Elben Drachen Schatten
es schien Edro bald so, als könne man dieses Licht gar nicht aus den Augen verlieren, als würde es einem überall hin folgen! Nun endlich machten sie sich auf und wanderten in die Richtung, aus der diese Lichterscheinung kam.
Überall lag Gerät herum und es war ihnen so, als befänden sie sich nicht in Retneds Welt, sondern auf einem riesigen, schier endlosen Schlachtfeld. Nur die Leichen fehlten. Je näher sie dem Licht kamen, desto heller wurde es. Phakls Hand war die ganze Zeit über am Schwertgriff. Er war jederzeit bereit, einem eventuellen Gegner zuvor zu kommen. Aber nirgends zeigte sich ein solcher Gegner, alles schien friedlich und öd und kalt.
Und dann war da dieses Licht, von dem keiner der vier Wanderer so recht wusste, worum es sich dabei handelte. Vielleicht war es wirklich eine Inkarnation Retneds! Vielleicht aber auch etwas anderes. Auf jeden Fall war dieses Licht zur Zeit der einzige Wegweiser, den die vier besaßen. Immer näher rückte die Quelle dieses Lichts, da tauchten Schatten im Nebel auf. Umrisse von Menschen. Edro konnte drei erkennen. Nun wurden auch Schritte hörbar. Mit einer blitzschnellen Bewegung riss Phakl sein Schwert heraus, aber Mergun packte ihn beim Arm.
"Wir wissen nicht, ob sie uns feindlich gesonnen sind", bemerkte er nur und Phakl zuckte mit den Schultern. Drei Männer traten jetzt aus den Nebelschwaden und blieben stehen. Sie waren alle bis auf die Zähne bewaffnet. Einer rief etwas in der Sprache der Ostländer und Edro antwortete.
"Was hat er gesagt?", fragte Krasi ungeduldig, der diese Sprache nicht verstand.
"Ich werde sie fragen, ob sie auch in der Westsprache bewandert sind, Herr Krasi", versprach Edro und rief etwas für die anderen (mit Ausnahme Merguns, der ebenfalls die Ostsprache beherrschte) Unverständliches zu den Fremden.
"Ich bin Garot der Starke", stellte sich der eine dann in gebrochener Westsprache vor.
"Mich nennt man Gonly vom großen Fluss!"
"Und ich bin Sorin mit der Axt. Aber die Tempelsoldaten im Rattentempel von Ghormall nahmen mir meine Axt!" Sorin grinste verlegen.
"Seht ihr ebenfalls das Licht dort?", fragte Edro die Fremden, nachdem auch er und die anderen sich vorgestellt hatten.
"Ja!", rief Garot der Starke und trat mit den Seinen einige Schritte näher.
"Diesem Licht folgen wir! Und wohin zieht ihr?"
"Wir irren durch diese wüsten Nebel - ohne Ziel, ohne Weg", gab Sorin Auskunft.
"Wollt ihr euch uns nicht anschließen und mit uns die Quelle jenes Lichtes ergründen?", lud Edro ein.
"Wir wissen nicht, was dieses Licht zu bedeuten hat. Vielleicht ist es eine Inkarnation des schrecklichen Retned! Ich habe gehört, dass dieser Gott sich in vielfältiger Gestalt und mit den verschiedensten Gesichtern zu zeigen pflegt", sagte Gonly.
"Darüber haben auch wir schon nachgedacht", erwiderte diesmal Phakl der Schlaue. Und nun waren es Edro und die Seinen, die einige Schritte vorrückten. Die beiden Gruppen trennten jetzt nur noch wenige, leicht zu überbrückende Meter. Aber Phakl konnte sich nicht dazu überwinden, seine blank gezogene Klinge wieder an ihren Ort zu stecken. Misstrauisch beäugte er die Fremden und registrierte jede auch noch so unbedeutend erscheinende Bewegung der anderen Seite.
"Wenn ihr euch uns anschließt, so zählt unsere Gruppe bereits sieben Mann. Können wir da nicht auch das Risiko eingehen, eventuell auf einen Feind zu treffen?", sagte Krasi der Geisterbeschwörer. Garot der Starke lachte schallend.
"Ja, wenn es normale Feinde wären, mit denen wir zu kämpfen hätten! Aber wenn wir hier mit jemandem kämpfen, dann mit Retned; dem schrecklichen Retned, dessen Macht sicherlich ein ganzes Heer zerschlagen kann. Gegen ihn sind wir machtlos!"
"Aber das ewige Umherirren in diesen kalten Nebeln hat auch keinen Sinn. Der einzige Punkt, an dem wir uns halbwegs zu orientieren vermögen, ist eben dieses Licht. Oder seht Ihr noch etwas anderes, Herr?", rief Mergun. Garot wechselte mit Gonly ein paar Worte in der Sprache der Ostländer und Sorin sagte auch etwas. Gonly nickte schließlich.
"Gut, wir werden uns euch anschließen", rief der starke Garot. Er und die seinen traten noch etwas vor und man gab sich die Hand.
"So langsam glaube ich nicht mehr daran, dass dieses Licht Retned ist", erklärte Mergun sinnend.
"Wir werden sehen", brummte Phakl der Schlaue. Sie setzten ihren Weg fort - dem Licht entgegen! Bald schien die Quelle des Lichtes so groß zu sein, wie eine Sonne! Ein riesiger Berg aus Licht
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