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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und verschlingt Götter ebenso wie Sterbliche. Jenes Feuer brennt nur in diesem Tal und der, welcher es ruft, muss sich weit genug von den Ruinen entfernen, sonst verschlingen die tödlichen Flammen auch ihn. Wenn eine Waffe im magischen Feuer von Grijang gehärtet wurde, so vermag man mit ihr sogar Götter zu töten, denn diese Waffe wurde dazu geschaffen, die Götter zu verbrennen.“
    Mergun schaute sich um.
    Noch immer pfiff der Wind geisterhaft durch die uralten Ruinen. Etwas Staub wirbelte durch die Luft.
    „Es gibt ein Zauberwort, Mergun, mit dem man das magische Feuer zu rufen vermag“, sagte Luun.
    „Wie heißt es?“
    „Komm! Gehen wir auf die Anhöhe dort!“
    „Warum?“
    „An diesem Ort darf ich das Zauberwort auf keinen Fall aussprechen. Die kalten Flammen des magischen Feuers würden uns schneller töten, als ein Pfeil es vermöchte!“
    So gingen sie also auf die Anhöhe.
    Luun hob beide Hände zu den Wolken empor und rief:
    „Zoitaf-tjui-baak!“
    Luuns Stimme schien Mergun in diesem Moment so gewaltig wie die eines Gottes zu klingen. Sie donnerte über das Tal von Grijang und hallte vielfach wieder. Ein Chor gespenstischer Echos...
    Giftgrüne Flammenpilze schossen plötzlich überall hervor und züngelten in die Höhe. Aber diese Flammen erschienen nur innerhalb jenes Tales, das Luun das Tal von Grijang genannt hatte. Eine unsichtbare Grenze schien das Flammenmeer im Zaum zu halten.
    Die grünen Flammen besaßen eine fürchterliche Gewalt. Niemand hätte dieser Kraft etwas entgegensetzen können.
    „Du hast das Zauberwort vernommen, Mergun. Sprich es nicht aus, wenn es nicht notwendig ist, denn jedes Mal, wenn du es über die Lippen bringst - egal, wo du dich befindest - steht das Tal von Grijang in Flammen.“
    Kalte Schauder liefen Mergun den Rücken hinunter, als er in das Chaos aus grünen Flammen blickte.
    Wie viele Götter und Menschen mochte dieses Feuer wohl schon verschlungen haben?
    Es war ein grausames Feuer.
    Aber trotz allem strahlte es eine gewisse Faszination aus. Es nahm Merguns Blick gefangen und hielt ihn in seinem unendlichen und unergründlichen Chaos fest.
    „Zoitaf-tjui-baak!“, donnerte da wieder Luuns Stimme. Und der ganze Spuk verschwand von einem Augenblick zum anderen.
    Langsam begann Mergun jene gewaltige Macht zu erahnen, die mit dem Zauberwort des grauen Mannes verbunden war.
    Ihn schauderte dabei und er fragte sich, weshalb der graue Mann ihm diese Macht in die Hände gelegt hatte.
    Mergun jedenfalls dürstete nicht nach Macht.
    Er hatte andere Sehnsüchte.
    Vielleicht würde er sein Schwert in den seltsamen Flammen des magischen Feuers härten, um gegen die Götter gewappnet zu sein.
    Aber mehr wollte er nicht.
    Nachdenklich wandte er sich an Luun.
    „Warum hast du mir das alles erklärt, Luun? Warum hast du mir das Zauberwort verraten?“
    Luun lächelte.
    Dieses Lächeln konnte man fast väterlich nennen.
    „Das magische Feuer wird in deinem Leben noch eine entscheidende Rolle spielen, Mergun. Vielleicht wirst du dieses Feuer schon sehr bald gegen die Götter verwenden. Du wirst es sein, der die Menschen von den grausamen Göttern befreien wird, die zur Zeit über die Erde herrschen...“
    „Du kennst die Zukunft?“, fragte Mergun etwas ungläubig, aber Luun antwortete nicht. Seine grauen Augen musterten den sterblichen Wanderer aufmerksam. Eine ungeheure Weisheit lag in diesen grauen Augen verborgen - die Weisheit ganzer Zeitalter und Welten. Noch nie zuvor hatte Mergun in solche Augen geschaut.
    Ihm behagten Luuns Worte nicht.
    Er hatte keine Lust, den Retter der Menschheit zu spielen. Die Menschen hatten schon seit undenklichen Zeiten mit ihren Göttern gelebt. Viele hatten sie vergessen und sich dafür neue erschaffen.
    Manche waren grausam und egoistisch. Aber was kümmerten ihn Menschen und Götter?
    Er war Mergun, der aufgebrochen war, ein fernes Land zu finden, in dem er den Sinn seines Lebens und die Erfüllung seiner Träume zu finden hoffte.
    Sollten die Menschen ihre Götter doch selbst stürzen, wenn sie mit ihnen nicht mehr zufrieden waren!
    „Solange die Götter nicht versuchen, mich von meinem Weg abzubringen, werde ich nicht gegen sie kämpfen“, erklärte der einsame Wanderer dann mit Bestimmtheit.
    „Wir werden sehen“, antwortete Luun geheimnisvoll.
    „Da gibt es nichts zu sehen, Luun! Ich habe andere Ziele als du! Und wenn dir so sehr am Sturz der Götter gelegen ist, dann frage ich mich, warum du es nicht selbst

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