Elben Drachen Schatten
er und grinste. "Wie kann jemand Elfengold ablehnen und dafür lediglich eine Haarlocke verlangen?" Er schüttelte den Kopf. "Kein normaler Mensch würde dies tun. Nicht einmal ich und mir sind Dinge wie Geld und Gut nun wirklich nicht am Wichtigsten!"
Kirias Augen aber blieben weiter geschlossen. Immer wieder hörte ihr Herz für kurze Zeit auf zu schlagen und jedesmal bangte Edro denn um ihr Leben.
Aber der Herzschlag kehrte immer schon nach wenigen Momenten wieder zurück.
Edro mochte nicht daran denken, was er mit der Hexe tun würde, sollte sich herausstellen, dass sie ihn betrogen hatte.
In Gedanken sah er sich schon, blind vor Wut und Hass und Enttäuschung, auf die kleine Hütte der Hexe zurennen.
Erst, als sie bereits zwei Tage in ihrem Todesschlaf gelegen hatte, erwachte sie. Sie schlug ihre blauen Augen auf, wie sie es jeden Morgen tat, wenn sie erwachte. Langsam setzte sie sich auf und fasste Edros Hand. Ein seltsamer Glanz lag auf ihren Augen. Sie schien etwas entrückt zu sein.
"Ich habe geschlafen", stellte sie fest. Edro nickte.
"Ja, Ihr habt geschlafen. Sehr tief sogar." Und dann erzählte ihr Edro die Geschichte mit der Hexe und für welchen Preis er ihre Gesundheit erkauft hatte. Es schien so, als würde Kiria erst jetzt bemerken, dass ihre Wunde am Kopf nicht mehr da war. Sie war weg - in Luft aufgelöst.
"Ich habe jetzt keine Schmerzen mehr, Edro!"
"Ja, Ihr seid jetzt wieder völlig gesund. Es scheint so, als hätte mich diese Hexe nicht betrogen!" Und dann umarmten sie sich.
*
Bereits am folgenden Tag verließen sie Elfgart. Ihr Weg führte sie nach Osten und in einer, vielleicht auch erst in zwei Tagesreisen würden sie den Dalach erreichen, den König unter den Flüssen, wie man ihn weiter im Süden zu nennen pflegte.
Enadir hatte ihnen eine Furt beschrieben, wo sie den großen Strom durchwaten konnten. Die Gegend auf der anderen Seite des Dalach hatten die Elfen von Elfgart niemals betreten,und so konnte ihnen Enadir auch nicht viel über jenes Land sagen. Aber von Reisenden, die weiter herum kamen, als die Elfen, hatte Enadir erfahren, dass es dort einen seltsamen Turm gäbe, über den sich die Waldwesen viel Schlimmes und Gespenstisches erzählten.
Am Mittag des zweiten Tages nach ihrem Aufbruch erreichten sie dann die Furt, die der Elf ihnen beschrieben hatte. Sie durchwateten den Dalach und erreichten das andere Ufer. Die Bäume, welche hier zu finden waren, schienen Edro seltsam verwachsen und knorrig. Sie machten einen ähnlichen Eindruck, wie der Baum, in dem Imoc, der Uralte wohnte.
"Dieser Teil des Zauberwaldes scheint älter zu sein, als der Teil, der hinter uns liegt", meinte Lakyr.
Mergun nickte und seine Augen strichen wachsam über das Unterholz.
"Ein besonderer Grund zur Vorsicht! Die Wesen, denen wir bis jetzt begegneten, waren uns wohlgesonnen. Aber wir wissen nicht, was für Kreaturen hier,in dieser Düsternis hausen!"
Mit den Schwertern bahnten sie sich dann ihren Weg durchs Unterholz. Die großen, knorrigen Bäume aber wagten sie nicht zu berühren. Wer konnte schon wissen, was für Wesenheiten in ihnen schlummerten! Sicherlich war es vernünftiger, sie nicht zu wecken.
"Geht nicht weiter!", rief plötzlich eine hohe Stimme in befehlendem Ton.
Edro sah aufmerksam durch das Gestrüpp. Er erkannte eine Frauengestalt.
"Wer seid Ihr?", rief Mergun zurück.
"Das ist nicht wichtig!" Die Frau kam etwas näher. Vielleicht war es eine Dryade. Ihre Züge waren ernst
"Ihr dürft nicht weiter, Fremdlinge!"
"Wir müssen", gab Lakyr zur Antwort und seine Katze unterstützte ihn mit einem lautstarken Fauchen. Aber die Frau schien überhaupt nicht von der Zweiköpfigen beeindruckt zu sein.
"Dieser Teil des Waldes gehört den alten, vergessenen Göttern. Er gehört den Göttern, für die auf dem Uytrirran kein Platz mehr ist. Sie sind es, die in diesem Wald wohnen."
"Was tun diese alten Götter hier?", wollte Edro wissen.
"Sie warten."
"Worauf warten sie?", erkundigte sich Kiria.
"Auf ihren Tod. Denn auch die Götter sterben!" Sie wandte ihren Blick von einem zum anderen und musterte sie abwesend und verträumt.
"Stört die alten Götter nicht! Sie sind argwöhnisch den Menschen gegenüber! Sie verzeihen es den Sterblichen nicht, dass sie sie nicht mehr anbeten. Wenn ein Gott nicht mehr angebetet wird, stirbt er."
"Was gehen uns diese senilen Gottheiten an?", rief Mergun und Randir stimmte ihm lauthals zu.
"Was würde denn passieren, wenn wir Eurem Rat
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