Elben Drachen Schatten
davon kaum beeindruckt. Den Namenlosen erschreckte die Selbstsicherheit dieses Wesens und in ihm loderte kalter Haß auf.
Es war letztlich der Haß gegen eine Stimme, von der der Namenlose tief in seiner Seele wußte, daß sie die Wahrheit sprach...
Der Namenlose hob seine Axt und schwenkte sie mit unglaublicher Leichtigkeit über dem Kopf.
"Warum willst du mich bekämpfen?" fragte der Ring mit seiner tiefen, melancholischen Stimme. Der Namenlose hielt in seiner Bewegung inne.
"Was wilst du noch?" rief er unwirsch.
"Ich möchte, daß du die Wahrheit erkennst!"
"Du hast lange genug geredet! Jetzt müssen Taten folgen! Entweder, du unterwirfst dich freiwillig, oder ich werde dich dazu zwingen. Hast du mich verstanden?"
"Ja, das habe ich."
"Dann unterwirf dich!"
"Nein."
"Du hast es nicht anders gewollt! Ich werde dich zwingen..."
"Ich ahnte, daß eines Tages wieder jemand versuchen würde, mich zu unterwerfen, um meine Kraft zu nutzen. Diesmal habe ich vorgesorgt!"
"Pah! Ich habe deine Wächter hinweggefegt!"
"Ich spreche nicht von den Ringwächtern..."
"Aber..."
"Du wirst es noch früh genug erkennen!"
Zum ersten Mal wurde der Namenlose unsicher, was seine Überlegenheit anging.
War alles nur Gerede, daß ihn einschüchtern sollte - oder steckte tatsächlich etwas dahinter?
Der Namenlose schwang die Axt und holte zu einen fürchterlichen Schlag aus.
Die monströse, rot leuchtende Waffe drang in die Lichtsäule ein. Im gleichen Moment fuhr ein stechender Schmerz durch die Axt in die Hand des Namenlosen und durchflutete seinen ganzen Körper.
Er schrie laut auf und ließ die Axt los. Die Zauberwaffe fiel zu Boden.
"Willst du noch immer versuchen, mich zu unterwerfen, Namenloser?"
Die Stimme des Ringes hatte jetzt keine Spur mmehr von Melancholie. Sie hatte einen hohntriefende, triumphierenden Unterton bekommen.
Der Namenlose empfand Verwirrung und er versuchte fieberhaft, seine Gedanken zu ordnen.
"Tarak wird dich zu bestrafen wissen!" rief er der Lichtsäule dann grimmig entgegen.
"Tarak hat keine Macht auf dieser Welt, solange es kein Tor zum Schattenland gibt", war die nüchterne Antwort des Ringes.
Der Namenlose wußte, daß sein Gegenüber recht hatte.
Was konnte er tun?
Ohne den Ring von Kuldan würde es kein Weltentor geben, das war ihnen beiden vollkommen klar.
Doch der Mann aus dem Schattenland hatte keineswegs die Absicht jetzt aufzugeben.
Der Namenlose kam ein wenig näher an die Säule heran. Er sah die Axt auf dem Steinboden liegen. Aber die Waffe war jetzt bedeutungslos, denn offenbar vermochte sie gegen den Ring nichts auszurichten.
Aber die noch immer von einem rötlichen Leuchten umgebene Streitaxt war nicht seine einzige Waffe...
Da vernahm er plötzlich wieder die Stimmes des Ringes.
Ihr Klang war eisig geworden.
"Ich habe gesiegt, aber ich werde dich nicht töten. Du kannst gehen!"
"So, du glaubst also, gesiegt zu haben..."
"Geh, bevor ich es mir anders überlege und dich vollständig auslösche!"
"Du irrst dich, Ring!"
Der Namenlose legte seine Kapuze zurück, so daß der dunkle Metallkopf sichtbar wurde.
Es dauerte nur einen Augenaufschlag, dann hatte der dunkle Metallkopf die Farbe gewechselt. Er leuchtete jetzt in demselben Rot wie die Axt.
Das Leuchten wurde abwechselnd stärker und schwächer. Es war ein gleichmäßiges Pulsieren.
Ein Pfeifen ertönte. Es war ein schriller, häßlicher Laut, der jedem gewöhnlichen Sterblichen die Nackenhaare aufgestellt hätte.
Am Kopf des Namenlosen öffnete sich eine Klappe und etwas Grünes, Funkelndes kam zum Vorschein.
Die Lichtsäule des Ringes wich unwillkürlich einige Schritt weit zurück. Das Wesen, das darin wohnte, schien die Gefahr zu ahnen.
Aber der Namenlose war unerbittlich.
Er folgte der Säule.
Das Grüne Etwas, daß sich im Innern des Metallkopfes verborgen gehalten hatte, kam nun heraus und löste sich von der rötlich schimmernden Kugel.
Das Pfeifen und Schrillen stieg jetzt bis auf ein schier unerträgliches Maß.
Das grüne, formlose Etwas schwebte auf den Ring zu. Es funkelte in einem giftigen Glanz.
Ein kurzer Aufschrei war zu hören, als das grüne Funkeln die Lichtsäule des Ringes erreicht hatte. Das konnte nur bedeuten, daß der Ring Furcht hatte.
Gefühle des Triumphes durchwogten den Namenlosen.
Als grüne Funkeln in die Lichtsäule eindrang, löste sich diese mit einem Zischen in Dampf auf und der Ring fiel zu Boden.
Das funkelnde Etwas kam daraufhin zurück zum geöffneten
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