Elben Drachen Schatten
Elfénia zu führen.
Kein Feuer brannte nun in seinen Augen. Sie waren kalt und ausdruckslos.
"Habt Ihr jenes Elfénia, das sich hinter diesem Tor in einer anderen Dimension verbirgt bereits gesehen, Herr Ychkr?", fragte Edro in einem vielleicht etwas herausforderndem Ton. Ychkr lachte sein wahnsinniges Lachen.
"Oh, schon viele hundertmal war ich dort, zu Zeiten, da man noch zu mir betete. Tausende von Sterblichen brachte ich in jenes Land. Auch Euch bringe ich nun hier her."
"Wenn dieses Land so schön ist, warum seid Ihr dann nicht dort geblieben?", erkundigte sich Edro. Ychkr lachte.
"Elfénia ist kein Ort für Götter." Dann deutete er auf das nur noch schwach leuchtende Tor.
"Wir müssen uns beeilen! Das Tor schließt sich und dann dauert es sehr lange, bis es sich wieder öffnet! Geht! Geht hindurch." Wieder schlug Edro der eisige Hauch ins Gesicht und er zögerte. Er wechselte einen unsicheren Blick mit Kiria.
"Geht!", krächzte Ychkr. Und sie gingen schließlich.
Um sie herum war absolutes Chaos und absolute Kälte. Es war Edro unmöglich, zu bestimmen, was oben, was unten, was rechts, was links war. Irgendwo sah er Kiria. Seltsam, er sah sie von allen Seiten zugleich! Dann spürte er wieder festen Boden unter den Füßen. Aber dieser Boden war kalt und rau.
Erst nach einer Weile bemerkte Edro, dass er sich auf einer steinernen Straße befand.
Der Himmel über ihnen war bewölkt und düster. Nirgends war die Sonne zu sehen.
"Dies ist also Elfénia", stellte Randir fest, aber es gelang dem Elfen offenbar nicht, Freude darüber zu empfinden.
"Ja, dies ist Elfénia, das Land, in dem Träume in Erfüllung gehen", erklärte Ychkr.
Die Straße, auf der sie standen, führte bis zum Horizont und verschwand dort irgendwo. Sie war aus groben Steinen gebaut und sehr ungleich in ihrer Neigung. Es war eine schlechte Straße.
"Elfénia habe ich mir anders vorgestellt", erklärte Edro.
"Wir sind erst wenige Augenblicke hier und Ihr wollt bereits wissen, dass dies nicht das Land Eurer Träume ist, Edro. Findet Ihr das nicht auch töricht?", fragte Kiria. Edro zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht ist es töricht. Ich weiß es nicht."
"Seht dort!", rief Randir und deutete in die Ferne.
"Soldaten", stellte Kiria fest.
"Ja, Soldaten", brummte Edro. Schweigend marschierten sie unter dem düsteren Himmel und auf der schlechten, aus groben Steinen gepflasterten Straße. Nur das harte Trampeln ihrer Füße und das Scheppern ihrer Rüstungen waren zu hören.
Es war ein harter, unbarmherziger Rhythmus. Und er wiederholte sich immer wieder. Immer wieder...
Die Marschierenden näherten sich. Edro sah den Stumpfsinn ihren Augen. Ein wahnsinniges, unmenschliches Feuer brannte in ihren Augen.
"Dies ist Elfénia, das Land wo Träume in Erfüllung gehen. Aber nicht die Götter sind hier, obwohl es mir so scheint, als wären es die Träume eines Gottes, die hier Gestalt angenommen haben. Vielleicht sind es meine Träume und ich habe sie schon längst vergessen, wer weiß?"
"Ich glaube nicht, dass das die Träume jenes Gottes auch die meinigen sind", brummte Edro. Er wandte sich um. Ein Steintor stand hinter ihm. Es sah fast genauso aus, wie das Tor im Turm. Aber es war kein Leuchten an ihm.
"Was geschieht, wenn ich durch dieses Tor gehe?", fragte er unwirsch.
"Nichts. Es ist der andere Ausgang des Tors zwischen den Dimensionen, aber jetzt ist es geschlossen - für lange Zeit", antwortete ihm Ychkr.
"Für wie lange Zeit?"
"Für eine sehr lange Zeit. Ich weiß nicht genau, für wie lange, aber ist das denn nicht egal?"
"Für mich nicht, Ychkr!"
"Die Zeit ist nichts weiter als eine Illusion, dass wirst auch eines Tages noch begreifen!"
Die Soldaten waren jetzt nahe heran. Ihre Gesicht waren ausdruckslos, in ihren Augen brannte ein wahnsinniges Feuer. Es sieht fast so aus, als seien ihre Gesichter alle gleich, durchfuhr es Edro mit Schrecken.
"Ihr kommt mit!", sagte einer der Soldaten. Seine Lippen bewegten sich wie automatisch.
"Ja!", sagten die Gefährten wie aus einem Munde. Edro wusste selbst nicht recht, warum er so geantwortet hatte und den anderen erging es nicht anders. Nur Ychkr hatte nichts gesagt. Edro blickte sich zu ihm um, aber er war nicht mehr da. Er hatte sich in nichts aufgelöst.
"Wo ist er geblieben?", fragte Edro laut, aber niemand antwortete ihm.
Schweigend marschierten sie hinter den Soldaten her, die lange, schlechte Straße entlang - dem Horizont entgegen.
Edro merkte gar nicht, wie
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