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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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können, und zweitens wollte Keandir auch kein unnötiges Risiko eingehen. Von richtigen Hafenanlagen konnte man in Cadd nicht sprechen. Die einfachen Schiffe und Boote, mit denen die Rhagar offenbar zum Fischfang hinausfuhren, mochten für die Küstengewässer oder die ruhigere See des Pereanischen Meers geeignet sein. Aber um sich in die Weiten des Zwischenländischen Ozeans zu wagen, waren sie nicht geeignet. Keandir kamen sie wie Nussschalen vor.
    Gefolgt von Andir, Lirandil und Thamandor stieg der Elbenkönig an Land. Siranodir mit den zwei Schwertern folgte ihnen hinterdrein.
    Viele der Rhagar sanken auf die Knie, begannen Gebete in ihrer barbarischen Sprache auszustoßen. Manche stimmten Gesänge an, und Lirandil gab König Keandir den diskreten Hinweis, dass es sich um Lobgesänge zu Ehren der Elbengötter handelte.
    Eine Gasse bildete sich zwischen den Rhagar, und ein paar kräftige, fellbehängte Krieger mit Speeren und Streitäxten sorgten mit barschen Befehlen dafür, dass sich diese Gasse noch etwas vergrößerte. Eine hölzerne, mit primitiven Schnitzereien versehene Sänfte wurde von acht Kriegern durch diese Gasse getragen. Dahinter folgten Bannerträger und eine Schar von Bogenschützen. In der Sänfte saß ein Mann mit kahl rasiertem Kopf. Er trug ein tunikaartiges Gewand und darüber einen Mantel aus dem Fell eines aratanischen Berglöwen, dessen Zähne dem Mann an einer Kette um den Hals hingen.
    »Das ist Herzog Krrn«, raunte Lirandil seinem König zu.
    Und Siranodir mit den zwei Schwertern bemerkte ironisch: »Ich sehe schon, von welch erlesener Feinheit die Gebräuche am hiesigen Hof sind. Beeindruckend.«
    Herzog Krrn stieg aus seiner Sänfte und verbeugte sich tief. Dann sagte er ein paar Worte in seiner Sprache, die Lirandil übersetzte: »Der Herzog von Aratan grüßt die Götter und fühlt sich durch ihren Besuch geehrt!«
    »Ich bin König Keandir, König aller Elben«, stellte sich Keandir vor, während Lirandil beinahe zeitgleich übersetzte.
    »So seid Ihr wahrhaftig der König der Lichtgötter!«, stieß Herzog Krrn bewegt aus. Er sank auf die Knie. »Ich bin Euer Diener!«
    »Ich nehme an, du kennst das Gebiet etwa zwei Tagesritte nördlich eurer Stadt Cadd, wo die ersten Anhöhen Elbaras beginnen.«
    »Natürlich kenne ich dieses Land. Ich selbst war schon dort, die Städte der Lichtgötter zu bewundern.«
    »Das wirst weder du noch irgendein anderer Rhagar in Zukunft noch einmal tun«, befahl Keandir. »Das Land nördlich der Anhöhen ist für euch tabu. Ihr werdet diese Grenzen unter keinen Umständen überschreiten, und ich mache dich und deine Nachfolger persönlich dafür verantwortlich, dass dieses Gebot von den Rhagar eingehalten wird.«
    Herzog Krrn erbleichte. »Wir werden es allen Rhagar von Aratan sagen«, erklärte er. »Ich werde Boten im ganzen Umland herumschicken, die diese Kunde verbreiten sollen.«
    »Dann lass auch verbreiten, dass von nun an der Verzehr von Zentaurenfleisch verboten ist«, fügte Keandir hinzu.
    »Was?« Die Mitteilung, nicht mehr jene Gebiete betreten zu dürfen, die nach dem Glauben der Rhagar das Land der Götter waren, schien den Herzog von Aratan weit weniger zu treffen als die Aussicht, nie wieder das Fleisch eines Zentaurenbratens zu essen. »Ihr Götter, eure Gebote erscheinen mir sehr hart. Wollt ihr damit unseren Glauben prüfen?«
    »Das kannst du so sehen, Herzog Krrn.« Es fiel Keandir nicht leicht, den fellbehängten Barbaren mit diesem Titel anzusprechen – was Lirandil selbstverständlich wort- und bedeutungsgetreu zu übersetzen verstand. Aber er musste diesen Herrscher in gewisser Weise anerkennen und ihn vor seinem Volk legitimieren, wenn dieser seine Boten im Land umherschicken und die neuen Gebote der Lichtgötter verbreiten sollte. »Die Zentauren sind die besonderen Freunde euer Götter, also tötet sie nicht, quält sie nicht und verspeist sie nicht. Denn sonst wird etwas Furchtbares geschehen. Davon wird mein Sohn Andir euch einen Vorgeschmack liefern!«
    Daraufhin breitete Andir die Arme aus. Er murmelte eine Formel, um einen Elementargeister-Zauber zu bewirken. Wie aus dem Nichts bildeten sich hohe Wolkengebirge, und Blitze zuckten aus diesen düsteren Flecken am Himmel hernieder. Krrn wirkte wie erstarrt, während unter der Menge eine Panik auszubrechen drohte. Der Himmel wurde noch dunkler, die Folge der Blitze immer rascher, und schließlich bildeten sich aus den Blitzlinien die Umrisse von Reitern. Die Rhagar

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