rief Mergun. Die Stimmen hinter den blauen Nebeln verstummten für einen Moment. Aber dann antworteten sie den Rufern.
    "Hallo! Wo seid ihr?", kam es.
    "Hier!", war Merguns wenig sagende Antwort. Aber die Fremden konnten dem Klang der Stimme folgen. Irgendwo in den blauen Nebeln waren die schwarzen Umrisse menschlicher Gestalten zu sehen. Und dann traten sie aus dem Nebel! Sie waren etwa gleich groß und sahen sich auch sonst recht ähnlich. Beide trugen sie lange Haare,

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