Elben Drachen Schatten
drängten sich über die Lichtung. Fahnen wehten im Wind und zeugten von kommender Vernichtung.
"Elfgart wird diesem gewissenlosen Dalachiern widerstehen!", prophezeite Gardir zuversichtlich. Aber in seinem Innern regten sich Zweifel. Was würde sein, wenn Elfgart fiele? Wieder würde es einen Ort weniger auf der Welt geben, an dem Elfen wie Elfen leben konnten. Ein Schwarm von Pfeilen sirrte durch die Luft. Viele trafen gegen die feste, wenn auch nicht besonders hohe Mauer, die das Schloss Elfgart umgab und prallten an dieser wirkungslos ab. Aber einige trafen ihr Ziel und schreiend stürzten einige der Elfen zu Boden. Immer neue Heerscharen der Dalachier machten sich den Weg durch die Büsche frei und traten auf die Lichtung. Stolz und siegesgewiß schwenkten sie ihre Speere, um sie schon im nächsten Augenblick nach den Bewachern von Elfgart zu schleudern. Aber auch von den Mauern des Schlosses herab sirrten Pfeile - und viele verfehlten ihr Ziel nicht. Schier endlos war die Masse des Feindes.
"Es ist aussichtslos", erkannte Enajad in diesem Moment. Der Elf schaute von der Brüstung herunter auf die Schar der Feinde. Er resignierte. Ein Pfeil sirrte dicht an seinem Ohr vorbei, aber es schien den Elfen nicht zu kümmern. Schon wurden die ersten Leitern an die Mauern gebracht. Mit einem herbeigeschleppten Baumstamm versuchten die Dalachier nun, das Tor von Elfgart zu rammen. Edro hörte die dumpfen Schläge gegen das hölzerne Tor. Nicht lange würde es standhalten, das schien dem Dakorier gewiss. Die Leitern der Angreifer wurden umgestoßen und schreiend sanken die auf ihnen stehenden Krieger in die Tiefe. Nicht alle standen wieder auf. Sirrende, heimtückische Pfeile hatten auf beiden Seiten hohe Verluste hervorgerufen. Bei den Elfen zählte jeder Tote doppelt, denn sie waren dem Feind ohnehin schon unterlegen. Gardir selbst schleuderte Speer auf Speer gegen die Angreifer. Viele erreichten ihr Ziel.
Aber auch der uralte Elfenkönig wusste, dass die Stunden von Elfgart wohl gezählt waren. Nicht mehr lange würde man dieses Schloss verteidigen können. Ein Krachen entstand, wie nur berstendes Holz es zu verursachen weiß.
"Es ist soweit, das Tor wird gleich bersten", meinte Mergun dumpf bevor er einen Speer der Flut der Angreifenden entgegenwarf. Da brach des Tor aus seinen Halterungen und die Masse der feindlichen Krieger walzte es nieder. Der König und seine Gäste gingen nun auf den Schlosshof, wo bereits gekämpft wurde. Ein wütendes Fauchen kam aus dem Mund der schwarzen, zweiköpfigen Katze, die Lakyr auf seinem Arm trug. Sie sprang von seinem Arm herunter und auf das Kampfgetümmel zu. Überall schienen die Dalachier zu sein. Im letzten Moment vermochte es Edro, einem gefährlichen Schwertstreich auszuweichen. Schon im nächsten Augenblick lag sein Feind tot am Boden. Und da war das Getümmel auch schon über ihnen und es war unmöglich sich ihm entziehen zu wollen. Irgendwo sah Edro Kirias blutüberströmtes Gesicht. Aber er vermochte nicht zu erkennen, ob es ihr eigenes oder das Blut eines anderen war. Irgendwie verlor er sie dann aus den Augen. Er wollte zu ihr, aber ihn umgab ein Wald aus Schwertern und Lanzen. Sollte dies sein letzter Kampf sein? Sollte er Elfénia nicht mehr erreichen? Edro blickte kurz um sich. In seiner Nähe war niemand mehr, den er kannte. Einige hochgewachsene, schlanke Elfen stritten neben ihm. Es wurde auf beiden Seiten hartnäckig gekämpft und es gab dementsprechend hohe Verluste.
*
Langsam neigte sich der Tag seinem Ende zu. Die Sonne wurde rot - rot wie das Blut, das auf dem Schlachtfeld von Elfgart vergossen wurde. Und der Kampf währte noch immer. Edro war es noch nicht gelungen, Kiria wiederzufinden. Lakyrs Katze hatte von den Dalachiern schreckliche Verluste gefordert. Ihre spitzen Zähne hatten die Kehlen von vielen hundert Dalachiern durchbissen. Die Angreifer waren nicht mehr sehr zahlreich, aber die Elfen waren noch weniger. Irgendwo stieg schwarzer Rauch auf. Ein Pferdestall brannte. Der Kampf hatte sich immer weiter in die Gebäude hinein verlagert. Plündernd kamen die überlebenden Dalachier, rissen den Schmuck von den Wänden und brachen Truhen auf, in denen altes Gold der Elfen von Maland ruhte. Als sie genug hatten, machten sie sich wieder aus dem Staub und verschwanden im Wald, woher sie gekommen waren. Irgendwo am Fluss warteten ihre Schiffe auf sie. Schweigend ging Edro über das Schlachtfeld. Fahl und blass sandte die Sonne ihre letzten Strahlen
Weitere Kostenlose Bücher