Elben Drachen Schatten
Metallkopf des Namenlosen. Die Klappe schloß sich hinter ihm und das schrille Pfeifen hörte auf.
Der Namenlose zog sich die Kapuze wieder über den Kopf und und bückte sich dann zuerst nach seiner Axt und dann nach dem Ring.
Und es kam ihm so vor, als flüsterte der Ring ihm etwas zu.
"Eines Tages werden wir ins im Kampf wiedersehen, Namenloser! Und dann werde ich Vergeltung üben für das, was du mir jetzt angetan hast! Eigentlich sollten wir Verbündete sein, denn wir wurden beide mißbraucht und wir werden auch beide nichts als Sklaven sein. Aber du bist unfähig, das zu erkennen. Du bist schon so sehr Sklave, daß es außerhalb deiner Vorstellung liegt, etwas anderes zu sein! Ein Werkzeug, daß glaubt einen eigenen Willen zu besitzen!"
Unwillkürlich schauderte der Namenlose.
Aber er hatte keine Neigung dazu, über diese Dinge weiter nachzudenken und umschloß den Ring mit seiner Faust.
*
Eilig verließ der Namelose jenen Ort, an dem er mit dem Ring von Kuldan gekämpft hatte.
Er hatte sich die Auseinandersetzung einfacher vorgestellt.
Und vor allem hätte es nie für möglich gehalten, daß er irgend wann einmal an Taraks furchtbarer Autorität zweifeln könnte.
Aber jetzt zweifelte er - zum ersten Mal, soweit er sich erinnern konnte.
Während er geschwind durch die unzähligen Gänge der Zitadelle eilte, jagten fremde Gedanken durch seinen Kopf. Gedanken, die ihn erschrecken ließen und die er mit aller Macht zu verscheuchen suchte.
Innerlich verfluchte er den Ring und das Wesen, daß aus ihm gesprochen hatte, während seine dünnen Finger das Artefakt beinahe krampfhaft umschlossen hielten.
Der Ring hatte etwas in seine Seele hineingepflanzt, daß dort jetzt zu nagen begann...
*
Der Wächter fuhr herum und fuchtelte mit seinen Scheren. Kryll spürte die Unruhe, die das Insekt erfaßt hatte.
"Was ist los?" fragte der König. Aber das schweigsame Wächterwesen verweigerte ihm die Auskunft.
"Tarak!" gellte in diesem Moment der Schrei des Namenlosen durch die Luft. Noch ehe das Insekt etwas tun konnte, wurde es von der rötlich leuchtenden Streitaxt in zwei Hälften gespalten.
Hinter dem Namenlosen stand Norjan, den der Namenlose offenbar zuvor befreit hatte.
Er reichte dem König die Hand.
"Ich freue mich, daß Ihr unverletzt seid, mein König!" rief der alte Ritter aus.
"Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Freund Norjan!" entgegnete der König.
Der Namenlose streckte seine dürre Hand zu Kryll aus. Die Hand öffnete sich und der König sah den Ring.
Der Ring von Kuldan war zweifellos schön.
Ein rundgeschliffener, weißer Edelstein fesselte Krylls Blick.
Stecke ihn dir an deine Hand, Kryll von Arkull!" befahl der Namenlose. Seine Stimme klang fast feierlich.
Vorsichtig tastete Krylls Hand nach dem magischen Ring. Er nahm ihn zwischen die Finger und betrachtete ihn eingehend. Und dann war ihm, als hörte er eine Stimme. "Ich werde dir Macht geben, Kryll! Aber bedenke, daß Macht ein zweischneidiges Schwert ist. Ich werde dir Macht geben, aber nicht Glück! Du solltest nicht Fehler machen, diese Dinge miteinander zu verwechseln."
Die Stimme des Ringes flüsterte und war sehr leise. Kryll verstand die Worte kaum. Verwundert zog der Augenbrauen in die Höhe.
Nichts wird mich von meinen Weg abbringen! redete Kryll sich selbst ein.
Und dann steckte er den Ring an seine Linke.
"Jetzt bist du der Träger des Ringes, Kryll von Arkull!" sagte der Namenlose. "Ein Diener Taraks..."
"Jetzt habe ich Macht!" rief Kryll fast feierlich und mit triumphierend leuchtenden Augen. Seine Worte galten niemand anderem als ihm selbst. Er schien einen Augenblick völlig abwesend zu sei, bis schließlich Norjans Stimme in sein Bewußtsein drang.
"Wir sollten jewtzt gehen!" schlug Norjan vor.
Der Namenlose schien derselben Meinung zu sein und nickte.
Als sie dann durch die langen, düsteren Gänge und die großen Säle der Zitadelle eilten, trafen sie auf keinen Ringwächter mehr.
Sie waren wie vom Erdboden verschluckt.
Kryll erschien dies als ziemlich merkwürdig.
"Wo mögen die Wächter geblieben sein?" wandte er sich an den Namenlosen, der vielleicht mehr wußte.
"Sie sind fort!" kam die Antwort. "Sie waren Geschöpfe des Ringes. Als du den Ring auf deinen Finger gesteckt hast, wurde er dein Sklave. Die Geschöpfe, die der Geist des Ringes schuf, verschwanden zwangsläufig."
Der König verstand nur zum Teil, was der Namenlose damit meinte, aber er fragte nicht weiter.
Der König war froh,
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