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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hindurch schreiten, was sehr gut möglich gewesen wäre. Dazu brauchte er sich nur ein bisschen zu bücken, aber plötzlich wurden die Standbilder von Leben erfüllt. Die geflügelten Affen richteten die Spitzen der Dreizacke auf den Ankömmling.
    Edro sprang zurück. Seine Hand griff dabei nach dem Schwert, klammerte sich um den Griff, zog es aber nicht aus der Scheide.
    „Wer seid ihr, dass ihr mir den Weg versperrt?“, fragte er. „Und was ist das für eine Brücke, die scheinbar ins Nichts führt?“
    „Wir sind die Wächter von Elfénia“, sagte einer der beiden geflügelten Affen, der plötzlich auf eine gespenstischen Art und Weise lebendig wirkte.
    „So ist jenseits dieser Brücke Elfénia zu finden, das Land, der Seelen?“, fragte Edro.
    „Ja, so ist es“, bestätigte der Affe.
    „Wie kommt es, dass sich diese Brücke so plötzlich gebildet hat? Als ich diese Insel betrat, sah ich nirgends das charakteristische Leuchten, das sie auszuzeichnen scheint.“
    „Ich glaube, Ihr habt es nur nicht bemerkt“, erwiderte der andere Affe. Er kichert dabei in sich hinein.
    Edro hatte keine Ahnung, was ihn so sehr amüsierte.
    „Mein halbes Leben bin ich auf der Suche nach Elfénia“, eröffnete Edro, „also lasst mich die Brücke passieren. Es ist mir ganz gleichgültig, was mich auf der anderen Seite dieser wabernden Nebel erwarten mag. Ich muss einfach wissen, ob diesem Land wirklich existiert. Ich muss es mit meinen eigenen Augen sehen, seinen Boden betreten, seine Winde spüren, seine Luft atmen.“
    Die beiden Affen berieten sich in einer Sprache, die Edro nicht verstand. Sie schienen sogar etwas in Streit zu geraten. Einmal kreuzten sich sogar kurz ihre Dreizacke und schlugen klirrend aufeinander.
    Edro konnte sich darauf keinen Reim machen. Er sah diesem bizarren Schauspiel eine Weile zu. Dann schienen sich die beiden Affen plötzlich zu vertragen.
    Einer von ihnen wandte sich dem Wanderer zu und sagte: „Mein Freund hier hält es für möglich, dass Ihr der seid, der uns angekündigt wurde.“
    „Angekündigt?“, fragte Edro verwirrt. „Ich bin Edro aus Dakor und ich wüsste nicht, wer mich hier hätte ankündigen sollen.“
    „Oh, sagt das nicht“, sagte der Affe. „Die Bewohner von Elfénia sind für gewöhnlich gut informiert. Ihr müsst wissen, dass Dinge wie die Zeit, die Gegenwart, die Vergangenheit oder die Zukunft hier keine Rolle spielen. Dinge, die schon geschehen zu sein scheinen, könnten sich erst in der Zukunft ereignen und umgekehrt. Dinge, die noch ferne Zukunft zu sein scheinen, nicht mehr als eine Möglichkeit, sind hier vielleicht längst geschehen.“
    „Du sprichst in Rätseln“, erklärte Edro.
    „Wie auch immer“, sagte der andere Affe. „Euer Kommen wurde uns angekündigt und daher werden wir Euch passieren lassen.“
    Die beiden Affen machten ihm Platz. Edro ging an ihnen vorbei. Nach wenigen Schritten blieb er stehen, drehte sich noch einmal um.
    „Könnte es sein, dass die Tatsache, dass ich in der Lage bin diese Brücke nach Elfénia zu sehen, damit zusammenhängt, dass die schwarze Blume mich umarmt hat?“
    „Hat sie das?“, fragte ein Affe.
    „Hat sie das wirklich?“, fragte der andere Affe. „Dann gehört Ihr zu den Wenigen, die dies überlebt haben.“
    „Ich fand nur noch ihre verdorrten Überreste“, erwiderte Edro.
    „Oh, das ist äußerst selten“, sagte der eine Affe. „Aber hin und wieder kommt es vor. Doch keine Sorge, die schwarze Blume des Todes erholt sich wieder. Das ist immer so gewesen, seit undenklichen Zeiten.“

    *

    Edro schritt über die Brücke der Nebelwand entgegen. Es dauerte nicht lange bis der Nebel ihn völlig einhüllte. Die wabernden Schwaden waren so dicht, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Lediglich das metallene Geländer der Brücke bildete eine Orientierung. Das pulsierende Leuchten war auf einer Entfernung von mehreren Metern noch gut zu erkennen und wies Edro den Weg.
    Schließlich ließ er die Nebelbank hinter sich. Dahinter war es überraschend klar. Sterne blinkten, aber zu Edros Überraschung standen zwei Monde am Himmel.
    Die Brücke endete an einer Küste, die nicht zu jener Insel gehörte, auf der er die schwarze Blume getroffen hatte.
    Edro sah gleich, dass es sich um ein völlig anderes Land handelte, mit anderer Vegetation und Bodenbeschaffenheit.
    An einer natürlichen Hafenbucht lag eine Stadt mit goldenen Zinnen. Schiffe lagen vor Anker. Stimmengewirr wurde vom Wind zu Edro herüber

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