Elben Drachen Schatten
dann.
"Und ich ebenfalls", sagte Kiria.
"Ich auch", sagte Randir. Mergun musterte düster die anderen. Er wandte sich an Lakyr mit seiner zweiköpfigen Katze.
"Geht Ihr ebenfalls?", fragte er unwirsch. Der Thorkyraner nickte leicht.
"Es gibt keinen anderen Weg, auch wenn dieser gefährlich sein mag", seufzte er, wobei er seiner Katze das Fell kraulte. Mergun blickte noch einmal von einem zum anderen.
"Dann endet unsere gemeinsame Reise hier. Ich werde diesem Gott nicht folgen - selbst wenn ich wüsste, dass er mich tatsächlich nach Elfénia bringt!" Dann verabschiedete der Nordländer sich kurz und ging. Irgendwo zwischen den laublosen Bäumen verschwand er.
*
Täglich mussten die Gefährten Ychkr die Füße küssen und dreimal laut rufen: "Ich bete dich an, Ychkr!" Edro fand das nicht zu viel verlangt, obwohl er den Sinn dieses Rituals nicht verstand. Jedesmal, wenn einer von ihnen jenen kurzen Satz rief, begannen Ychkrs Augen seltsam zu funkeln.
Schweigend folgten sie ihm durch den laublosen Wald, der scheinbar tot vor ihnen lag.
Wegen ihres Proviantes brauchten sie sich keine Sorgen zu machen. Wenn etwas fehlte, so hexte Ychkr es herbei. Aber Edro war misstrauisch. Ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache, obwohl er doch jeden Grund dazu gehabt hätte, zuversichtlich zu sein.
Schließlich führte sie Ychkr ja zu ihrem Ziel! Nach Elfénia, dem Land in dem Träume in Erfüllung gehen. Aber tief in Edros Innern machte sich Unbehagen breit.
Einige Tage lang gingen sie weiter nach Nordosten. Kiria strahlte Edro an.
"Ich habe mich geirrt, Liebster. Es gibt Elfénia doch!" Edro sah sie überrascht an.
"Woher willst du das wissen? Woher dein plötzlicher Sinneswandel?" Sie lachte.
"Ychkr führt uns in dieses Land. Und er ist ein Gott. Müsste er es nicht wissen?"
"Vielleicht."
"Die Götter sind vollkommen und allwissend." Aber Edro schüttelte den Kopf.
"War Retned vielleicht vollkommen? Oder allwissend?"
*
Am dritten Tag erreichten sie einen unbewaldeten Hügel, auf dem ein einsamer, düsterer Turm stand. Er war krumm und etwas magisches ging von ihm aus.
Ychkr blieb plötzlich stehen.
"Dieser Turm stellt ein Tor da!", erklärte er.
"Ein Tor?", erkundigte sich Edro.
"Ein Tor, Sterblicher, ganz recht. Ein Tor nach Elfénia. Elfénia befindet sich in einer anderen Dimension und wer diesen Turm betritt, vermag dort hin zu gelangen."
"Meine Katze, sie ist nicht mehr da!", rief Lakyr nun. Auf seinem Gesicht stand eine Spur von Angst. "Ich muss sie suchen!"
"Das geht nicht, Sterblicher!", fauchte Ychkr.
"Warum sollte dies nicht gehen?"
"Weil das Tor nach Elfénia jetzt offen ist. Aber es beginnt sich bereits wieder zu schließen!"
"Meine Katze muss ich wiederfinden!", beharrte Lakyr stoisch.
"Ihr habt die Wahl: Entweder Ihr sucht Eure kleine Freundin oder aber Ihr gelangt nach Elfénia, dem Land, nach dem Ihr Euch Euer Leben lang sehnen werdet!"
Lakyrs Züge wurden hart.
"Diese Katze ist vielleicht das einzige Wesen, das ich je wirklich geliebt habe. Ich kann sie in keinem Fall zurücklassen!" Ychkrs vier Augen glühten gefährlich und drohend. Ein gewalttätiges Feuer loderte in ihnen.
"Dann geht! Geht doch, wenn Ihr wollt und sucht dieses Katzentier! Aber ich prophezeie es Euch schon jetzt: Ihr werdet bitter bereuen, das sage ich Euch!" Damit wandte sich der zornige Gott ab und stieg den Hügel hinauf. Edro reichte Lakyr zum Abschied die Hand.
"Seid wachsam, Edro, seid wachsam. Irgendetwas gefällt mir an diesem Gott nicht. Ich weiß nicht, was es ist, denn ich hatte vorher noch nie mit den Göttern zu tun, aber mein Gefühl warnt mich und es hat mich selten betrogen!"
"Ich werde aufpassen", versprach der Dakorier.
"Lebt wohl, Edro!"
"Lebt wohl!"
*
Dann erreichten sie endlich den alten, verfallenen Turm. Wolken waren jetzt aufgezogen und verdunkelten wie große, schwarze Raubvögel den Himmel. Kein Luftzug regte sich.
Ein Tor befand sich in dem Turm. Es sah alt und verfallen aus, genau wie der Turm selbst, aber ein seltsames Leuchten umrahmte es. Der eisige Hauch einer anderen Welt, einer anderen Dimension.
Ein Hauch von Elfénia wehte ihnen aus dem Tor entgegen. Es war ein eiskalter Hauch und er ließ die Gefährten frösteln. Selbst Ychkr schien ein Schauder über den Rücken zu laufen, als er jenes spürte. Einen Moment lang stand der senile, schon totgeglaubte Gott da und tat überhaupt nichts.
Dann wandte er sich den Sterblichen zu, denen er versprochen hatte, sie nach
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